Caminho Portugues von Porto nach Santiago, Muxia und Fisterra 2013

Auf dem Camino Portugues bis ans Ende der Welt

Sonntag, 01. September 2013 (Karlsruhe-Madrid-Porto) ca. 2034 km

Eigentlich wollten wir ja dieses Jahr von Tillyschanz nach Konstanz pilgern, haben uns dann doch irgendwie neu orientiert und sind so auf dem Camino Portugues gelandet, was auch kein Fehler war Jedenfalls klingelte uns um 5:30 Uhr der Wecker aus dem Schlaf, was für einen Sonntagmorgen schon früh war, zumal wir tags zuvor noch auf der Bierbörse waren und uns ordentlich durch so manchen Bierstand probiert hatten.

Immerhin war unser Zubringertaxi pünktlich um halb acht vor Ort, so dass wir uns kurz nach neun Uhr schon auf dem Flughafen in Frankfurt am Main tummelten. Eigentlich war das viel zu zeitig, da unser Flug nach Madrid erst um 12:15 Uhr starten sollte, aber man weiß ja nie, wie alles so kommt. Also schlugen wir irgendwie die Zeit tot mit rumsitzen, einchecken, Kaffee trinken und erneutem rumsitzen, bis es dann endlich in die Maschine gehen konnte. Wir waren also froh, da drin zu sitzen, aber es wurde 12:15 Uhr, es wurde 12:30 Uhr und es wurde um eins, bis sie dann endlich eine Stunde später, um 13:15 Uhr abhob. Doch hätte ich gewusst, was uns in der „Iberia Express“ erwartet, ich wäre nicht mitgeflogen. Entweder war der Pilot nicht mehr nüchtern oder das sein erster Flug, denn der ist geflogen wie ein Henker. Und zu essen und zu trinken gab es auch nichts! Egal, mir war eh schlecht, also wäre das Essen mit Sicherheit auch nicht drin geblieben. Aber dank dieser Flugweise hat er wenigstens eine halbe Stunde wieder rausholen können, so dass wir unseren Anschlussflug in Madrid um 16:30 Uhr bekommen haben. Das war ja auch der Lacher mit dem Anschlussflug: Am letzten Terminal am Ende des Rollfeldes stand so ein kleiner Pfützenhupfer für uns bereit. Wir haben später mal gegoogelt – es war ein Maschinchen von Bombardier mit 52 Sitzplätzen, die allerdings voll belegt war. Aber hochgewachsene Personen hätten es schwer gehabt, so niedrig und eng wie es darin war. Dieser Pilot flog zwar etwas besser, aber was uns erschüttert hat, waren die vielen Waldbrände, die wir aus dem Flugzeug sehr gut erkennen konnten. Uns schwante nichts Gutes bei dem Anblick der qualmenden Wälder, aber hier umzudrehen, wäre auch blöd gewesen.

Jedenfalls wären wir laut Flugplan nur fünf Minuten unterwegs gewesen, aber da in Portugal die Uhren anders gehen, mussten wir unsere eine Stunde zurückstellen, was ganz angenehm für mich war, hatte ich doch meine in Deutschland noch nicht einmal auf Sommerzeit gestellt gehabt.

Doch der nächste Schock ereilte uns bei der Gepäckausgabe, denn unsere Rucksäcke fehlten. Toll, dachten wir, was nun? Ohne Rucksäcke keine Pilgerreise! Sollte unsere Reise etwa hier zu Ende sein? Das konnte nicht sein. Sollte auch nicht, denn zum Glück gibt es ein Fundbüro auf jedem Flughafen. Und dort meldeten wir unseren Verlust und man versprach uns, wir würden das Gepäck binnen kürzester Zeit wieder bekommen. Zum Glück hatten wir zwei Nächte im Hotel gebucht, so dass wir die Adresse dort hinterlegen konnten.

