4.5.23 Nájera – Santo Domingo de la Calzada 22,2 km
4:50 Uhr war die Nacht zu Ende. Da fing der erste Koreaner an, sein Zeug zu packen. Die Anderen folgten umgehend. Der Waschraum der Herberge ist offen, daher bekommt man alles mit. Bin trotzdem bis 6:10 liegen geblieben. Dann auf Toilette, die Einzige für Herren. Mist, kein Papier mehr da, zum Glück noch rechtzeitig bemerkt. Also noch mal hoch, das eigene Papier holen. Einen kleinen Vorrat sollte man immer dabei haben.
Wenigstens die Bar hatte um sieben bereits geöffnet, das Frühstück war also gerettet. Die Dame an der Bar hatte sehr viel zu tun und wirkte etwas gestresst. Geschmeckt hat es trotzdem.
Der Weg ging wieder schattenlos auf breiten Schotterwegen entlang. Schön war es durch die vielen tollen Ausblicke dennoch. Es ist momentan echt erstklassige Fernsicht. Rechts und links ist alles grün, das hebt die Stimmung und der Ärger vom Morgen ist vergessen.
Hab mir heute mal wieder ein Hotel gegönnt, für 46,00 Euro gibt es ein sehr schönes Zimmer mit eigenem Bad. Da es morgen nur 22 km sind, kann ich sogar ausschlafen.
5.4.23 Santo Domingo de la Calzada – Belorado 22,5 km
Gestern Nachmittag wurde die Stadt besichtigt, in der Kathedrale krähte sogar ein Hahn. Im Eroski habe ich dann noch eine Flasche Kasteel donker, mein Lieblingsbier entdeckt, was den Abend perfekt machte.
Ja so ein Einzelzimmer hat schon was, ich habe bis 6:50 geschlafen. Dann in aller Ruhe die morgendliche Routine erledigt und zum Frühstücken un die Bar neben der Kathedrale gegangen. Die meisten Pilger waren um diese Zeit schon unterwegs, so dass ich ohne Wartezeit an meinen Cafe con Leche, den Zumo de Naranja und das Tostada kam.
Der Weg ist schnell erzählt, es ging die ganze Zeit auf einer breiten und staubigen Schotterpiste neben der Nationalstraße entlang. Kein Schatten, dazu ein teilweise recht heftiger Wind von vorne, es war recht ätzend heute. Dementsprechend bin ich trotz nur 22 km ziemlich kaputt. Wenigstens gab es unterwegs genug Rast- und Verpflegungsmöglichkeiten.
In der Herberge in Belorado stehen 10 Stockbetten für 20 Pilger in einem Raum, ich habe ein Bett oben zugewiesen bekommen und der Pilger unter mir schnarcht jetzt schon wie ein besoffener Holzfäller, dabei ist es erst Nachmittag. Das kann eine Nacht werden.
6.5.23 Belorado – Agés 28 km
Die Ohrstöpsel aus Wachs halten tatsächlich dich und ich konnte etwas schlafen. Morgens war es aber sehr eng beim packen. Das Frühstück war im Preis mit drin, viel war es aber nicht. Zwieback zum Frühstück ist immerhin besser als nichts.
Der Weg war besser als gestern, es gab mal wieder Wald, ein paar Wolken und sogar etwas Ruhe. Der größte Teil des Weges entfiel auf eine breite Brandschneise im Wald. Rastmöglichkeiten waren ausreichend vorhanden, hier hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Ich habe das Gefühl, es sind jetzt weniger Pilger, als vor einer Woche. Es ist nicht mehr so extrem voll.
7.5.23 Agés – Burgos 22,5 km
Die Nacht war eher mäßig, ich konnte nur wenig schlafen. Weil ein Mitpilger die Etappe gemeinsam mit mir laufen wollte, gab es das Frühstück erst nach einigen Kilometern. Dafür war es sehr lecker, es gab Cafe con Leche, O- Saft und Tortilla española. Unterwegs gab es Unterhaltung und die Zeit verging wie im Flug.
