Spaziergang nach Santiago de Compostela Woche 14

11.5.23 Carrión de los Condes – Ledigos 23,7 km

So schön eine Ferienwohnung auch ist, sie hat einen kleinen Nachteil. Man muss nach dem Frühstück selber abspülen. So wurde es kurz nach acht, ehe ich losging. Was solls, heute standen nur 23 km auf dem Plan.

Die wurden aber zäh. Es standen die berüchtigten 17 km an, auf denen es überhaupt nichts gibt. Na gut, das stimmt nicht mehr so ganz, in der Mitte hat sich ein Imbisswagen etabliert. Da jedoch mein Baguette gegessen werden musste, was kleineres gibt es hier ja kaum zu kaufen und zum Frühstück schaffe ich kein Ganzes, ließ ich den Imbisswagen rechts liegen und ging vorbei.

Die Rastmöglichkeiten haben sich seit 2011 stark verbessert. Alle paar Kilometer kommt eine Area de Descanso, also ein paar Bänke zum sitzen. Oft ist sogar eine Mülltonne dabei, sehr löblich. In Calzadilla wurde dann der Durst mit einem alkoholfreien Bier gelöscht, bevor die letzten 7 km für heute in Angriff genommen wurden. Da hieß es noch einmal Staubpiste neben Straße ertragen. Wenigstens war die Piste hier mal links der Straße, etwas Abwechslung gab es also doch.

etwas Schatten zwischendurch
Imbissbude
nichts, wirklich nichts außer der Piste

Ledigos – Bercianos del Real Camino 26 km

Puh, ist das kalt. Heute morgen waren es gerade einmal 2°C, das hieß Fleecejacke und Handschuhe anziehen. Es gibt ab Ledigos 2 Alternativen, eine gerade aus und eine links. Irgendjemand wollte nicht, dass man die linke Route wählt, das große Hinweisschild war komplett mit schwarzer Farbe besprüht und auch die gelben Pfeile waren übermalt. Trotzdem bin ich da lang, schon aus Trotz. Ich bin schließlich lange genug an der Straße lang gelaufen.

Im nächsten Ort gab es Frühstück, statt Café aber Kakao, ansonsten wie immer. Der kalte Wind blies den ganzen Tag und später kamen auch noch ein paar Regentropfen dazu. In Sahagun sah ich Pilger schon gegen 11:30 vor einer Herberge stehen, die erst in einer Stunde aufmacht. Ohne buchen geht es fast nicht mehr, selbst Pilger, die auf gar keinen Fall buchen wollten, haben es sich anders überlegt.

Der Camino ist sehr touristisch geworden, jeder Zweite lässt sein Gepäck transportieren und manche Pilger haben alle Übernachtungen schon vor Monaten gebucht oder diese Aufgabe gleich einem Reiseveranstalter übertragen. Schade.

13.5.23 Bercianos del Real Camino – Puente Villarente 33,4 km

Im Vierbettzimmer hat doch tatsächlich niemand geschnarcht und man konnte einen Vorhang vor die Betten ziehen. So war ich 6:45 Uhr der Erste, der aufstand. 7:20 war ich fertig mit packen. Da es beim Frühstück recht zäh zuging, ich hätte eine Weile warten müssen, bin ich ohne Frühstück los und holte dies in El Burgo Ranero nach gut 7 km nach. Schließlich stand eine lange Etappe an.

Über den Weg mag ich gar nicht schreiben, Schotterpiste neben Straße eben. Da ist erst hinter León Besserung in Sicht. Der Tag fing kalt an, ganze 2°C zeigte das Thermometer. Es wurde zwar sonnig, der kalte Wind blies aber den ganzen Tag. Die Wetter- App behauptete schwachen Wind aus Nordost, tatsächlich blies er aber recht heftig von vorn, also aus Westen. Was noch auffällt, sind neue Straßen und Autobahnen, auf denen kaum jemand fährt. Da wurden Unmengen an Geld versenkt.

Das Hostel hier ist eher durchschnittlich, es sind auch nur wenige Pilger hier. Für eine Nacht muss es gehen. Wenigstens gab es Schweinshaxe im Menü, das sorgt für die nötigen Kalorien. Für das Wochenendmenü wird ganz schön zugelangt, 25 € inkl. 1 Wasser sind ein Wort. Wenigstens hat es geschmeckt.

