von Karlsruhe nach Konstanz mit Zelt durch den Schwarzwald 2012

Ein Rucksack voller Träume

Mit einem Rucksack
voller Träume

sind wir am Sonntag, den 17. Juni 2012 zu einer 14-tägigen Wanderung von Karlsruhe nach Konstanz aufgebrochen. Angestachelt dazu hat uns ein Traum von Enrico und nicht zuletzt der Film “Der letzte Fußgänger” mit Heinz Erhardt und Christine Kaufmann. Das einzige jedoch, was wir aus dem Film tatsächlich mitgenommen haben, war das fröhliche Lied, ansonsten mussten wir uns so manchen Kilometer hart erwandern.
Und so starteten wir frohgelaunt bei einem bewölktem Himmel gegen 11 Uhr vor unserer Haustür und mussten schon bald ein Päuschen

einlegen, um beim ersten leichten Anstieg

am Geigersberg die Riemen der Rucksäcke nachzuziehen. Es waren zwar nur ca. 17° C, aber wir kamen trotzdem leicht ins Schwitzen – immerhin trugen wir so zwischen 12 und 13 kg auf dem Rücken. Trotzdem genossen wir einen grandiosen Ausblick

auf Karlsruhe von einem Punkt im Wald, wo wir vorher noch nie gewesen waren und wanderten dann munter weiter bis zur ersten Bank

im Bergwald. Dort legten wir die erste kleinere Verschnaufpause

ein und verstauten die ultraleichten, ca. 80 gr wiegenden Jacken irgendwo, was gar nicht so einfach war bei einem ohnehin bis oben vollgepackten Rucksack. Dabei sollte uns dieses “Gott sei Dank eine Bank” in Erinnerung bleiben, denn wie sehr wünschten wir uns manches Mal eine und fanden einfach keine. Bänke sind zum Ausruhen da, aber nicht für Fernwanderer! Lass die doch hasten ohne zu rasten …
Nach ein paar wenigen verirrten Tropfen von oben ging es jetzt trockenen Fußes weiter bis zum Infohäusle kurz vor Waldbronn. Während wir um halb zwei unser Picknick

genossen und unsere Rucksäcke um ein paar Gramm leichterten, schob der Wind die Wolken immer mehr beiseite und ließ den Sonnenstrahlen freien Lauf auf unsere nicht behandelte Haut. Es schien, als ob sich der Himmel öffnete und das Land sich plötzlich weitete. Froh über den herrlichen Sonnenschein wanderten wir in den Ort hinein, ließen das schnuckelige Radio- und Heimatmuseum

rechts liegen und begaben uns auf einen Milchkaffee ins Kurcafé von Waldbronn. Unsere Füße und Schultern dankten es uns, dass wir hier pausierten. Wir ließen den Blick schweifen, den Milchkaffee schmecken, erleichterten uns und verließen Waldbronn durch den großzügig angelegten Kurpark.
über den Mühlenweg gelangten wir schließlich nach Neurod, wo wir gegen halb vier auf dem “Campingplatz Albgau” eintrafen. Da wir nur eine Nacht blieben, bekamen wir auch einen dementsprechenden Platz unter einer Laterne

direkt am Hauptweg zugewiesen. Jedenfalls waren die Wolken nun vollends verschwunden und die Sonne lachte von einem strahlendblauen Himmel, was den Zeltaufbau wesentlich erleichterte und uns die Dusche darauf wie einen Segen vorkommen ließ.
Während andere sich das Fußballspiel der EM 2012 – Deutschland gegen Dänemark – anschauten, genossen wir unseren Radler und Rotwein in einem leeren Biergarten und freuten uns, dass wir die ersten 14,5 km so zügig hinter uns gebracht haben.

Montag, 18. Juni 2012

Ich muss zugeben, wir haben nicht schlecht geschlafen, die erste Nacht im Zelt, aber: Man kann einfach keine Isomatte mit einer kuscheligen Matratze auf einem Lattenrost vergleichen. Das funktioniert nicht. Und genauso haben wir geschlafen, begleitet vom Plätschern der Alb und den vorbeidüsenden Bahnen als Hintergrundmusik. Und wie es auch noch Petrus wollte, öffnete er mal kurz die Schleusen und ließ aus einer einzigen Wolke über uns ein paar Tropfen fallen, aber genügend, um uns beim Zeltabbau zu hindern.
So kamen wir erst gegen halb elf mit einem betröpfelten Zelt weg und spürten schon nach den ersten paar Metern: Dies sollte ein heißer Tag werden. Bis Marxzell kamen wir noch gut voran, denn es ging ja auf einer Art Waldautobahn, dem Graf-Rhena-Weg

entlang. Wir genossen die Kühle des Waldes ebenso wie die herrlichen Albauen, die uns allerdings durch einen Zaun an deren Betreten hinderten. Dafür erfreuten wir uns an einem Päuschen gegen 12 Uhr in einer Countrykneipe in Marxzell und nutzten gleich die Gelegenheit, um ungesehen die Schuhe zu lüften (ist wichtig, um der Blasenbildung vorzubeugen). Nach einer guten halben Stunde ging es dann munter weiter nach Frauenalb. Doch irgendwann ging fast nichts mehr, denn entweder waren die Rucksäcke falsch gepackt oder zu schwer, vielleicht war es nur zu heiß oder es fehlten ganz einfach die Bänke zum Ruhen. Jedenfalls hatten wir unsere liebe Not voranzukommen, schafften es trotzdem noch ganz gut bis zur Klosterruine in Frauenalb, wo wir uns gegen halb zwölf erschöpft und dankbar auf einem Rondell von Bänken unter einem Schattenspenden Baum niederließen. Wieder wurden die Schuhe gelüftet und unsere Wecklen verzehrt, ehe wir zum letzten Stück nach Bad Herrenalb aufbrechen konnten.
Aber irgendwie hatte uns die Lust verlassen und der Wanderfrust bahnte sich einen Weg direkt über die heiße Sonne auf die schweren Rucksäcke, hinunter über schmerzende Schultern bis hin zu brennenden Fußsohlen. Die grasenden Pferde und wiederkäuenden Rinder

linkerhand waren uns nun genauso egal wie die erste überquerung der ehemaligen Landesgrenze zwischen dem Großherzogtum Baden

und dem Königreich Württemberg.

Froh, das Ortseingangsschild von Bad Herrenalb erreicht zu haben, beluden wir uns im Supermarkt mit noch mehr Lebensmitteln, denn wir sahen überhaupt keinen Sinn darin, vom außerhalb gelegenen Campingplatz noch einmal 3 km zurückzulaufen, um uns mit Proviant einzudecken.
Völlig verschwitzt und abgespannt erreichten wir den “Campingplatz Jungbrunnen” gegen halb vier und standen buchstäblich vor verschlossener Tür. Etwas ratlos warteten wir erst eine Weile davor, bis uns die Idee kam, doch mal bei der Telefonnummer anzurufen, die da an der Tür geschrieben stand. Alles halb so wild, der Besitzer würde gleich kommen und wir könnten unser Zelt schon mal aufstellen, hieß es. Also packten wir unser inzwischen trockenes Zelt aus und stellten es unter einer riesigen Eiche auf.
Was wir natürlich nicht wussten (und deshalb keine Kurtaxe zahlen brauchten), war die Tatsache, dass genau gegenüber (und das schon seit Freitag) das ortsübliche Sportfest abgehalten wurde, was erst früh am nächsten Morgen enden sollte. Da ich meine Ohrstöpsel daheim vergessen hatte, konnte ich mich innerlich schon mal auf eine schlaflose Nacht einrichten.
Nach dem Verzehr unserer Paella aus der Tüte setzten wir uns für ein großes Radler zum Besitzer des Platzes vor und erfuhren gleichzeitig, dass Deutschland die Dänen mit 2:1 geschlagen hatte und somit im Viertelfinale stand. Da es zum Schlafen noch zu früh war, trotteten wir mit einem kleinen Fläschchen Rotwein ein Stück den angrenzenden Hügel hinauf und genossen einen schönen Blick auf den Campi

und den Sportplatz, von dem ein Kommentator die Mannschaften eher schlecht als recht anzufeuern versuchte. Wir hingegen philosophierten über die nächste Etappe, genossen dabei in langsamen Zügen unseren Rotwein und hofften doch, nach schweißtreibenden 16,6 km einen erholsamen Schlaf zu finden.