Also fuhren wir ziemlich unfröhlich mit der Metro Richtung Hotel und fanden dank des Stadtplanes, den wir freundlicherweise am Ausgang des Flughafens überreicht bekommen haben, relativ schnell unser Hotel. Überhaupt sind die Menschen hier sehr freundlich, denn auch am Fahrkartenschalter für die Metro half uns ein netter Herr weiter und sagte uns, welches Ticket wir benötigen würden und an welcher Station wir aussteigen sollten. Unsere Fahrt mit der Metro dauerte ungefähr eine halbe Stunde, wobei uns die Wahlkampfplakate gleich ins Auge fielen, tobte doch auch in Deutschland ein ebensolcher, der in drei Wochen jedoch seinen Abschluss finden sollte. Jedenfalls kamen wir wohlbehalten und nicht mehr so ganz missgestimmt im Hotel an, was von außen total unscheinbar im Stadtteil Trindade (nicht zu verwechseln mit Trinidad – das gibt es auch, liegt aber woanders ) liegt. Da wir ja kein Gepäck hatten, brauchten wir auch nichts auspacken. Leider konnten wir so aber auch nicht duschen, d. h. mit Wasser schon, aber das wäre es dann auch gewesen. Also trafen wir uns ungeduscht mit Birgit aus dem Pilgerforum abends vor der Bar neben dem Hotel und tauschten unsere Erlebnisse bis kurz nach zehn Uhr aus. Birgit fragte uns noch, welches Zimmer wir hätten, ob mit grüner oder roter Wand. Keine Ahnung, ich könnte es auch heute nicht mehr sagen. Jedenfalls hatten wir Glück mit dem Preis gehabt, denn dadurch, dass wir schon im Januar gebucht hatten, kamen uns die zwei Nächte inklusive Frühstück nur 86 Euro. Jetzt würde eine Nacht ohne Frühstück schon satte 75 Euro kosten! Gut, das Zimmer war nicht der Renner mit Blick auf einen Hinterhof, aber es hatte Klimaanlage, Fernseher und Dusche. Was will man also mehr?!

Da es aber noch ein richtig schöner Sommerabend war, liefen wir zum Fluss hinunter und waren überrascht, was hier noch los war. Da pulsierte das Leben mitten in der Nacht! Schade nur, dass wir unseren Fotoapparat nicht dabei hatten (der schlummerte ja in einem der Rucksäcke, die jetzt in einem Flieger auf dem Weg durch die Welt waren), sonst hätte ich die Brücke „Ponte Dom Luís“, die so herrlich beleuchtet war, noch ablichten und ins Album verbannen können. So bleibt uns nur die Erinnerung vor unserem geistigen Auge, die hoffentlich nicht verlischt.

Montag, 02. September 2013 (Porto) gefühlte 1000 km

So, nachdem wir in der Nacht eine sms bekommen hatten mit der Info, man hätte die Rucksäcke gefunden, haben wir gedacht, wir hätten sie nach dem Frühstück gleich in Empfang nehmen können, aber weit gefehlt. Uns blieb nichts weiter übrig als zu warten, warten, warten. Und das war furchtbar, einfach furchtbar; wenn du alles, was du brauchst, im Rucksack hast und da nicht rankommst … Aber zum Glück war schönes Wetter und wir hatten unsere Handys dabei, mit denen man auch recht ordentliche Bilder schießen kann.

Also starteten wir mit unserer Sightseeingtour um 9:40 Uhr.

Eigentlich sollte der Bus für die Stadtrundfahrt von der „Yellow Bus Line“ 9:20 Uhr vor dem MC Donalds abfahren,

aber mit Pünktlichkeit haben es die Portugiesen anscheinend auch nicht so und in die Busse der „Red“ und „Blue Line“ durften wir nicht einsteigen. Zum Glück hatte unser Bus auf dem Oberdeck ein kleines Dach, sonst hätte uns die Sonne die Köpfe verbrutzelt, so heiß war es schon. Wenn man dem Thermometer an der Apotheke Glauben schenken durfte, dann sollten es bereits 25,5° C sein. Aber bis High Noon war es ja auch nicht mehr weit! Nach der Rundfahrt jedenfalls ging es weiter zu Fuß und wir erkundeten so die Stadt. Angefangen haben wir am Bahnhof, der von außen gar nicht aussieht wie so einer,

aber von innen dafür umso mehr von unvergänglicher Eleganz glänzt.

Also eines muss man den Portugiesen lassen: diese blauen Kacheln haben was! Die lassen jedes noch so alte Gebäude wie ein Schmuckstück erscheinen.