Bewässerungskanal
so weit noch
Kalorien für den Pilger

Puente Villarente – León 13,8 km

Hab heute nur einen kurzen Wandertag gehabt, so bleibt mehr Zeit, die Stadt anzuschauen. Ich durfte schon 11:30 in die Pension und musste nicht warten. Auf dem Weg gab es nicht allzu viel zu sehen, hab nur mal die Spritpreise festgehalten. Dafür umso mehr hier in der Stadt.

Seit ein paar Tagen läuft mir die Nase. Da muss wohl irgend ein Allergen durch die Luft sausen. Bald ist die Meseta zu Ende, vielleicht wird es dann besser. Ansonsten ist alles gut, keine Blasen oder andere Beschwerden.

15.5.23 León – San Martin 33,2 km

Waaaas, so weit, das sind doch nur 24 km? Wenn man auf die glorreiche Idee kommt, die Südvariante zu nehmen, weil die angeblich schöner ist, dann nicht. Diese Variante ist zwar weitab der Nationalstraße, aber Asphalt gibt es da auch genug. So bin ich die zusätzlichen 9 km ganz umsonst gelaufen.

Die Herberge hier ist furchtbar eng. Die Gemeinschaftsräume sind großzügig, aber die Betten stehen viel zu dicht. Weil ich durch dir Extrakilometer erst nach 15:00 Uhr ankam, habe ich auch noch ein Bett oben zugewiesen bekommen. Die Stufen der Leiter sind arg schmal. das schneidet in die Füße. Dazu wackelt das ganze Bett beim hochklettern. Das kann was werden, wenn ich machts mal raus muss. Die Waschmaschine ist zu allem Übel auch defekt. Fazit: nicht jeder Tag ist schön. Machen wir trotzdem das Beste draus.

alternative Route, ist auch nicht schöner, nur viel länger
Acker zu verkaufen
davon gab es heute zu wenig

16.5.23 San Martin – Astorga 25,8 km

Hab schlecht geschlafen, hatte mal wieder einen Starkschnarcher direkt unter mir. Bin 6:30 aufgestanden und wollte aufs Klo. Mist, Papier alle, im Nachbarklo gab es noch welches. Packen war schwierig, so eng wie es war. Es gab keinen Platz, seine Dinge zu ordnen.

Beim Frühstück hieß es anstehen, fast eine halbe Stunde. Die Barfrau musste alles alleine machen und war dementsprechend überfordert. Dafür war es mit 3,50 Euro recht günstig und der Weg war heute nicht weit. ColaCao war alle, ich habe mir das letzte Tütchen mit einem Mitpilger geteilt.

Dann ging es wieder neben der Straße lang, zum Glück aber nicht lange. Endlich mal wieder Natur und ein paar Höhenmeter, das tat richtig gut. Man hätte natürlich auch den kürzeren Weg an der Straße nehmen können, aber das hat kaum jemand gemacht. Alle waren von der Piste neben der Nationalstraße genervt.

Hier in der Herberge gab es erstmal einen Stromausfall, ich stand gerade unter der Dusche und plötzlich wurde es dunkel. Stockdunkel um genau zu sein, das Bad hat kein Fenster. Wo ist mein Handtuch? Irgendwie konnte ich es ertasten. Die für heftige 10 Euro in Auftrag gegebene Wäsche verzögert sich dadurch ebenfalls. Sie musste aber mal wieder sein. Handwäsche wird nicht richtig sauber und bis morgen früh vermutlich auch nicht trocken, da es immer noch recht kalt ist. Ein Mitpilger hat mir ein paar Sachen gegeben, so wird es nicht ganz so teuer für mich.

17.5.23 Astorga – Foncebadon 26 km

Endlich wieder Natur. Die Herberge war gut, keine Stockbetten und ausreichend Platz. So muss das sein. Da es nur zwei Bäder gab, habe ich die Morgentoilette gegen 6:30 vor allen anderen erledigt und mich dann noch mal kurz hingelegt. Schließlich gab es erst 7:30 Frühstück.

Da mein Bett in Foncebadon nur bis 15:00 für mich reserviert wurde, hieß es sich sputen. Die Steigung war aber leichter zu bewältigen als gedacht, ich war kurz nach 14:00 hier. Unterwegs war es mal wieder richtig schön, Natur statt Autolärm. So macht pilgern Freude. Die Kultbar in El Ganso hat leider zu, die benachbarte Bar ist aber auch in Ordnung.

endlich wieder Natur
viele zerfallene Häuser auf dem Weg
zu, schade

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