Enricos etwas längerer Spaziergang nach Santiago de Compostela

2.8.2022 Dienstag

Ach du meine Güte, es ist tatsächlich so weit. Der letzte Arbeitstag vor dem Sabbatjahr ist Geschichte, die Wohnung geputzt und die Kaffeemaschine entkalkt. Selbst die Steuererklärung ist erledigt. Es kann also tatsächlich losgehen.

Halt, etwas fehlt noch. Der Rucksack muss gepackt werden. Na gut, ich habe noch Zeit bis Donnerstag, dann soll es losgehen. Ausgerechnet am heißesten Tag des Jahres will ich von Karlsruhe in Richtung Santiago de Compostela starten. Aber da muss ich durch, die Übernachtung wurde bereits gebucht.

Ganze 6 kg plus Verpflegung, mehr soll der Rucksack nicht wiegen. Es sind aber doch fast 7 kg geworden. 2 Reiseführer, die Badehose, die Powerbank, das wiegt. Ich halte es für Unfug, Dinge, die ich erst im Herbst brauche, jetzt schon einzupacken. Es gibt doch Läden unterwegs, die mir hoffentlich gerne was verkaufen. Manches Teil wird unterwegs sowieso ersetzt werden müssen.

Soweit erst mal, ich melde mich wieder.

4.8.2022 Donnerstag Karlsruhe – Malsch 20,85 km

Puh, pilgern bei bis zu 39°C, das ist schweißtreibend. Den Start am Basler Tor in Durlach habe ich auf 8:30 vorverlegt. Eigentlich sollte es gemütlich um 10:00 Uhr losgehen. Geli und ich wurden von einer Vereinsfreundin verabschiedet, das war schön.

In Ettlingen gab es einen Eiskaffe und den Pilgerstempel in der Johanneskirche, Pause haben wir in Sulzbach gemacht. Der Weg ging hauptsächlich im Wald entlang, so dass die Hitze erträglich war. Nach 20,85 km kamen wir gegen 14:30 in Malsch an. Im Hotel auf der Bühn gibt es eine Klimaanlage, danke! Kostet zwar 5 Euro extra, aber ein guter Schlaf ist uns das wert.

Gefuttert wurde im Hotel, obwohl im Biergarten ein Freibier gewartet hätte. Aber bei der Hitze macht ein Biergarten keine Freude.

5.8.2022 Freitag Malsch – Baden-Baden 24,8 km

Nach einem wirklich guten Frühstück ging es zurück zum Jakobsweg, das Hotel liegt ja ca. 2 km abseits. Der Weg ist schön, aber irgendwie auch anstrengend, die gestrige Hitze steckte uns wohl noch in den Knochen.

Gegen Mittag erreichten wir Gaggenau, wo es im Ratsstübel ein hervorragendes Mittagessen gab. Nach weiteren 9 km erreichten wir Baden-Baden, den Umweg über Lichtenthal haben wir weggelassen. Einen Stempel gab es in der Tourist-Info. Danach noch eine leckere Eisschokolade verschlungen. Die notwendigen Einkäufe erledigten wir im Netto.

6.8.22 Samstag Baden-Baden – Bühl, 18,2 km

Heute gab es eine etwas kürzere Etappe ohne große Hitze zur Erholung. Wir haben gut geschlafen, da es nachts merklich abkühlte. Frühstück gab es beim Bäcker, zwei ziemlich große Omelettes, von denen wir jeweils die Hälfte für Mittag einpackten.

Der Weg führte anfangs durch den Wald und später ging es über Weinberge, in denen sich zwei hübsche Kapellen verbargen.

Fatima Kapelle bei Eisental

Von den Weinbergen hat man einen wunderschönen Ausblick ins Rheintal.

Blick ins Rheintal

In Bühl angekommen gab es zur Belohnung erst einmal ein Eis , wir konnten ja erst ab 15:00 ins Zimmer. Im Kloster Maria Hilf ist der Badische Jakobsweg anscheinend unbekannt, meine Frage nach einem Pilgerstempel wurde mit ratlosem Kopfschütteln beantwortet. Das Zimmer ist aber schön. Später haben wir noch Vereinsfreunde getroffen. Wie klein die Welt doch ist.