Dienstag, 19. Juni 2012

Erholsamer Schlaf – was ist das??? Das fragten wir uns, als wir an diesem Morgen wie gerädert aus den Schlafsäcken krochen. Denn an Schlaf war letzte Nacht wegen des Sportfestest überhaupt nicht zu denken; zuerst bedankte man sich bei allen Sportlern, Helfern und Helfershelfer, dann konnte man bis weit in die Nacht das Tanzbein schwingen und zu guter Letzt war noch das Aufräumen der Biertischgarnituren zu vernehmen. Eine super Nacht! So schlecht haben wir schon lange nicht mehr geschlafen! Nichtsdestotrotz schien über allem die Sonne und erwärmte schnell unsere vergrummelten Gemüter und müden Glieder. Löslicher Kaffee und Brötchen vom Vortag brachten uns wieder in die Gänge, so dass das Aufräumen und Zusammenpacken zügig von der Hand ging und wir um viertel nach zehn unsere nächste Etappe starten konnten.
Langsam stiegen wir die Stufen auf das Hügelchen hinter dem Campi hinauf und kamen noch einmal an jenem Bänkchen vorbei, auf dem wir am Abend zuvor mit unserem Fläschchen Rotwein gesessen hatten und wanderten ein Stück den Quellenerlebnispfad

entlang. Und was jetzt kam, werden wir wohl nie vergessen, denn so schön urig

und lauschig die Natur sich hier bot, so folgte ab dem Wurstberg (das Hügelchen heißt wirklich so) ein Anstieg

dem nächsten. Und hatten wir geglaubt, am Teufelsloch

hätten wir es geschafft und wären auf dem Kamm angekommen, so haben wir uns schwer getäuscht, denn es ging noch höher.

Die Sternwarte

konnte uns auch nur noch ein müdes Lächeln abgewinnen, denn schweißgebadet kamen wir endlich an der “Teufelsmühle”

in 908 m oben an. Doch wir haben uns die ganze Zeit zu früh auf ein schattiges Plätzchen und kühles Radler gefreut, denn die besagte Mühle hat Montag und Dienstag Ruhetag. Was für eine Freude; da quält man sich mit 13 kg auf dem Buckel einen steilen Berg hinauf, freut sich die ganze Zeit auf ein Eis oder kühles Getränk und dann das! Wir waren so was von enttäuscht, dass wir glatt den falschen Weg

einschlugen und als wir es merkten, es zu spät war zum Umkehren, was echt der Hammer

war.
Also wanderten wir erschöpft weiter, trafen dann wieder auf unseren eigentlichen Wanderweg

und konnten endlich eine Pause in einer Schutzhütte in der Nähe des Teufelgrabes machen. Endlich trafen wir auch mal wieder auf zwei Wanderer,

die auf dem Westweg unterwegs waren, denn an dieser Hütte trafen der Westweg, der E1 und der Mittelweg aufeinander. Diese überholten wir dann vor dem Abstieg zum Wildgehege in Kaltenbronn, wo wir endlich die Waldautobahn verlassen konnten und wieder einmal mehr auf einem fast zugewachsenen Wanderweg an der ehemaligen Landesgrenze

entlangspazierten. Hätten wir die schweren Rucksäcke nicht gehabt, hätten wir dem Wildgehege

noch einen Besuch abgestattet, aber so ließen wir es buchstäblich links liegen und gönnten uns erst einmal eine Erfrischung im Hotel Sarbacher.
So gestärkt ging es dann weiter nach Enzklösterle und der Abstieg gestaltete sich angenehmer als erwartet. Manchmal sind die Höhenlinien eben nicht ganz einfach zu deuten in den Karten und wir waren froh, dass es nicht so steil nach unten ging, wie es anfangs zur Teufelsmühle rauf ging. Kurz vor Enzklösterle überlegten wir, ob wir in eine Pension gehen sollten oder nicht. Denn eigentlich hatten sie schon für den ganzen Tag Regen vorausgesagt, aber für Regen war es ganz schön schön. Also entschieden wir uns auf der letzten Bank für den Campi, was wir bitter bereuen sollten.
Guter Dinge trafen wir kurz vor 17 Uhr auf dem “Campingplatz Müllerwiese” der Familie Erhard ein und wurden gleich herzlich begrüßt. Dieser schnuckelige und familiär geführte Platz liegt wirklich idyllisch an der Enz und ist umgeben von den Hügeln des Schwarzwaldes. Eine Ferienwohnung kann man auf dem Platz auch mieten, ebenso hat es eine kleine Schutzhütte am Rande des Platzes, in der wir auch wirklich Schutz vor dem noch kommenden Regen suchen sollten. Noch konnten wir unser Zelt im Trockenen aufbauen und auch unsere Linsensuppe bei Sonnenschein genießen. Auch der Schoppen Rotwein im “Hotelrestaurant Hirsch” im Ort selber schmeckte noch hervorragend trocken, aber ca. eine halbe Stunde, nachdem Steffi

(diese war kurz nach uns auf dem Zeltplatz eingetroffen und mit dem Mountainbike auf dem Mittelweg von Pforzheim nach Waldshut Tiengen unterwegs) sich auf einen Schoppen zu uns gesellt hatte, öffneten sich die Schleusen und in richtig schönen Schauern regnete es die ganze Nacht durch. Wir ließen uns allerdings nicht wirklich davon beeindrucken und saßen bis spät in die Nacht unter dem Dach der kleinen Schutzhütte auf dem Campi noch bei einer guten Flasche Kirschwein zusammen. Und dank der anstrengenden 19,5 km krabbelten wir erschöpft und leicht angedudelt in unsere Schlafsäcke und waren alsbald schon eingeschlafen.

Mittwoch, 20. Juni 2012

Dank des Rotweins haben wir zwar gut geschlafen, aber der Regen hörte nicht auf. Und das fanden wir nun weniger erbaulich. Zum Glück gab es die kleine Schutzhütte,

in der wir dann zu dritt frühstückten, nachdem Enrico beim Bäcker Brötchen holen war. Da der Himmel keine Anstalten machte, seine Schleusen wieder zu schließen, packten wir das Zelt im Regen ein und verstauten es nass im Rucksack, der nun noch schwerer wog. Doch es half kein Jammern und kein Klagen, da mussten wir durch.
Wir verabschiedeten uns von Steffi und setzten uns viertel nach 10 im schaurigen Regen in Bewegung und erklommen den Himmelsberg,

d. h. wir umrundeten ihn teilweise, denn wir hatten uns verhatscht.

Das waren unsere ersten Zusatzkilometer an diesem Tag. In Simmersfeld wollten wir eigentlich ein Käffchen trinken, aber der Wanderweg führte uns nicht bis in den Ortskern, sondern ließ uns in einem Haltestellenhäuschen für Busse eine kurze Vesperpause einlegen und die ersten Blasen bei Enrico versorgen.
Mit dem Bild einer dampfenden Kaffeetasse vor Augen liefen wir weiter Richtung Fünfbronn. Und hier hatte ich das erste Mal das Gefühl, gar nicht im Schwarzwald zu sein, denn die Natur und das Gelände erinnerten mich irgendwie an die Hohe Straße im Hohenlohischen, so scheinbar unhügelig war es hier. Während einer Regenpause erreichten wir Fünfbronn, nachdem es erst steil nach unten und dann geschätzte 1000 Meter wieder hinauf ging (die Schluchten und Täler zwischen den Hügelchen gaben sich leider erst recht spät zu erkennen), aber von einem Café keine Spur. So musste es halt ohne Käffchen weiter gehen.
Dass Theorie und Praxis oft getrennte Wege gehen, mussten auch wir zwischen Fünfbronn und Hochdorf feststellen, denn wegen mangelnder Beschilderungen und anderer Wegführung als in der Karte verzeichnet, haben wir uns wieder mal verhatscht und sind mehr Kilometer gewandert, als wir eigentlich wollten. Zu allem Unglück hatte auch noch die “Hochdorfer Sägmühle” geschlossen, die eigentlich hätte geöffnet sein sollen, denn laut Schildchen war Dienstag Ruhetag bei denen. Also war es wieder nichts mit einer Rast.
Müde trotteten wir weiter und als ob es nicht schon genug Unglück gegeben hätte, rutschte ich auch noch aus und fiel so unglücklich auf meinen linken Wanderstock, dass es mir die komplette Spitze abbrach. Zum Glück sind die Stöcke höhenverstellbar, so dass ich die Länge halbwegs kompensieren konnte. Aber Halt und Grip bot nun der eine Stock gar nicht mehr und das dumpfe Klacken des harten Plastiks auf Asphalt war auch nervig. Aber froh, dass sonst nichts weiter passiert war, erreichten wir völlig ausgebrannt die “Pfaffenstube” in der wir uns stärken konnten. So, und nun fing das Rätselraten an, denn der nächste Campi an der Nahgoldtalsperre war zwar auf der Karte eingezeichnet, aber im Internet war er nicht zu finden. So wollte Enrico eigentlich noch weiter bis Dornstetten, aber das hätten wir nie und nimmer mehr geschafft an diesem Tag. Also erkundigten wir uns beim Wirt, der meinte, dass es den Campi schon gäbe, aber es wäre kein so großer.
Also machten wir uns gegen 17 Uhr wieder auf die Socken für die restlichen Kilometer. Da der Campi auf unserer Karte aber oberhalb des Stausees am Wanderweg eingezeichnet war, wir uns dummerweise auch danach richteten, verhatschten wir uns nun zum dritten Mal an diesem Tag. Denn tatsächlich liegt der Campi beinahe am Ende des Sees

unweit der Straße! Also liebe Kartographen und Vermessungsämter: Bitte um sorgfältige Einzeichnung und wahrheitsgetreue Wiedergabe solcher örtlichkeiten! Was wir dafür auf den letzten Metern bergauf und wieder hinunter miterleben durften, war eine sensationelle Krötenwanderung. Eigentlich waren die kleinen Hüpfer nicht größer als ein Daumennagel, aber es gab so viele davon, dass es besser gewesen wäre, uns wären Flügel gewachsen, um keinen dieser kleinen Springtiere tottreten zu müssen.
Der Regen hatte sich nun vollends verzogen und wir wanderten wieder bei herrlichstem Sonnenschein am Nahgoldstausee entlang. Ein wahrlich schönes Stück Natur hier und kaum Menschen unterwegs … Doch wir waren zu erschöpft, um noch irgendetwas richtig aufnehmen und innerlich verarbeiten zu können. Dann endlich, ziemlich am Ende des Sees zeigte sich uns linker Hand ein kleiner, halbwilder Zeltplatz.

