Moissac – Auvillar 19,6 km
Es geht endlich wieder los, das Warten hat ein Ende. Die Anreise gestern war unspektakulär, ein paar Minuten Verspätung haben für einen verpassten Anschluss gesorgt und ich durfte zwei Stunden auf den nächsten Zug warten, bin aber gegen 17:00 gut in der Unterkunft „Lydia“ angekommen. Beatrice konnte sich noch an mich erinnern, sie hat mich herzlich empfangen.
Heute Morgen ging es nach einem hervorragenden Frühstück bei zunächst recht gutem Wetter am Garonne-Kanal entlang. Etwas später bot der April dann seine gewohnten Wetterkapriolen. Kalt war es auch. In Pommevic gab es den obligatorischen Zweitcafé. Dann noch die Straße entlang und am Schluss den Berg nach Auvillar rauf, das war es auch schon für heute. Man soll ja klein anfangen.
Die Herberge „La petit graine“ befindet sich in einem uralten Gemäuer. Es würde mich nicht wundern, wenn hier schon vor Tausend Jahren Pilger übernachtet hätten. Es ist recht kalt hier drin, am Kamin geht es aber. Es dürften um die 10 Pilger heute hier übernachten, auf dem Weg ist also schon was los. Allerdings deutlich weniger als im Oktober.
14.4.23 Auvillar – Castet-arrouy 22,5 km
Das Frühstück war für französische Verhältnisse wieder recht gut, so fiel der Start in den Tag leicht. Regen wechselte sich mit Sonne ab, Aprilwetter eben. Das hieß Regenjacke aus, Regenjacke an, Regenjacke wieder aus usw. An den Schuhen bildeten sich die berüchtigten Lehmklumpen, die jeden Schritt doppelt schwer machen. Trotzdem lies es sich erstaunlich gut marschieren, 14:30 stand ich vor der Unterkunft und durfte auch gleich rein. Unterwegs gab es zweimal einen kleinen Imbiss, das musste ich natürlich unterstützen.
Natalie, die Herbergsmutter, spricht leider ausschließlich französisch, so musste der Google Translator ran. Manchmal hat die Digitalisierung auch was Gutes. So wurden gleich die nächsten beiden Herbergen gebucht. Am Wochenende wird es immer recht voll, meinte sie. An den kommenden langen Wochenenden soll ich besonders aufpassen und rechtzeitig buchen. Gut zu wissen.
15.4.23 Castet-arrouy – La Romieu 30,6 km
Eigentlich wollte ich heute nur 20 km bis Marsolan laufen, dort soll die Unterkunft aber 75,00 Euro kosten. Also wurde mir zu La Romieu geraten. Auch gut, 30 km sollten zu schaffen sein.
Der Weg ging anfangs über einen schmalen Lehmpfad direkt neben der Straße, auf der Straße wäre bei dem Wetter angenehmer gewesen. Ab Lecture, übrigens ein sehenswertes Städtchen, wo ich mir einen Kaffee und ein Brioche genehmigte, ging es erst auf einer nahezu unbefahrenen Straße und dann über matschige Feldwege durch riesige Agrarflächen. Was müssen die an Subventionen von der EU abfassen.
Die Unterkunft ist in einem uralten Haus, Heizung kostet extra. Mal schauen, ob ich die brauche. Der Regen hat ja gegen Mittag aufgehört und jetzt soll es erstmal ein paar Tage trocken bleiben.
16.4.23 La Romieu – Montreal du Gers 30,6 km
Das Frühstück war eher mager, aber bei 30,00 € im Einzelzimmer kann man sich nicht beschweren.
Bei bestem Pilgerwetter ging es bergauf und bergab durch die Riesenfelder. Ohne Regen wurden die Lehmklumpen an den Schuhen kleiner, es war echt ein schönes Laufen. Trotzdem war es anstrengend, das rechte Knie schmerzt ein wenig. Morgen muss ich etwas kürzer treten.
Unterwegs habe ich kaum Pilger getroffen, die Herberge ist jedoch nahezu voll. Keine Ahnung, wo die alle herkommen. Eventuell kommen sie aus Condom, einem echt hübschen Städtchen.
17.4.23 Montreal du Gers – Riguet 24,5 km
Hätte ich gewusst, wie gut es sich heute laufen lässt, hatte ich noch ein paar Kilometer drangehangen, Die Knieschmerzen waren fast weg. Aber was soll’s, gebucht ist gebucht.
Ein großer Teil der Strecke ging über eine neu asphaltierte Straße durch einen schönen Wald, nur unterbrochen von einem Abstecher zu einer ebenso schönen Bar, wo ich mir einen Kaffee und eine Banane genehmigte. Der ortsansässige Wachhund war sehr freundlich und lies sich streicheln.
Das Städtchen Eauze wurde durchquert und nach weiteren 6 km war auch schon die Herberge erreicht. Unterwegs habe ich noch zwei Pilger mit Esel getroffen.
Wir sind zu viert im Zimmer, wenn niemand mehr kommt. Hier sind ringsherum nur Felder, sonst nichts. Hoffentlich schmeckt das Abendessen, eine Alternative gibt es nicht. Höchstens die Salami, die ich seit Moissac mit mir rumtrage.
18.4. Riguet – Lanne-Soubiran 23,5
Bei perfektem Pilgerwetter ging es heute durch die Städtchen Manciet und Nogaro. An der Landschaft ändert sich nur wenig, die Felder werden allenfalls etwas kleiner und es gibt auch mal Wald. Was positiv auffällt, ist dass ich eher selten von Wachhunden angekläfft werde. Das hatten wir auch schon anders.
Hier werden viele Ackerbohnen angebaut, alle ohne Blattläuse. Wie geht das?
Nebenbei wurde auch noch der Nullmeridian überquert. Die Herbergen werden gleich viel rustikaler.
19.4.23 Lanne-Soubiran – Aire sur l’Adour 21,5 km
Auch wenn die Herberge sehr einfach war, habe ich doch gut geschlafen. Das Frühstück war eher spartanisch, gegen 8:00 war ich wieder auf dem Weg.
Anfangs ging es auf einer kaum befahrenen Straße und später an einer stillgelegten Bahntrasse entlang. Die Trasse kann noch nicht lange außer Betrieb sein, die Beschilderung ist noch da und die Bäume zwischen den Gleisen sind höchstens 3 Jahre alt.
Hinter den Gleisen verbarg sich ein kleiner, gemütlicher Rastplatz mit Getränken und Kleinigkeiten auf Spendenbasis. In Barcelone sur Gers gab es beim gut sortierten Bäcker/Metzger Mittag für kleines Geld, so blieb genug übrig, um mir in der Ursulinenkapelle ein Einzelzimmer zu gönnen. Die Herberge befindet sich tatsächlich in einer alten und recht großen Kapelle und ist wunderschön.