Spaziergang nach Santiago de Compostela Woche 11

Aire-sur l’Adour – Pimbo 27,3 km

Ich hatte mir die gut 27 km länger vorgestellt, war aber schon 14:30 am Ziel. Die erste Woche hat scheinbar zum einlaufen gereicht. Der Weg war schön, erst ging es an einem See entlang, danach schnurgerade über Felder und am Schluss kam noch ein Stückchen Wald.

Ein paar Rinder gibt es, was wohl an der zunehmend hügeligen Landschaft liegt. Die Hofhunde werden auch wieder lauter. Im Hintergrund treten die Pyrenäen immer klarer hervor, nächste Woche muss ich da drüber.

Lac du Broussau

Pimbo – Pomps 28,3 km

Das war eine tolle Übernachtung, hier hat endlich mal das Essen geschmeckt. Schweinebäckchen mit Erbsen und Kartoffeln, ein Omelett und ein Eis mit frischen Erdbeeren und Schlagsahne, hmmm, lecker. Es gibt also doch Franzosen, die kochen können.

Der Weg heute war recht abwechslungsreich und ziemlich hügelig. Es ging ständig auf und ab, dafür wurde ich mit tollen Ausblicken auf die Landschaft belohnt. Sitz- und Rastgelegenheiten gab es ausreichend, so wünscht man sich das als Pilger.

In Arzacq-Arraziguet gab es den Zweitkaffee, das war heute der einzige Ort mit einer Bar. Unterwegs war aber ein Automat und am Ziel in Pomps gibt es einen kleinen Laden.

Morgen soll es deutlich kälter werden und regnen, schauen wir mal. Es sind ja keine Tausend km mehr.

Pomps – Sauvelade 28,5 km

Heute hat es den ganzen Tag geregnet, naja, stimmt nicht ganz, es hat angefangen zu regnen, als ich losgelaufen bin und es hat aufgehört, als ich in der Herberge war. Also perfektes Timing. Jetzt scheint die Sonne und die Regensachen hängen draußen zum trocknen.

Die ganze Pilgerschar traf sich in der einzigen geöffneten Bar auf dem Weg in Arthez-de-Béarn, den Wirt hat es sicher gefreut. Es ging ein Stück über ein Privatgrundstück, man wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass man den Weg nicht verlassen darf. Dieser stand aber unter Wasser. Irgendwie ging es dann doch. Am Schluss bot der Weg einen heftigen Anstieg, ein Vorgeschmack auf die Pyrenäen. Die Herberge ist jetzt schon voll, wie soll das erst in der Hauptsaison aussehen?

23.4.23 Sauvelade – Aroue 33 km

Leider hielt sich das Wetter heute nicht an den Wetterbericht. Statt wie vorhergesagt bis nachmittags trocken zu bleiben, fing es gegen 11:00 wieder an, zu regnen. Aber es nützt ja nichts, Regensachen an und weiter.

In Navarrenx gab es einen Milchkaffee und ein nettes Gespräch mit der dortigen Hospitalera, die im Winter in Quebec wohnt. Ansonsten war da nicht viel, es ist ja Sonntag.

Ein Stück weiter wurde es dann völlig menschenleer. Erst in Lichos wurde ich von zwei Männern angesprochen, die das Ende der Welt prophezeiten und mir einen Flyer in die Hand drückten. Auf Weltende habe ich aber momentan keine Lust, ich muss ja noch nach Santiago und daheim wartet Geli.

An einem überdachten Rastplatz gab es Dosenwurst, die dort zum Verkauf angeboten wurde, zum Mittag. Jetzt bin ich in einer familiären Herberge und mache mir gleich mein Mikrowellenessen warm. Was anderes gibt es hier und die nächsten 26 km nicht, muss also reichen.

Pilgerstatuen in Navarrenx
ob das stimmt?

24.4.23 Aroue – Ostabat 25,3 km

Für gut 25 km war es heute recht anstrengend. Dabei hat es noch nicht einmal geregnet. Es gab leider 15 km lang keinerlei Möglichkeit zur Rast und die zwei Bänke, die dann kamen, waren natürlich belegt. Ich konnte mich aber dazwischen quetschen. Ein Hund bettelte dort um Futter, leider hatte ich nichts passendes dabei.

Die letzten 10 km ging es dann erst steil bergauf zu einer Kapelle und dann eine Pilgerautobahn wieder runter, um in Ostabat völlig unnötig auf einen Matschweg abzubiegen. Der Weg über die Straße wäre kürzer und vor allem trocken gewesen.

Pilgerautobahn

25.4.23 Ostabat – St Jean pied du Port 22,6 km

Puh, hier ist was los. Vor dem Pilgerbüro war eine lange Schlange. Angeblich gehen hier derzeit 600 Pilger am Tag los. Die Herberge ist ausgebucht, es sind in anderen Herbergen aber noch Plätze frei. Ich soll auf jeden Fall vorbuchen. In Roncesvslles sind die buchbaren Plätze morgen alle schon weg, ich muss weiter bis Burguete. Das sind aber nur 3 km, sollte also zu schaffen sein.

In der Kirche habe ich erstmal eine Kerze angezündet zum Dank, dass ich es bis hierher geschafft habe und gesund bin. Das war schon ein erhebender Augenblick. 1700 km von daheim zu Fuß.

Wir hatten heute den ganzen Vormittag Nieselregen, nix Halbes und nichts Ganzes, Regenjacke an, Regenjacke aus usw. Die Wege waren ziemlicher Matsch, die Schuhe sind dementsprechend dreckig. Kleidung habe ich heute gewaschen, hoffentlich klaut mir keiner was vom Wäschetrockner. Morgen geht’s endlich über die Pyrenäen.

ein Fußweg in Frankreich
Pilgertor in St Jean pied du Port mit Pilger

26.4.23 St Jean pied du Port – Burguete 27,7 km

Und auf einmal wurde es voll auf dem Weg und in den Herbergen. In meiner Unterkunft war genau ein Bett frei, der Rest war belegt. Ungefähr ein Drittel der Pilger kommt aus Asien, was mich etwas überrascht hat. Warum nehmen die den weiten Anfahrtsweg auf sich? Leider machen die Ersten schon morgens gegen 3:45 Radau. Was soll das?

Hab gestern mal wieder gewaschen, alles per Hand mit kaltem Wasser. Heute morgen war natürlich nichts trocken, also rein in die feuchten Klamotten. Das trocknet am Körper.

Laut Hospitalera ist die Napoleonroute offen, laut Pilgerbüro auch, aber nicht laut Schild. Was also tun? Am besten den Anderen hinterher und rauf auf den Berg. Es hätte auch keinen Grund gegeben, die Route zu schließen, sie war gut machbar. Anstrengend war es natürlich trotzdem. Immerhin ging es 1200 m rauf.

Beim Abstieg habe ich mich für die leichtere, längere Variante entschieden. In Roncesvalles wollte man mir unbedingt einen Stempel geben, ich muss aber mit dem Platz haushalten.

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