Also wenn es dieser sein sollte, wie in der Wanderkarte als Campingplatz ausgewiesen, dann war das nicht nur knapp daneben, sondern um einiges vorbei!
Und um unseren müden Knochen endlich Ruhe zu gönnen, schlugen wir unser Zelt

auf diesem kleinen Zeltplatz

gegen halb sieben auf. Eigentlich wollte ich ja weiter bis Erzgrube und in einer Pension nächtigen wegen der erfrischenden Dusche, aber meine Füße wollten nicht mehr. 27,3 km (zustande gekommen durch mehrmaliges Verlaufen) waren doch zu viel, sogar so viel, dass wir nicht einmal mehr in der Lage waren, hinunter an den See zu gehen.
Während Enrico seine Isomatte flickte, um nicht wieder auf der harten Erde schlafen zu müssen und ich schon bei der zweiten Tasse Pfefferminztee saß, genossen wir ganz nebenbei diese wunderbare Ruhe und Stille hier. Nur vereinzeltes Motorengebrumm und Vogelgezwitscher störte die ansonsten schon beängstigend wirkende Stille. Und während ich mir die Knabberleisten putzen war (zum Glück gab es ein Toilettenhäuschen

außerhalb des Platzes), kam die Obrigkeit und wollte Geld. D. h. ein Herr vom Ordnungsamt stand plötzlich gegen acht Uhr vor Enrico und kassierte den Beitrag für diese eine Nacht. Sicher, es war mit Abstand die billigste übernachtung, dennoch musste ich ungeduscht in meinen Schlafsack krabbeln! Mann, roch ich gut an diesem Abend …

Donnerstag, 21. Juni 2012

Irgendwie war das schon ein eingespielter Tagesbeginn, denn wie immer krochen wir gegen 8 Uhr aus unserem Zelt, um den Gang aufs örtchen anzutreten und uns dann an den Frühstückstisch zu setzen. Auf diesem Zeltplatz gab es tatsächlich einen Tisch und zwei Bänke aus massiven Holzstämmen gezimmert, doch fiel unser Frühstück eher karg aus, denn es gab ja nichts zu kaufen hier. Hätten wir allerdings gewusst, dass nur ein paar hundert Meter weiter eine kleine aber feine Lokalität zum Frühstück lud, wir wären doch dort eingekehrt.
Jedenfalls trocknete unser Zelt schneller als gedacht vom Schwitzwasser ab, so dass wir ca. 20 nach 10 starten konnten.
Die besagte Lokalität ließen wir rechts am Ende des Sees liegen und liefen mit noch müden Füßen durch Erzgrube hindurch nach Igelsberg, um von dort auf dem Mittelweg

nach Freudenstadt zu gelangen. Der freundliche Herr vom Ordnungsamt hat schließlich gemeint, der Weg wäre so super zu laufen, dass wir ihm einfach Glauben schenkten und tatsächlich diesen Weg gingen und nicht den eigentlich geplanten. Nur, wer sich solche Fernwanderwege ausdenkt, der sollte auch mal an eine Ruhe- und Rastmöglichkeit denken. Oder ist man allen Ernstes des Glaubens, dass selbst ein geübter Wandersmann 30 km am Stück ohne jegliche Rast hatschen kann? Jedenfalls habe ich mehr als einmal geflucht, nicht nur, weil die Bänke oder Hütten fehlten, sondern auch wegen der grandiosen Aussicht, die man hier überhaupt nicht hatte. Klar, es ging durch den Schwarzwald, aber wir gingen seit vier Tagen schon durch den Schwarzwald und hätten ganz gern mal eben eines von diesen wunderbaren Schwarzwaldpanoramen gehabt. Also wenn man auf diesem Stück des Mittelweges keinen Wanderkoller bekommt – wo dann? Jedenfalls habe ich Enrico dann mal gebeten, auf seiner Karte nach einer Hütte Ausschau zu halten und tatsächlich war eine links und eine rechts des Weges eingezeichnet. Also verließen wir den Weg und folgten einem anderen ca. 400 Meter rechts den Berg hinunter und waren wieder mal enttäuscht, dass es keine Hütte gab. Aber es half kein Lamentieren: die Sonne brannte, wir hatten Hunger und unsere Schuhe wollten gelüftet werden. Also rollten wir auf einer kleinen Lichtung die Picknickdecke

aus, kochten uns ein paar Chinanudeln, ließen die Socken qualmen und genossen für kurze Zeit die Ruhe und Abgeschiedenheit.
Gegen 13 Uhr ging es zurück auf den Mittelweg

und seltsamerweise häufte sich die Anzahl der Hütten am Wegesrand kurz vor den Toren Freudenstadts wieder, so dass wir noch einmal eine kurze Trinkpause in einer Schutzhütte einlegen konnten. Dann ging es auf zum Endspurt, was noch mal ein heißer Trip wurde, denn die Sonne brannte erbarmungslos, als wir aus dem Wald traten

und in die Stadt hineinliefen.

Ich konnte es kaum fassen, als wir an dem Straßenschild – Karlsruhe 83 km –

vorbeikamen und Enrico meinte, es müssten aber schon über 100 km gewesen sein, die wir zurückgelegt haben. Und das ließ mir beinahe Flügel wachsen.
In einem Café in der Innenstadt

genossen wir die kalten Getränke genauso wie die warmen Speisen und wollten eigentlich nicht wieder aufstehen. Aber wir mussten, denn wir wollten ja noch zum fünf Kilometer entfernten “Natur-Campingplatz Langenwald”, auf dem wir dann ziemlich müde und erschöpft gegen 18 Uhr eintrafen. Da wir so geschafft waren und die Gegend

regelrecht zum Bleiben einlud, entschlossen wir uns, gleich für zwei Nächte einzuchecken. Endlich mal wieder ein Campi

nach unserem Gusto

– mit 5 *****.

Oh, wie genossen wir die Dusche ohne Duschmarken und oh, wie bestaunte ich die Blase unter meinem linken, mittleren Zeh. Zu wundern brauchte ich mich darüber allerdings nicht, denn nach erneuten 27,2 km schien das nur natürlich, dass sich Blasen bildeten und die Füße brannten. Meine Fußsohlen allerdings brannten so sehr, dass ich jeden Kiesel, selbst durch die dicke Sohle meiner Wanderschuhe, gespürt habe. Zu essen brauchten wir nichts mehr, aber die Wäsche musste durchs Wasser gezogen werden. Da wieder mal Regen vorhergesagt wurde, hingen wir sie gleich im Trockenraum (was für ein Luxus) auf und ließen uns danach mit einem Fläschchen Rotwein im Aufenthaltsraum vor dem Fernseher nieder(ich sag doch, 5***** Campi – einfach ein Genuss), um mal wieder Tagesschau und Wetterbericht schauen zu können.
Da wir zu müde zum Aufstehen waren, es tatsächlich anfing zu regnen, schauten wir gleich noch den Film “Ich trag dich bis ans Ende der Welt” an und sahen die Parallelen zu unserer Wanderung und waren doch froh, im Trockenen zu sitzen. Irgendwann zwischen zwei Regenschauern huschten wir ins Zelt und schlossen müde die Augen für die kürzeste Nacht von diesem Jahr.

Freitag, 22. Juni 2012

Das war so ein Tag, wie ich ihn gerne mag. Wir gönnten uns einen „freien“ Tag und wir brauchten ihn auch. Unsere geschundenen Rücken wollten einfach keinen Rucksack mehr und unsere Füße wollten einfach keine 27 km mehr gehen. Deshalb nahmen wir den Bus und fuhren mit unserer Konus-Gästekarte nach Freudenstadt hinein. Dort deckten wir uns mit neuem Proviant ein, besorgten für mich ein Paar neue Gehhilfen (das sind nichts anderes als Walkingstöcke, aber aus Carbon und damit superleicht) und genossen in einem anderen Café am Marktplatz

la dolce vita in der Mittagssonne.
Freudenstadt ist einfach eine tolle Stadt und der Campingplatz hier ist überhaupt sehr zu empfehlen, denn mitten im Schwarzwald gelegen geht es von ihm bequem noch tiefer in die grüne Lunge der Region hinein – egal ob zu Fuß, per Bahn oder Bus.
Doch auch jedes süße Nichtstun geht einmal vorbei und wir beendeten diesen “freien” Tag mit einem zünftigen

Abendessen

in der Campingplatzkneipe und saßen danach wieder mit einem Fläschchen Rotwein auf hölzernen Bänken an einem hölzernen Tisch,

umringt von hohen Bäumen auf dem Campi. Während die meisten jetzt das Viertelfinale der Fußball EM schauten, genossen wir den Wein und den Sommer im Schwarzwald und erinnerten uns mehr als nur einmal an den Film “Der letzte Fußgänger”.