In der “Fabrica da Catedral do Porto” haben wir dann unseren ersten Pilgerstempel geholt und genossen anschließend den herrlichen Aus- und Weitblick von da oben.

 

 

 

Gleichzeitig haben wir auch die ersten Wegweiser)entdeckt,

auch wenn wir nicht nach Fatima wollten. Also ich kannte mal eine Katze, die hieß Fatima, aber dieses Fatima hier ist für die Portugiesen wie das Santiago für die Spanier.

Nun ja, setzen wir unseren Rundgang durch Porto fort und sind ganz fasziniert

von den wunderschönen Fassaden der Häuser, mit und ohne Kacheln.

 

 

 

 

 

 

 

Selbst die Dächer bekommen noch ein prunkvolles Türmchen aufgesetzt.

 

Und so sieht die berühmte Brücke „Ponte Dom Luís“ bei Tag aus,

 

 

 

 

 

die nachts (aber anscheinend nur am Wochenende oder Sonntag) so schön im Lichterglanz erstrahlt.

Aber Porto hat ja noch mehr Brücken,

wie die „Ponte do Infante“ und die „Ponte de D. Maria Pia“ und „Ponte de São João“, die hier aber nicht mehr zu sehen ist.

Also ich muss schon sagen, wenn ich mir Porto so betrachte, ist es kein Wunder, dass es hier nur schlanke Menschen gibt, denn wenn es in einer Stadt so oft hoch

und runter geht,

 

da kann man nicht dick werden.

Was mich auch so fasziniert hat an dieser Stadt, sind die Monumentalbauten, von denen man sich schon beim Anblick

erschlagen fühlt, wie dem „Palácio da Bolsa“, auch Börse genannt. Ist doch monumental, oder? Und dann grenzt es auch noch an eine Kirche … Erwartet man sich so etwa den himmlischen Segen oder Beistand für manch dubiose Geschäfte? Sogar auf den Dächern

 

sind kleine Monumente zu finden … Und dann an jeder nur denkbaren Stelle eine Kapelle

oder ein Kirchlein. So oft kann man doch gar nicht beten … Was wir aber total schade fanden, ist die Tatsache, dass man sich hier überhaupt nicht um die Werterhaltung zu kümmern scheint. Da lässt man die schmucksten Häuser einfach verfallen.

 

 

Das tut in der Seele weh, wenn man das sieht. Aber es geht auch anders, wie diese Baustelle zeigt.

Leider war das die Ausnahme, denn wirklich viel gebaut oder restauriert wurde nicht und wenn, dann nur die Straße und nicht die Fassade! Dabei lebt diese Stadt doch von seinen schmucken Häuserfassaden. Aber in Porto trifft man eh die kuriosesten Bauten:

jung neben alt, Moderne neben Altertum, Verfall neben Neubau, prunkvoll neben schlicht. Interessant bei dieser Kirche ist (ja, ja, das ist eine Kirche – „Igreja do Carmo“),

dass man hier versucht hat, die Katholiken und Evangelisten zu vereinen. Es sind aber trotzdem zwei Eingänge!

Da wir irgendwann etwas fußlahm wurden, begaben wir uns am frühen Nachmittag zurück ins Hotel, um festzustellen, dass unsere Rucksäcke immer noch nicht eingetroffen waren. Also haben wir erst einmal ein Nickerchen gehalten und wurden regelrecht aus dem Schlaf geklingelt, als es durchs Zimmertelefon hieß, unsere Rucksäcke wären da. Yippppieehh, endlich duschen und umziehen; was für eine Befreiung! So geduscht und neu gestylt macht doch ein Stadtrundgang viel mehr Spaß. Gestartet haben wir diesen zweiten Teil an der Statue „A Juventude“ – eine Allegorie auf die Jugend – und sind dann hinunter an den Rio Douro, wo wir wieder diesen herrlichen Blick auf die „Ponte Dom Luís“

und die romantisch anmutenden Rabelo-Boote, die früher zum Transport der Weinfässer eingesetzt wurden, genießen konnten. Vielleicht transportiert man heute noch etwas damit, das entzieht sich aber meiner Kenntnis. Wenn man allerdings will, kann man damit eine Rundfahrt auf dem Rio buchen. Danach haben wir uns gleich eine Rundfahrt

in der historischen Straßenbahn Eléctrico gegönnt. Das Lustige an diesem Gefährt war, die Lehnen gingen umzuklappen, so dass jeder Passagier

immer in Fahrtrichtung saß, egal, in welche Richtung die Bahn gerade fuhr. Und selbst der Fahrer konnte seinen Sitz und seinen Steuerknüppel von der einen auf die andere Seite des Führerstandes mitnehmen. So spart man auch Material!