7.8.22 Sonntag Bühl – Waldulm 23,1 km

Man muss nur die richtigen Leute fragen. Heute Morgen war eine andere Dame an der Rezeption und diese kannte das Wort pilgern und auch den Ablageort des Pilgerstempels, welcher nun meinen Pilgerpass ziert.

Frühstück gab es bei Peters guter Backstube, die Leute dort sind echt auf Zack, alles geht schnell, und das an einem Sonntag. Danach gingen wir zum Bahnhof, Geli ist heim gefahren und ich setze ab hier den Weg alleine fort.

Es ging durch Wälder und Weinberge mit vielen schönen Ausblicken ins Rheintal. In Sasbachwalden gibt es eine Kneipp-Anlage, welche ich mir natürlich nicht entgehen ließ. Danach waren es nur noch wenige Kilometer bis Kappelrodeck, dort gab es im Dönerladen einen Salat „Hawai“ und ein Radler. Hier in Waldulm ist Kurparkfest, da werde ich gleich noch vorbeischauen.

8.8.22 Montag Waldulm – Oppenau 21 km

Oppenau liegt ja gar nicht am Jakobsweg, mag der aufmerksame Leser anmerken, womit er auch recht hat. Ich ziehe jedoch eine Route über den Schwarzwald der badischen Meseta im Rheintal vor und schwenke zum Westweg, den ich morgen erreichen will.

Anfangs ging es heute durch die Waldulmer Weinberge, vorbei an der schönen Fatima-Kapelle und weiter durch Obstplantagen, nach 9 km war das hübsche Städtchen Oberkirch erreicht, wo ich mich im Rewe vorzüglich verpflegte. Dann ging es weitgehend ohne Schatten an der Rench entlang nach Oppenau. Unterwegs gab es einen Getränkekühlschrank mit Kasse (hieß Hubis Rast), sehr schön, der wurde natürlich gleich genutzt.

Das Hotel liegt ganz am Ende des Ortes und hat den Charme der frühen 80er. Naja, der Pilger stört sich nicht an Eiche rustikal, sauber ist es immerhin und ein Netto für den kleinen Einkauf ist auch nicht weit.

9.8.22 Dienstag Oppenau – Harkhof 16 km

Heute gab es nur eine kurze Etappe, ich hätte sonst bis Hausach durchlaufen müssen. Ab Peterstal ging es recht steil bergauf, 4 km vor dem Harkhof erreichte ich den Westweg, wo mich auch gleich die erste Gruppe Mountainbiker überholte. Es kamen noch mehr Mountainbiker. Ob es richtig war, über den Westweg zu laufen? Wenigstens ist es hier nicht so heiß.

Abends habe ich noch lange auf der Terrasse der Vesperstube gesessen und mich mit anderen Wanderern unterhalten. Im Matratzenlager hatte ich ein Zimmer für mich. 6 Personen können dort sicher schlafen, aber sobald der Erste seinen Rucksack auspacken will, wird es sehr eng.

Sonnenuntergang am Harkhof

10.8.22 Mittwoch Harkhof – Hausach 21 km

Sicher, es gibt kürzere und leichtere Wege vom Harkhof nach Hausach, aber man will ja unterwegs was sehen. Also wurde die Variante über den Brandenkopf gewählt. Leider macht das dortige Restaurant erst 11:00 Uhr auf, so lange wollte ich nicht warten. Dabei hätte es dort ein leckeres Softeis gegeben.

Ab da ging es mit kurzen Pausen bergab, mal mehr mal weniger steil, oft mit grobem Schotter, der die Sohlen meiner Wanderschuhe an ihre Grenzen brachte. Dafür wurde man mit schönen Ausblicken belohnt und es gab sogar ein Klohäusle unterwegs. Der Westweg wurde an mehreren Stellen verlegt, um Platz für Windräder zu schaffen. Im Käppelehof gab es Mittag, Schäufele mit Kartoffelsalat und ein alkoholfreies Weizen für kleines Geld.

Das Hotelzimmer ist sehr schön, leider hat das Restaurant heute Ruhetag.

Es gibt viele Windräder am Westweg.
Toilette im Wald

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