Samstag, 23. Juni 2012

Welch eine Freude: Deutschland hat Griechenland mit 4:2 geschlagen und steht nun im Halbfinale der Fußball EM! Das war gleich die erste Nachricht des neuen Morgens und ich muss sagen, ich habe dank Ohrstöpsel (in Freudenstadt Tags zuvor erworben) hervorragend geschlafen. Das geht natürlich auch noch zu toppen und würde dann so klingen: Das war die beste Nacht seit letzten Sonntag. So tief und fest habe ich beim Zelten noch nie geschlafen!
Während unser Zelt im Sonnenschein langsam vom Schwitzwasser trocknete, genossen wir ein reichhaltiges Frühstück auf eben jenen Bänken, wo wir am Abend zuvor unseren Rotwein genossen haben.
Um halb elf konnte es endlich wieder losgehen und wir konnten unsere nächste Etappe nach Bad Rippoldsau-Schapbach in Angriff nehmen. Der eine Ruhetag hat uns wirklich so gut getan, dass es beinahe beschwingten Fußes vorwärts ging. Meine neuen Stöcke sind dank ihres hohes Carbonanteils so leicht, dass man beinahe schon das Gewicht der Gummipuffer am Stockende als störend empfindet. Da Enrico irgendwie Probleme mit seinem Rucksack und daher Schulterschmerzen hatte, machten wir kurz vorm Zwieselberg an einer Schutzhütte

eine kleine Pause, um seine schmerzenden Schultern mit Salbe zu versorgen. Eigentlich sollten wir jetzt unseren Wanderweg, der uns rechts herum führte, weitergehen, doch aus unerfindlichen Gründen war dieser durch ein Absperrband

nicht begehbar. Also wählten wir eine Alternativroute, die uns irgendwann auch wieder auf unseren alten Weg

führte. Und ich muss sagen, es war ein sehr angenehmes Wandern.

Lag es nun am Wetter (nicht zu warm, nicht zu kalt, nicht zu windig) oder am wanderfreien Tag gestern, jedenfalls kam mir das Lied aus dem Film “Der letzte Fußgänger” in den Sinn, welches ich munter vor mich herträllerte , als es auf dem Weg nach Bad Rippoldsau-Klösterle

hinunter ging. Wie es sich angehört hat, weiß ich nicht, aber außer uns war ja niemand unterwegs, so dass es mich nicht weiter störte und Enrico wahrscheinlich auch nicht (sonst hätte er schon was gesagt).
So frohgelaunt schmeckte der Milchkaffee im “Klösterle Hof” gleich noch mal so gut und bei herrlichstem Sonnenschein setzten wir unsere Wanderung

gegen 14 Uhr fort. Obwohl es teilweise durch den Wald ging, waren die Motorradfahrer einfach nicht zu überhören. Kein Wunder auch – es war Samstag und herrliches Wetter, wen juckt es da nicht in den Fingern und Füßen, mal ordentlich Gas zu geben … Ob sie allerdings die Landschaft

dabei genauso sahen, wie wir es wahrnahmen, bleibt fraglich.
Jedenfalls genossen wir mit allen Sinnen die Wanderung auf dem Wolftalweg

und waren immer wieder entzückt von dieser Landschaft hier. Vielleicht kann man es auch verrückt nennen, aber wir bekamen einfach nicht genug von diesen herrlichen Schwarzwaldpanoramen,

die sich uns unterwegs boten. Endlich, denn das hier war der Schwarzwald,

wie man ihn kennt und ich ihn liebe: saftige Wiesen,

auf denen vereinzelte Rinder wiederkäuten, bewaldete Hügel, die sanft in grüne Täler

übergehen und die typischen Schwarzwaldhäuser

mit ihren imposanten Dächern und den großen, von einem Blütenmeer übersäten Balkons. Das kommt dem Paradies schon sehr nahe. Blickt man allerdings auf die Geschichte

und das Leben der Menschen im Schwarzwald zurück, dann war das eher ein Kampf ums überleben, wo der Spruch: … unser täglich Brot gib uns heute … noch eine wahre Bedeutung

hatte. Froh, in der jetzigen Zeit leben zu dürfen, trottete ich Enrico hinterher und erfreute mich am herrlichen Panorama

links und rechts des Wolftalweges.
Gegen 16 Uhr trafen wir endlich, nach nur 17,5 km, auf dem “Campingplatz Alisehof” in Bad Rippoldsau-Schapbach ein.

Schnell war das tägliche Ritual wie Zelt aufbauen, duschen, Wäsche waschen vollbracht, so dass wir uns wieder den schönen Dingen wie Abendbrot essen und Rotwein trinken widmen konnten. Ich weiß nicht, ob es an der frischen Luft lag oder daran, dass wir ständig unterwegs waren, aber irgendwie schmeckte alles besser, sei es nun ein schnöder Eintopf oder eine Tiefkühlpizza. Obwohl ich kein großer Pizzafreund bin, aber die hier hat mal vorzüglich geschmeckt, ebenso der Rotwein danach … Dieser Campi

ist eigentlich genauso zu empfehlen wie der in Freudenstadt, denn es gibt alles, was das Camperherz begehrt: Freundliches Personal, gepflegte Sanitäreinrichtungen, eine kleine Kneipe und ein Minilädchen, wo man sich mit dem Notwendigsten versorgen kann. Das verstehe ich unter Camping. Und – man wird auch nicht schief angeschaut, wenn man nur eine Nacht bleiben will!
Lange ging es an diesem Abend allerdings nicht mehr, denn gegen 21 Uhr krochen wir, trotz dass es nur 17,5 km waren, müde und geschafft in unsere Schlafsäcke und genossen einen traumlosen Schlaf.

Sonntag, 24. Juni 2012

Bei herrlichstem Sonnenschein krochen wir um acht aus dem Zelt, frühstückten auf unserer Picknickdecke und bekamen vom Platzwirt sogar vier gekochte Eier (die waren noch ganz warm, also frisch gekocht). Welch ein Luxus nach einer Woche Frühstückseierabstinenz! Jedenfalls lud das Wetter regelrecht zum Wandern ein, so dass wir gegen halb elf aufbrechen und entlang des wunderschönen Wolftalweges

nach Wolfach spazieren (dieser Weg wird irgendwann nur noch als Spazierweg ausgewiesen) konnten. Also wer den Wolftalweg

nicht kennt, der sollte ihn unbedingt mal begehen. Einfach herrlich zu laufen: mal neben dem Fluss,

mal oberhalb, mal erweist sich der Fluss namens Wolf als dünnes Rinnsal, dann wieder als reißender Bach, zwischendurch kann man elegante Fischtreppen bewundern oder man wandert durch einen (beleuchteten!)

Tunnel.

Und natürlich nicht zu vergessen: das Schwarzwaldpanorama

– einfach einzigartig! Es gibt also alles,

was das Wanderherz begehrt,

nur ein paar mehr Bänkchen

hätten wir uns wieder gewünscht. Aber wozu hat man denn eine Picknickdecke? Diese schlugen wir pünktlich zur Mittagszeit auf einem kleinen Grünstreifen im Wald auf und hielten Siesta, bis uns die ersten Zecken wieder aufscheuchten. Kann man diese Biester eigentlich mit irgendwas vergleichen? Ich glaube nicht, denn sie wollen überhaupt nicht dein Bestes, sie wollen dein Lebenselixier, was durch deine Adern fließt. Doch das haben wir ihnen nicht gegönnt, denn schnell war alles wieder eingepackt und wir von dannen getrabt.
Eigentlich wollten wir ja auf dem Campingplatz im Untertal hinter Wolfach nächtigen, aber da mal wieder Regen vorausgesagt war, wir uns so eine Aktion wie in Enzklösterle ersparen wollten, haben wir schon am Vortag bei Fam. Hilger in Wolfach nachgefragt, wie es ausschaut mit einer Unterkunft für eine Nacht. Diese Pension haben wir auf unserer ersten Pilgerreise durch das Kinzigtal vor zwei Jahren kennen gelernt und gedacht, man würde sich an uns erinnern. Aber auch nur, weil es ein Gästebuch im Haus der Hilgers gab, sonst wohl eher nicht.
Es waren zwar nur 16,5 km an diesem Tag, aber irgendwie zog sich das letzte Stück von Oberwolfach nach Wolfach dermaßen zäh in die Länge, dass man meinen konnte, nie irgendwo anzukommen. Und als ob das nicht genug wäre, haben wir uns zu guter Letzt auch noch verhatscht und sind über gefühlte 1000 Stufen den gefühlt steilsten Anstieg aller Zeiten hochgekraxelt, um am Ende “Am Stuckhäusle” zu stehen und enttäuscht festzustellen, dass das mal wieder der falsche Weg war. Obwohl man von hier oben einen wunderbaren Ausblick auf Wolfach und Umgebung hat, konnten wir es nicht richtig genießen, denn wir wollten nur noch in unsere Unterkunft, die Rucksäcke loswerden und endlich unter die Dusche. Es war nicht wirklich die Sonne, die brannte, sondern die schwüle Luft, die aufs Land drückte und jedem zu schaffen machte, der atmen konnte. Sogar die Raben stolzierten mit weit geöffnetem Schnabel über den Weg und suchten träge nach essbaren Krumen. Nun gut, dass Regen kommen würde, war ganz klar am Himmel auszumachen, denn die dicken, weißen Wolken lösten sich schnell auf zu einem konturlosen Grau, wo man Anfang und Ende nicht ausmachen konnte.
Aber wir hatten mal wieder Glück, denn trockenen Fußes gelangten wir bei Fam. Hilger an, trockenen Fußes auch zum “Gasthaus zur Fortuna” und trockenen Fußes wieder zurück zur Pension. Der Regen allerdings ließ auf sich warten, denn der kam erst, als wir schon tief und fest in einem richtigen Bett (das erste Mal seit einer Woche wieder) schliefen.