Irgendwann folgte noch ein Besuch in der Kirche „Igreja de São Pedro dos Clérigos“, die an den markanten Glockenturm „Torre dos Clérigos“ grenzt, der mit einer Höhe von 76 Meter das heutige Wahrzeichen der Stadt ist. Gegen einen kleinen Obolus kann man die paar Stufen hinauf den Turm erklimmen und hat mit Sicherheit einen wunderbaren Blick auf die Stadt und Umgebung. Der Obolus hätte uns nicht gestört, aber wir waren schon etwas fußlahm, so dass wir unten blieben und wieder

am Fluss landeten. An der Uferpromenade habe ich dann auch meine erste Sangria genossen, die echt lecker war Aber selbst um diese Zeit (irgendwas nach 22 Uhr) pulsierte hier noch das Leben.

 

Und das an einem Montag! Aber wir genossen noch einmal die herrlich erleuchtete

Kulisse und bedauerten es sehr, keinen Portwein von hier mitnehmen zu können. Nicht: Wer soll das bezahlen? Sondern: Wer soll das nur schleppen?! Dafür genoss Enrico noch ein letztes „Super Bock“,

 

bevor es zurück zum Hotel ging. Und die Stadt oder besser gesagt die Gebäude erstrahlten

 

in einem ganz anderen Licht

 

 

und zeigten sich in einem ganz besonderen Glanz.

 

 

 

Dienstag, 03. September 2013 (Porto – Lavra) ca. 22,9 km

Nach einem letzten ordentlichen Frühstück im Hotel sind wir um 8:30 Uhr losgepilgert. Der Weg führte uns bei herrlichstem Wetter entlang des Rio Douro hinaus aus Porto, vorbei an der längsten Betonbogenbrücke Europas, der “Ponte da Arrábida”.

Anfangs war es noch Kopfsteinpflasterhaltig, was dann aber bald in Asphalt überging.

 Welche Wohltat für die Füße! Es war jetzt wirklich ein angenehmes Laufen bei blauem Himmel, Sonnenschein und immer einer leichten Brise vom Meer herkommend, vorbei an einer Engelsstatue, alten Schießgeräten

 

und monströsen Palmen, die ich nicht in meinem Vorgarten stehen haben wollte.

 

 

 

 

 

Sogar an der Festung „Forte Sáo Joáo Baptista da Foz“ aus dem Jahr 1570 und am Leuchtturm

 

kamen wir vorbei, bis wir uns dann entscheiden mussten,

welcher Weg weiter zu gehen war. Da wir kein portugiesisch verstanden, wussten wir also auch nicht um diese Bedeutung hier. Aber es war wieder mal einer dieser Monumentalbauten,

 

die überhaupt nicht zu übersehen sind. Weiter führte uns der Weg über eine Brücke entlang am Hafen

 

 

von Matosinhos bis hin zum Leuchtturm,

 

 

wo wir dann auf den Lattenpfad trafen,

 

der aus EU-Fördermitteln gebaut wurde, um einen direkten Weg am Strand ermöglichen zu können, dabei aber nicht im Sand laufen zu müssen. Das ist ja prinzipiell eine feine Sache, nur wer hält das jetzt instand? Denn bei manchen Latten musstest du aufpassen, wenn du links darauf trittst, dass sie dir nicht rechts entgegenkommt.

Alles in allem war es doch ein angenehmes, wenn auch manchmal sehr wackeliges Laufen auf dem Lattensteg, weil es immer schön am Strand entlang ging und die frische Brise vom Meer die brennende Sonne vergessen ließ. Es sollten wohl 28,5° C sein, aber durch den steten Wind waren es vielleicht nur gefühlte 22° C. Wirklich angenehm, zumal bei der Kulisse … Nun gut, das mit dem Industriebau sieht nicht so schön aus, aber irgendwie müssen die Menschen ja beschäftigt werden.