Leider haben wir den Abzweig zum schönen Uferweg nach Burgos am Anfang des Flughafens verpasst und mussten uns durch das Gewerbegebiet quälen. Entschädigt wurden wir durch ein Mc Donalds Restaurant, wo es mal wieder gewohnte Kalorien gab. Danach haben wir den Uferweg doch noch gefunden uns sind die letzten Kilometer am Fluss entlang gepilgert.
Das Hostal hier ist sehr schön, Preis/Leistung ist in Ordnung. Es heißt Happy Hostal Carrales und ich habe 37,80 für ein Einzelzimmer mit Bad bezahlt.
8.5.23 Burgos – Hontanas 32 km
Ach war das herrlich im Einzelzimmer. Nach einer erholsamen Nacht hieß es willkommen in der Meseta. Nach dem Frühstück in Burgos ging es noch eine Weile durch die Stadt, es war aber nicht unangenehm zu laufen. Die morgendliche Kühle war angenehm und ich habe nur wenige Pilger getroffen. Dann war sie da, die Meseta, diese schattenlose Hochebene auf 900m mit viel Ackerland und sonst nichts, naja, fast nichts. In einiger Entfernung sind mehrere Windparks, allerdings stehen die meisten Windräder still.
Bei Kilometer 10 und 20 gab es Rastmöglichkeiten, ich habe beide genutzt. So langsam nehmen die Radfahrer zu. Der neue Trend ist Camino on E-Bike. Eine Pilgerin ist auf einem Damenrad unterwegs, daß vermutlich älter ist, als sie selbst. Sie hat eine Ukulele dabei und verdient sich damit etwas Geld.
Die Herberge in Hontanas ist neu und schön. Nur kam ich etwas spät und erhielt ein Bett oben. Naja, wird schon gehen. Die Dauerbeschallung mit Musik ist nicht so meins, ich muss mir mal ein ruhiges Plätzchen suchen. Außerdem hängen hier recht viele Verbotsschilder rum, das darfst du nicht und das auch nicht, hier nichts ablegen, diese Tür geschlossen halten, nichts Mitgebrachtes verzehren usw., ich komme mir etwas gegängelt vor.
9.5.23 Hontanas – Boadilla de Camino 30,2 km
Heute war die Etappe, auf der ich 2011 krank wurde und ich kann das auch nachvollziehen. Es war heute am Vormittag bewölkt und es gab sogar etwas Regen. Trotzdem war es sehr anstrengend. Vor 12 Jahren war es sonnig und heiß, kein Wunder, dass da der Kreislauf verrückt spielt.
Es gab auf der Strecke auffallend wenig Pilger, sogar weniger als 2011. Sind die alle gefahren? Ansonsten Meseta halt, Schotterpiste ohne Schatten. Bin heute wieder mit einem anderen Pilger gewandert, sonst wäre die Etappe wohl sehr eintönig geworden.
Am Ziel habe ich mir ein Zimmer für 40 Euro gegönnt, ich denke, der Preis ist vertretbar. Guter Schlaf ist sowieso unersetzbar, gerade nach den langen Etappen.
10.5.23 Boadilla de Camino – Carrión de los Condes 27,2 km
Nach einer erholsamen Nacht ging es zunächst ohne Frühstück auf dei Strecke. Der Wirt vom Hotel hatte ziemlichen Stress, das Frühstück zu servieren, da hatte ich Angst, dass ich ewig warten muss. Nach 7 km kam ja Fromista mit mehreren Bars zum frühstücken. Es gab das, was es eigentlich immer gibt, also Cafe con Leche, O-Saft und Tostadas, wobei Qualität und Preis unterschiedlich sind. Heute würde ich beides im Mittelfeld einordnen.
Der Weg wäre heute bis auf die ersten Kilometer am Canal de Castilla stinklangweilig gewesen, Schotterpiste neben Straße, gäbe es da nicht die Möglichkeit, unterwegs rechts auf einen Pfad neben einem Flüsschen abzubiegen. 1,5 km mehr, die sich wirklich lohnen. Die letzten 6 km waren aber trotzdem wieder ätzend.
Wohnhaft bin ich heute in einer Ferienwohnung. Keine Schnarcher, eine Waschmaschine, die ihren Dienst bereits geleistet hat und eine Küche, die gleich noch drankommt, das habe ich mir doch verdient, oder? Leider sind alle Kirchen zu.