Montag, 25. Juni 2012

Eigentlich hätten wir uns mehr erwartet von einer Nacht mal wieder in einem Bett, aber wir haben genauso unruhig geschlafen wie in den Nächten zuvor im Zelt, nur dass wir uns nicht früh aus den Schlafsäcken schälen mussten und kein nasses Zelt zu fürchten brauchten. Dafür bekamen wir ein super Frühstück geboten, was sogar noch für ein Vesperpaket für unterwegs reichte. Und Fam. Hilger war so lieb und nahm uns noch mit zur Post mit, wo wir unsere bis jetzt nicht gebrauchten Sachen heimschicken konnten. Immerhin konnten wir uns so ca. zwei bis drei Kilos entledigen, die schon nicht mehr auf unsere Schultern drückten.
Da wir ohnehin fanden, schon genug gewandert zu sein, wir auch mal mit der Schwarzwaldbahn fahren wollten, liefen wir also mit geleichterten Rucksäcken von der Post (eigentlich war das nur ein Schalter in einem Supermarkt) in Wolfach die ca. 6 km bis zum Bahnhof in Hausach, stiegen dort in den Zug und fuhren bis St. Georgen. Dort mussten wir noch mal ein gutes Stück den Berg hinauf, um zur Touristinfo zu gelangen, da es in diesem Teil vom Schwarzwald weit und breit keinen Campingplatz gab, der überdies noch auf dem Weg zum Bodensee gelegen hätte.
So gelangten wir schweißgebadet (die Regenwolken hatten sich verzogen und die Sonne blinzelte wieder durch ein paar verstreut am Himmel wandernde Wolken hindurch) kurz vor der Mittagspause (von 12:30 bis 14 Uhr) dort an und erkundigten uns nach einer übernachtungsmöglichkeit. Die freundliche Dame nahm auch gleich den Hörer zur Hand und konnte noch ein Zimmer im Hotel Garni “Schwarzwaldtanne” für uns reservieren. Doch auf dem Weg zu diesem Hotel merkten wir recht schnell, dass St. Georgen irgendwie den Anschluss an die bekannte Schwarzwaldidylle verpasst haben musste,

denn ehrlich gesagt hatten wir uns dieses Städtchen anders vorgestellt. Im Vergleich zu Wolfach machte St. Georgen auf uns einen verschlafenen, langweiligen und uninteressanten

Eindruck. Dieser Eindruck vertiefte sich noch, als wir ohne Rucksäcke nach dem Mittag durch das Städtchen an den See hinunter liefen. Wir waren rundherum enttäuscht von diesem Ort. Es gab noch nicht einmal ordentliche Ansichtskarten! Gut, im Zeitalter der Moderne sind Postkarten eh out, aber es gibt sie trotzdem noch in jeder größeren Stadt zu kaufen – in St. Georgen jedoch nicht. So kauften wir eben Zeitschriften und stöberten diese im Hotelzimmer dann durch.
Unser Abendbrot nahmen wir auf dem Balkon

am Zimmer ein, was im Zuge einer langsam herumwanderten Abendsonne sehr gemütlich, aber auch sehr windig war. Doch wir genossen unseren Nudelsalat mit Wienerle und natürlich unseren Becher Rotwein in vollen Zügen. Trotz TV im Zimmer wurde es kein langer Abend mehr und wir schliefen schneller ein als gedacht.

Dienstag, 26. Juni 2012

Die zweite Nacht in Folge in einem richtigen Bett zu verbringen war ein ungeheurer Luxus für uns. Aber diese Pensionsnacht war von vornherein geplant gewesen, eben wegen eines fehlenden Campis auf dem Weg ans Schwäbische Meer. Auch wenn es nur ein Hotel Garni war, aber ein Frühstücksbüfett hatte der Inhaber, Herr Hilser, hier aufgefahren, da haben selbst wir die Hälfte stehen lassen müssen. Und was wir als äußerst positiv hervorheben müssen, er bot uns an, für unterwegs noch Vesperpakete vom Büfett mitzunehmen. In welchem Hotel gibt es das schon?! So waren wir gut versorgt, ohne zu wissen, dass wir das sehr gut gebrauchen konnten. Und was wir noch so nebenbei von dem netten, freundlichen Herrn gesagt bekamen, war die Tatsache, dass die Stadt gar kein Interesse am Tourismus habe. Nun wussten wir auch, warum St. Georgen so verschlafen auf uns wirkte.
Also verließen wir um halb zehn diesen scheinbar in der Zeit stehen gebliebenen Ort und freuten uns, dass wir uns endlich mal zeitiger als gewohnt auf die Socken machen konnten. Man merkt es eben doch, ob man ein Zelt auf- oder abbauen muss – allerdings auch im Geldbeutel … Was einerseits total interessant, da abwechslungsreich, andererseits aber auch ganz schön nervig, da anstrengend, ist einfach die Tatsache, dass es im Schwarzwald ständig hoch und runter

geht.
Um auf den Mittelweg

zu gelangen, mussten wir auf der einen Seite von St. Georgen hinunter

und auf der anderen Seite wieder hinauf.

Eine schweißtreibende Angelegenheit bei herrlichstem Sonnenschein

und mit immer noch elf Kilo auf dem Buckel. So schraubten wir uns beinahe mühsam höher und höher, bis wir den wohl höchsten Punkt des Kesselberges mit 1024 m

erreicht hatten. Auch hier waren Bänke Mangelware, dafür gab es einen echten Galgen

aus dem Jahre 1721

zu bewundern, der zum Glück schon ausgedient hat. Voller Ehrfurcht blickten wir in eine schwindelerregende Höhe und ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie es ist, da oben zu baumeln und wie viele Menschen hier ihr Leben lassen mussten.
Schnell verließen wir den Ort des schaurigen Geschehens längst vergangener Zeiten und passierten kurze Zeit später schon die Wasserscheide.

Zur besten Mittagszeit dann erreichten wir den Stöcklewaldturm

und mussten mal wieder enttäuscht feststellen, dass wir den verkehrten Tag erwischt hatten, denn es war Dienstag und der Gastronomiebetrieb geschlossen.

Schade, denn ich wäre gern mal hinaufgestiegen. So stärkten wir uns auf den Bänken davor

und ließen noch kurz die Beine baumeln,

bevor es ans Weiterwandern ging. Und ich muss sagen, ab diesem Punkt war es wirklich angenehm, auf dem Mittelweg zu wandern. Denn anstatt auf scheinbar endlosen Waldautobahnen

ging es nun auf weichem Boden durch den Wald. Gut, hier und da wurde es schon holprig dank der vielen Baumwurzeln

und matschig

war es zwischendurch auch schon mal, aber es war einfach ein bequemes Laufen

mit ein paar hübschen Aussichten

links und rechts

des Weges. Was wir natürlich immer noch vermissten, waren die Ruhebänke am Wegesrand.
Doch dank des angenehmen Wanderns

durch mal mehr oder weniger

von der Sonne

beschienenen Waldes

waren wir schon halb drei in Furtwangen.

Dort gingen wir erst einmal in ein Buchgeschäft, um uns die letzte noch fehlende Wanderkarte zu besorgen, die wir auf unserem Weg an den Bodensee noch benötigten. Danach ging es ins „Café Mayerhöfer“ und bei Schwarzwälder Kirschtorte und Milchkaffee ließen wir Gott einen lieben Mann sein und unsere Seelen baumeln. Dabei mussten wir feststellen, dass Furtwangen auch ein schnuckeliges

Städtchen

ist und dank seiner Hochschule überhaupt nicht verschlafen wirkt, wie St. Georgen. Schade nur, dass wir weiter mussten, sonst hätte ich mir gern noch das Uhrenmuseum angeschaut. Aber dazu war jetzt keine Zeit mehr, denn wir mussten nach Linach, was noch einmal eine Wegstrecke von ungefähr 5 km bedeutete.

Auch wenn es wieder einmal hoch hinauf ging,

war es wieder ein angenehmer Weg

durch schattenspendenden Wald

und teilweise matschigem Untergrund. Gegen halb fünf kamen wir endlich auf dem “Campingplatz Michelshof”

an und waren total begeistert von dieser Idylle

hier. Von weitem hatten wir zwar schon ein Zelt

ausmachen können, aber tatsächlich standen nur vier Wohnwägen (mit Vorzelt)

hier, die aber zurzeit nicht bewohnt waren. Obwohl die Wirtin von Regen sprach, bauten wir unser Zelt auf dem terrassierten

Wiesengelände auf und hatten gute Probleme, die Heringe tief genug in den Boden zu bekommen. Irgendwann stand das Zelt,

die Leinen hielten und wir konnten uns den Staub und Schweiß von ca. 23 gelaufenen Kilometern von unseren Körpern duschen und aus der Kleidung waschen. Eigentlich gab es eine Kneipe,

aber da wir die einzigen Gäste waren, blieb diese geschlossen und es gab ein leckeres Nudelgericht

aus der Tüte auf der Picknickdecke vor unserem Zelt. Da von Regen noch nichts zu spüren war, genossen wir das wunderschöne Schwarzwaldpanorama mit den bimmelnden und grasenden Kühen ein paar hundert Meter vor uns und dem weiten Blick in ein langes Tal hinein, gesäumt von sanften Hügeln. Das war Schwarzwaldidylle pur und ich konnte mich nicht satt sehen, satt riechen und satt hören daran. Trotzdem fand ich es schon ein bisschen traurig, dass wir morgen den Schwarzwald verlassen sollten, jetzt, wo wir uns so an das Hoch und Runter, an dunkle Wälder und helle Lichtungen, an Kuhglockengebimmel und Güllegeruch gewöhnt hatten. All das sollte es morgen schon nicht mehr geben? Ich wollte das nicht. Ich wollte mein Schwarzwaldpanorama weiterhin haben, aber ich wusste auch, dass es weitergehen musste, wenn wir Konstanz in der geplanten Zeit erreichen wollten.
Da uns die fehlende Wanderkarte nun vorlag, besprachen wir dann kurz vor dem Schlafengehen die nächsten Etappen und merkten recht schnell, dass die Campis nicht gerade dort lagen, wo wir eigentlich lang wollten. Entweder waren die Etappen zu kurz oder so lang, dass wir es an einem Tag nicht geschafft hätten. Also planten wir nur die nächsten zwei Tage und wollten dann weiterschauen.

Mittwoch, 27. Juni 2012

Und der Regen kam doch noch. Denn als wir gegen acht Uhr die Augen aufschlugen, plätscherte es in einem nicht zu überhörenden Ton aufs Zeltdach. Es war zwar kein starker Regen, aber es reichte, um das Zelt vollständig zu benetzen und uns auf das Stück überdachte Terrasse von der Kneipe zu jagen, um unser Frühstück im Trockenen einnehmen zu können. Immerhin hat die Wirtin uns Brötchen besorgen können, so dass wir nicht mit leerem Magen (denn unser Proviant war fast vollständig aufgebraucht) losziehen mussten. Trotz Kuhglockengebimmel und Kuhgeruch war das mit 12 Euro die zweibilligste übernachtung, seit wir losgelaufen waren.
Ein wenig traurig wurde mir zwar schon zumute, dieses wunderbare Fleckchen Erde

zu verlassen, dennoch stapften wir kurz nach 10 Uhr los und einem kurzen Abstieg folgte ein schöner Aufstieg. Es waren zwar nur ca. 100 m Höhenunterschied, aber das hatte es in sich. Und dabei sollte es wieder ein sonniger Tag werden! Aber irgendwann waren wir oben,

nach dem Motto: Was uns nicht umbringt, macht uns stark. Doch wir sollten nicht lange oben bleiben, denn es folgte ein langgezogener Abstieg nach Urach,

wo wir glaubten, einen Milchkaffee

zu bekommen. Aber das war Fehlanzeige, denn Urach ist zu klein für ein Café, aber groß genug für eine eigene Kirche.

Also ließen wir Urach im Tal und begaben uns wieder bei schweißtreibenden Temperaturen hinauf auf den nächsten Höhenzug. Da es mal wieder an Bänken

mangelte, rasteten wir zur Mittagszeit zwischen Sommer- und Winterberg auf einem Baumstumpf im Wald und wählten dann den Abstieg nach Unterschollach. Was wir allerdings nicht wussten, war die Tatsache, dass man unseren in der Wanderkarte verzeichneten Weg einfach stillgelegt hatte. Und so ließ sich dieser auch begehen, denn es fehlte jegliche Beschilderung

und zugewuchert war er auch noch! Hinzu kam das absteigende Gelände von 1097 auf 895 m mit teilweise aufgeweichtem Boden.

Hier machten sich meine neu erworbenen Walking/Wanderstöcke und meine erst frisch besohlten Wanderschuhe total bemerkbar und ich war froh und dankbar dafür! Am Ende des Weges kamen wir direkt in einem Sägewerk heraus und vermuteten den Grund der Stilllegung des Weges darin. Nach einer kurzen Dusche von den Sprinkleranlagen zur Wässerung des Holzes stapften wir durch den Matsch weiter und begaben uns auf der Landstraße weiter nach Bubenbach, da es den eingezeichneten Wanderweg in natura nicht gab.
Um halb drei machten wir dann eine Kaffeepause in einem Hotel hoch über den Dächern von Bubenbach und nutzten die Pause, um unsere Schuhe zu lüften. Es war wirklich heiß geworden an diesem Tag, und wir hatten Durst ohne Ende. Aber wir konnten auch nicht zu lange verweilen, denn wir mussten weiter zum Kirnbergsee. Erst ging es noch ein Stück durch den Ort und dann per Waldautobahn

weiter. Doch je näher wir unserem Ziel kamen, desto mehr

zog sich der Schwarzwald

zurück, also der Wald

wurde lichter

und das Gelände flacher.

Nach einer 22,7 km langen Wegstrecke trafen wir dann gegen 17 Uhr auf dem Camingplatz am Kirnbergsee

ein.
Auch das ist ein sehr schöner Platz zum Campen,

wäre aber noch schöner

gewesen, wenn die Kneipe und der Kiosk auch geöffnet gewesen wären. Im Nachhinein erst erfuhren wir, dass es wohl einen Besitzerwechsel gegeben hatte und deshalb würden Kneipe und Kiosk erst am 01. Juli öffnen. Das war für uns leider zu spät, denn wir brauchten an diesem Abend etwas zu essen und am nächsten Morgen ebenso. Also duschten wir, wuschen Wäsche und trabten dann noch mal zum 700 m entfernten Schwarzwald-Gasthof „Sternenpost“, um unserem Magen etwas Gutes zu gönnen. Und das war es auch: Gutes Essen, gute Preise.
Und um diesen Tag verdauen zu können, setzten wir uns noch mit einem winzigen Fläschchen Willi an den Strand und genossen die abendliche Idylle am See.

Donnerstag, 28. Juni 2012

So schlecht wie wir geschlafen haben, haben wir auch gefrühstückt, denn irgendwo in meinem Rucksack habe ich noch zwei alte Wecklen gefunden, die uns fürs Erste reichen mussten. Denn es gab ja nichts zu kaufen weit und breit. Wir mussten halt nehmen wie es kam, konnten dafür im ersten zarten Sonnenschein (so zart war der gar nicht mehr, denn es drohte wieder ein heißer Tag zu werden) unser Zelt abbauen.
So starteten wir schon kurz vor 10 Uhr, kamen kurz darauf an der Staumauer

(der Kirnbergsee ist tatsächlich ein kleiner Stausee) des Sees vorbei und wanderten bis Waldhausen noch im Wald, der sich dann schlagartig lichtete und wir auf einem Radweg

durch Wiesen

und Felder weiter bis Bräunlingen

wanderten. Gegen halb zwölf ließen wir uns in der “Pizzeria Lucania” nieder und genossen ein kühlendes Eis

und frische Antipasti

und spürten wieder den Hauch von la dolce vita, der uns schon übermannen und zum Nichtstun verdammen wollte. Also zogen wir die Schuhe wieder an und wanderten

durch das bezaubernde

Bräunlingen

hindurch nach Hüfingen. Dort machten wir unweit

des alten Römerbades

ein Trinkpäuschen und freuten uns, bald am nächsten Campi zu sein. Doch die Vorfreude war schneller verflogen als gedacht, denn der Weg

zog und zog

sich und wollte scheinbar kein Ende nehmen. Dabei waren die letzten drei Kilometer die härtesten, denn bei brennender Sonne ging es auf blankem Asphalt

zwischen Wiesen und Felder hindurch

bis zum Riedsee-Campingplatz.
So kamen wir nach nur 18 km dennoch völlig erschöpft gegen halb drei auf dem Campi an und bekamen erst mal ein kühles Radler auf Kosten des Hauses (wahrscheinlich sahen wir so fertig aus, dass die gute Dame Angst hatte, wir könnten gleich umfallen). Da zwar kein Regen vorausgesagt war, wir aber nicht wussten, wie lange wir bleiben sollten, ließen wir die Abreise dieses Mal offen und bauten unser Zelt auf einer wirklich schönen Zeltwiese auf. Und wenn ich schön sage, dann meine ich das auch, mit einem richtig grünen Rasen in gepflegten Zustand, ein paar Bäumchen und ein paar Bänkchen ringsum.
Da wir ziemlich zeitig auf dem Platz waren, wollten wir eigentlich noch mit den E-Bikes (die man sich für etwas Geld auf dem Platz leihen kann) nach Donaueschingen rein. Aber wie es der Zufall wollte, fuhr Enrico die Hex´ ins Kreuz und nix ging mehr. Keine Einreibung half, auch keine Massage, aber das Internet half weiter und eine Tablette, deren Wirkung nach einer halben Stunde oder so einsetzte. Jedenfalls legte er die Beine auf die Bank

(diese Methode hatte er zuvor über das Internet erfahren), während ich duschen ging und genoss so einen herrlichen Blick auf blauen Himmel mit vorbeihuschenden Phantasiegestalten aus Watteähnlichen Wolken. Also sind wir nicht nach Donaueschingen rein, sondern ins Gespräch mit unserem Zeltnachbarn gekommen, der aus Jöhlingen stammt und mit dem Fahrrad von Split zurück nach Hause war.
Jedenfalls verbrachten wir einen äußerst ruhigen, mit Rückenschmerzen durchwachsenen Nachmittag und zum Abendessen gab es Ravioli aus der Dose unter einer überdachten Biertischgarnitur in der Nähe der Rezeption. Dabei haben wir uns noch ganz nett mit unserem Zeltnachbarn unterhalten, der sich dann aber das Halbfinale von Deutschland gegen Italien anschauen wollte. Da wir bis jetzt noch kein Spiel verfolgt hatten, brauchten wir dieses auch nicht anzusehen, was kein Verlust war, wie sich im nachhinein herausstellte. Wie immer krochen wir noch vor Sonnenuntergang in unsere Schlafsäcke und hofften auf einen erholsamen Schlaf.

Freitag, 29. Juni 2012

Also ich hatte einen erholsamen Schlaf letzte Nacht. Enrico eher weniger wegen seinem Rücken. Da an eine Weiterwanderung nun nicht mehr zu denken war, beschlossen wir, wieder einen Tag zu pausieren und uns Donaueschingen anzuschauen. Und gleich die erste Nachricht beim Brötchen holen war: Deutschland hat mit 1:2 gegen Italien verloren. Was für eine Niederlage, aber es gibt Schlimmeres, dachte ich mir und habe trotzdem mein Frühstück genossen, auch wenn es leicht tröpfelte (obwohl überhaupt kein Regen vorhergesagt war). Und wenn ich mich recht entsinne, hat es nachts auch mal geregnet gehabt …
Deshalb packte ich meine Regenjacke ein, Enrico bewaffnete sich mit seinem ultraleichten Regenschirm und viertel nach zehn haben wir uns auf nach Donaueschingen gemacht. Es waren zwar nur drei Kilometer, aber die können sich elendig ziehen bei praller Sonne und auf hartem Asphalt …

Trotz allem ist Donaueschingen

ein Besuch wert, nicht nur wegen der Donauquelle

(Hunderte von Bustouristen werden hier tagtäglich ausgeladen)

und des Zusammenflusses von Breg

und Brigach,

sondern auch wegen dem schmucken

Städtchen

an sich mit seinem fürstlichen Schlosspark

und der Fürstenberg

-Brauerei,

was man auch riechen kann, wenn der Wind günstig steht. Und der stand mal so was von günstig an diesem Tag, dass der süßliche Geruch der Maische einem schier den Atem nahm. Jedenfalls hat Enrico nicht nur sein Traumfahrrad

dort entdeckt, sondern auch eine Apotheke, in der er sich gleich mit neuen Tabletten für die Rückenschmerzen versorgte. Zum Glück hat das Beine hochlegen, die Salbung und die Tabletten bereits ein wenig geholfen, so dass er sich schon wieder gut bewegen konnte. Aber an ein Geschleppe mit 11 Kilogramm auf dem Buckel war nicht mehr zu denken.
So kamen wir irgendwann zu dem Entschluss, Zelt, Schlafsäcke und Isomatten heimzuschicken

und mit geleichtertem Gepäck uns auf die restlichen Kilometer zu machen, was in Anbetracht der nahenden Gewitterfront auch besser so war. Denn dass Regen kommen würde, zeigten uns die Bauern, die geschwind mit schwerem Gerät das Heu aufsammelten und somit Meister Adebar

und König Greif

einen reich gedeckten Tisch bescherten, wie wir auf dem Rückweg zum Campi beobachten konnten.
Dann sollte dies also unsere letzte Nacht im Zelt sein … Schade, aber die Gesundheit geht vor! So gern ich auch mit dem Zelt unterwegs war, aber man ist total Wetterabhängig. Das war früher schon so und ist heute immer noch so. Es macht einfach keinen Spaß, das Zelt bei Regen auf- oder abbauen zu müssen und dann noch ein nasses Zelt auf dem Buckel mitzuschleppen. Trotzdem ist das Unterwegssein mit dem Zelt eine wirklich tolle Sache, denn du hast praktisch deinen gesamten Hausstand dabei, könntest immer und überall dein Lager aufschlagen und hast das unendliche Gefühl der Freiheit in dir und um dir. Und dieses Gefühl bekommst du in keinem Hotel, in keiner Pension und in keiner Ferienwohnung. Das bekommst du nur auf dem Campingplatz (oder beim Wildcamping).
Und um das Campingplatzfeeling gebührend zu verabschieden, ließen wir uns nach einem Rundgang auf dem Platz (der übrigens riesig zu sein scheint) mit angrenzender Seebesichtigung noch auf ein kühles Bierchen in der Kneipe nieder. Und dieses Mal krabbelten wir erst mit Sonnenuntergang in unsere Schlafsäcke und schliefen mit einem schon beinahe wehmütigen Gefühl an das nahende Ende unserer Wanderreise ein.

Samstag, 30. Juni 2012

Obwohl nichts vorhergesagt war, hat es trotzdem des Nachts geblitzt und gedonnert und geschüttet, als wollte es nicht wieder aufhören. So weit also zu den Wettervorhersagen! Aber die Sonne scheint halt kräftig im Juni (wenn sie scheint) und so war unser Zelt schnell trocken gelegt, so dass wir es nicht nass einpacken mussten.
Da uns die Zeit drängte, riefen wir ein Taxi und fuhren mit unseren Rucksäcken zur Post in Donaueschingen. Diese Fahrt kostete zwar ein halbes Vermögen, da die Stadt wegen Straßenarbeiten nur auf Umwegen zu erreichen war, aber was macht man nicht alles der Gesundheit zuliebe … Enricos Rücken ging es zwar schon besser, aber so ganz hatte sich die Hex´ noch nicht verzogen. Also gaben wir in Donaueschingen das nächste Paket mit unnötigem Ballast auf, was unsere Rucksäcke noch einmal um 5 Kilogramm leichter machte. Da wir wussten, wann die Züge fuhren, hechteten wir, so schnell es eben ging, zum Bahnhof, kamen aber leider zu spät. Denn zwei Minuten hätten nicht mehr gereicht, an den ewig besetzten Automaten eine Fahrkarte zu ziehen, weil unsere Konus-Gästekarte ab hier nicht mehr zählte. Also tranken wir im Bahnhofscafé einen Milchkaffee und fuhren dann mit dem nächsten Zug um 12:18 Uhr nach Singen-Hohentwiel.
Vom Zug aus konnten wir sehr gut die Strecke ausmachen, die wir eigentlich hätten wandern gesollt, was uns irgendwie befremdlich vorkam. Hätte das Wetter besser mitgespielt (die Gewitterfront war bis Dienstag für die Bodenseeregion vorausgesagt) und hätte die Hex´ nicht geschossen, wären wir jetzt durch eben diese Landschaft gehatscht, dir wir nun durchs Zugfenster an uns vorbeihuschen sahen. So hörten und sahen wir auch vom Zug aus, dass Engen ein ganz imposantes Städtchen sein soll, was mich irgendwie von weitem an Rothenburg ob der Tauber erinnerte …
Doch noch schien die Sonne und bis Radolfzell waren es ein paar Kilometer, die wir trotzdem zu Fuß zurücklegen wollten. Also stapften wir gegen 13 Uhr vom Bahnhof in Singen

los, liefern erst durch die Stadt

und begaben uns dann ein Stück auf dem E1 durch Schattenspendenden, aber von Mücken und Bremsen wimmelten Wald bis zu einer Kiesgrube. Und da endete abrupt

unser Weg durch das grüne Blätterdach. Die Schranke war unten, die Beschilderung fehlte und erst ein Umweg führte uns auf der gegenüberliegenden Seite

wieder auf den ursprünglichen Wanderweg zurück. D. h. wir befanden uns jetzt auf der anderen Seite der Kiesgrube und stiefelten in praller Sonne

nun ein Stück weiter. Doch das wohl schlimmste Stück Weg lag noch vor uns,

nämlich von Böhlingen

bis Radolfzell, auf dem es in praller Sonne und ohne Schatten durch Wiesen

und Felder

hindurch ging. Und dieser Weg zog sich auch mal so schlappe 3 Kilometer hin. Wir waren fix und alle, als wir endlich am Industriegebiet vor den Toren der Stadt ankamen, wo wir uns an einer Imbissbude erst mal zwei kühle Radler gönnten.
Die Touriinfo, die wir gegen 17 Uhr dann im Ortskern von Radolfzell erreichten, hatte natürlich schon seit vier Stunden geschlossen. Prima – und nun? Alles halb so wild, denn wozu gibt es einen Unterkunftsautomaten links neben der Touri?! Da sind alle übernachtungsmöglichkeiten in und um Radolfzell verzeichnet, die man über diesen Apparat auch telefonisch kontaktieren kann. Der Automat war prima, nur das Problem bestand darin, dass wir ja zu Fuß unterwegs waren und uns hier nicht auskannten. D. h. die preiswerteren Unterkünfte, die etwas außerhalb lagen, waren für uns passé und bei den nächstteueren beteuerte man uns, wegen des Feuerwehrfestes ausgebucht zu sein. Stimmt, denn als wir in Radolfzell ankamen, kamen uns schon jede Menge altertümliche

Feuerwehrfahrzeuge

entgegen, was angesichts unserer modernen Zeit ziemlich altmodisch aussah.
Jedenfalls bekamen wir nach einigen Telefonaten ein Zimmer im Gästehaus vom “Hotel zur Schmiede”, gleich ganz in der Nähe der Touriinfo, was allerdings unserem Geldbeutel nicht so gut tat. Da es jedoch die letzte Nacht werden sollte, drückten wir ein Auge zu und stiefelten die paar hundert Meter zum Hotel zurück. Und als wir dann das Gästehaus und nach ein paar aufwärtsführenden Stufen auch noch unser Zimmer betraten, wussten wir, woher der Preis kam. Ich meine, ich brauche keine goldenen Wasserhähne, aber das hier war nahe dran, denn neben einem geräumigen Flur lud uns ein geräumiges, marmoriertes Tageslichtbad zum Duschen ein. Der Hammer aber war das Wohn/Schlafzimmer mit riesigem Doppelbett, separatem Kanapee, riesigem Schreibtisch und einer kleinen Küchenzeile. Eine Küchenzeile im Hotel? Ja. Total irre. Habe ich noch nie zuvor erlebt – mit Mikrowelle, Spüle und Kühlschrank. Der Kühlschrank diente als Minibar und war großzügig gefüllt, von dessen Angebot wir später noch Gebrauch machten.
Jedenfalls genossen wir erst mal die wohltuende Dusche, verzichteten aufs Wäsche waschen und setzten uns halb sieben noch einmal in Bewegung, um unsere leeren Mägen zu füllen. Weit sind wir allerdings nicht gekommen, denn nach einem kleinen Rundgang durchs Städtchen landeten wir im “Molencafé”.

Lange hielten wir uns allerdings nicht dort auf,

denn eine dunkle Wand kam bedrohlich schnell näher und beim Fall der ersten Tropfen flüchteten wir halb acht zurück ins Hotel. Die letzten paar Meter mussten wir die Beine in die Hand nehmen, denn jetzt öffneten sich sämtliche Himmelsschleusen und entluden ihren nassen Inhalt rasch auf uns. Froh, nicht im Zelt sitzen zu müssen und zu bangen und zu hoffen, betrachteten wir das Unwetter vom Hotelfenster aus und hörten es ziemlich laut krachen ringsherum. Irgendwo war mit Sicherheit gerade der Blitz eingefahren, vielleicht in die ausgefahren gebliebene Feuerwehrleiter oder etwa in den Kirchturm? Wir wussten es nicht, wir bekamen nur ziemlich trocken mit, wie ringsherum gerade die Welt unterzugehen schien. Und unsere Gedanken waren bei all den Campern, die nun um ihre Zelte bangen mussten. Es gab zwar keinen Rotwein mehr auf der Picknickdecke, aber dafür noch eine Weisweinschorle im überdimensionalen Hotelbett kurz vor dem Einschlafen.

Sonntag, 01. Juli 2012

Wir waren wirklich froh, die Nacht nicht im Zelt verbracht zu haben, denn auch in der Nacht regnete es noch heftig weiter. Aber wir haben super geschlafen in dem teuren Bett und konnten endlich mal wieder richtig ausschlafen, was wir auch nutzten und erst um halb zehn im Frühstücksraum erschienen. Ein reichhaltiges Büffet erwartete uns, was dem Preis auch angemessen war. Nach dem Frühstück waren unsere paar Habseligkeiten schnell wieder in den Rucksäcken verstaut, doch die überraschung kam beim Auschecken, denn der Blitzschlag hat die Technik lahmgelegt und ein Bezahlen mit Karte unmöglich gemacht. Nun gut, mussten wir also tief in die Tasche greifen und unsere letzten paar Kröten zusammenkratzen.
Doch unsere Reise war ja noch nicht zu Ende und der Traum noch nicht ausgeträumt. Irgendwie mussten wir ja nach Konstanz kommen und da dachten wir uns: Wir waren jetzt so viel Kilometer gelaufen, zwei Streckenabschnitte haben wir mit dem Zug zurückgelegt, da durfte eigentlich eine Schifffahrt

nicht fehlen. Also spazierten

wir zum Pier

hinunter, stellten mit Erstaunen das Hochwasser

und die Verwüstungen

vom Unwetter fest und kauften trotzdem zwei Schiffstickets (auch hier war keine Zahlung mit Karte möglich).
Da wir noch eine gute Stunde bis zum Ablegen des Schiffes Zeit hatten, schlenderten wir noch einmal durch Radolfzell

und mussten dabei feststellen, dass wir zwar schon viele Städtchen rund um den Bodensee besucht hatten, aber Radolfzell

war uns bis dato unbekannt. Und ich muss sagen, dieses Städtchen

hat auch seinen Reiz.

 

 

 

 

 

 

 

Wer also dort noch nicht gewesen war, der sollte es sich ruhig mal anschauen. Die Bodenseeregion ist sowieso ein wunderbares Fleckchen Erde,denn wenn man des Wassers überdrüssig ist, fährt man halt ins Allgäu oder in die Schweiz und der Schwarzwald liegt sowieso fast vor der Haustür. Außerdem kann man vieles rund um den See bequem zu Fuß, mit dem Rad, per Schiff oder Bahn erreichen und das ist doch toll. Das kommt dem Paradies schon ziemlich nah, aber wir mussten ja weiter und betraten mit einigen wenigen Passagieren um 11:30 Uhr das Schiffchen

Richtung Konstanz. Schon beim Betreten sahen wir die dunkle Bedrohung, die sich langsam von links her näherte. Ich zog schon mal vorsichtshalber meine Regenjacke an und tat gut daran, denn kaum waren wir auf der Insel Reichenau zwischengelandet, fing es an zu platschen.

Es war zum Glück nur ein kurzer, aber heftiger Schauer. Selbst das Boot wartete mit dem Ablegen, bis die dunkle Wand halbwegs vorüber und die Sicht wieder etwas besser war. Es ist schon irre, wie es mit einem Schlag so dunkel werden kann, dass man kaum 20 Meter weit sehen kann. Zum Glück gibt es Radar, mit dem sich die Schiffe orientieren können, so dass wir nichts Schlimmeres befürchten mussten und das nächste Schiffchen fast pünktlich kam, um uns sicher nach Konstanz zu bringen.
Dabei wusste ich gar nicht, dass der Bodensee auch Hochwasser

haben kann, denn da war stellenweise so viel Wasser im Tümpel, dass man sogar die Stege höher setzen musste,

damit die Passagiere trockenen Fußes ans Land kamen. Und dank des Hochwassers wäre aus unserem Schiff beinahe ein Cabrio geworden. Denn um unter einer der vielen Brücken

vor Konstanz durchzupassen, musste das Dach vom Oberdeck zweimal eingefahren werden, das Radar verschwand im Boden, der Fahnenmast wurde abgeknickt und der Kapitän musste seinen Kopf einziehen, um nicht am Brückenbogen anzuschlagen.
Gegen viertel vor zwei erreichten wir dann Konstanz, schlossen unsere Rucksäcke ins Schließfach vom Bahnhof und machten uns beinahe leichtfüßig auf zu Annette und Bill, die schon mit einem Bierchen und einem Berg Grillrippchen auf uns warteten. Natürlich hatten wir einiges zu erzählen, aber da das Wetter nicht besser wurde (es hatte mittlerweile wieder angefangen zu regnen), machten wir uns gegen 17 Uhr auf den Rückweg zum Bahnhof und fuhren mit dem Zug zurück nach Karlsruhe,

wo unsere Wanderung vor vierzehn Tagen ihren Anfang genommen hatte.

Ein Gedanke zu „von Karlsruhe nach Konstanz mit Zelt durch den Schwarzwald 2012

  1. Hola Geli,

    eine tolle Website hast du da erschaffen. Ich freue mich schon auf deine nächsten Beiträge.

    Dein Eni

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