Da es immer schön am Strand entlang ging, gibt es auch nicht so arg viel zu berichten, außer einem Obelisken mitten am Strand, von dem wir leider auch nicht wussten, warum der dort steht.

Jedenfalls mussten wir an der Bar „Laje“ rechts weg, um zum Campingplatz in Lavra zu gelangen, den wir dann auch gegen 16 Uhr erreichten. Dank Vorbuchung im Februar ging alles ganz schnell und wir brauchten uns die Hütte auch mit niemandem mehr zu teilen. Die Hütte selbst war total einfach und spartanisch eingerichtet und das Gefrierfach total vereist, aber es gab einen Tisch und ein paar Stühle davor und eine Wäscheleine hinterm Häusle.

Zum Einkaufen mussten wir ein paar hundert Meter zurück in den Supermercado, denn der Markt auf dem Campi hat Montag und Dienstag geschlossen. Also haben wir unser Abendbrot vor der Hütte genossen mit einem Rotwein aus dem Tetrapack, der alles andere als harmonisch war.

 

Mittwoch, 04. September 2013 (Lavra – Rates) ca. 23,9 km

Eigentlich sind wir um sieben aufgestanden, aber los kamen wir erst 8:30 Uhr bei noch angenehmen

17° C. Wieder führte uns der Weg auf den Lattenrosten

am Strand entlang, dann ein Stück durch bloßen Sand, was weniger angenehm war. Denn so richtig vorwärts kommt man nicht bei einem Schritt vor und drei zurück und gefühlten 5 kg Sand in den Schuhen.

Auf einem kleinen Aussichtspunkt bei S. Paio leerten wir unsere Schuhe und wechselten Kleidungsmäßig von lang auf kurz. Wir genossen noch einmal den Blick

von hier oben aufs Meer und freuten uns, auf den Lattensteg zurückkehren zu dürfen. Eine reizvolle Kulisse war es allemal,

was uns da am Atlantik geboten wurde, auch in Punkto Flora. Irgendwie ähnelte manch Kraut unserer „Fetten Henne“.

In Vila Chă jedenfalls haben wir dann eine höchst interessante Umfriedung

eines Grundstückes entdeckt, was eher zum Schmunzeln als zum Nachdenken anregt.

Nach einer kurzen Kaffeepause ging es entspannt weiter an einer hypermodernen Kirche vorbei, die total krass

 

 

im Gegensatz zu der altehrwürdigen hier anmutete.

Aber nachdem wir den Küstenweg leider verlassen mussten, pilgerten wir durch eine gar nicht langweilige Landschaft,

bis wir Rates erreicht hatten. War es nun die Hitze (das Thermometer verfehlte nur knapp die 30° C-Marke) oder der Trott, jedenfalls liefen wir doch tatsächlich an der Herberge vorbei und merkten es erst, als wir fast 700 Meter weiter waren.

So kamen wir heftig verschwitzt gegen 16:30 Uhr an der Herberge an und waren froh, noch ein Plätzchen im dritten Schlafsaal mit 4 Stock- und 2 Einzelbetten ergattern zu können. Jedenfalls war die Dusche eine echte Wohltat, auch das Wäschewaschen, wobei es leider zu wenige der Trockenmöglichkeiten gab. Den Stempel allerdings gab es nicht in der Herberge, sondern im Supermarkt über die Straße, den es sich aber zu holen galt, da er als zweifarbiges Motiv ein wirkliches Highlight im Pilgerpass darstellt. Bevor wir jedoch zu „Antonio“ (eine nette, kleine Bar in etwa zehn Gehminuten Entfernung) aufbrachen, tranken wir noch ein Schlückchen gut gekühlter cerveja im Innenhof der Herberge und lernten gleichzeitig Almut und Miriam und Mario (im weiteren Verlauf des Weges hießen sie bei uns nur noch M. + M.) kennen.

 

Donnerstag, 05. September 2013 (Rates – Portela de Tamel) ca. 25 km

Nach einer Nacht ohne Schlaf wegen zu vielen Schnarchern, Hunden, die nicht aufhörten zu bellen und Gewitter mit Starkregen quälten wir uns kurz nach halb sieben aus den Betten und taumelten mehr als das man es hätte wandern nennen können gegen halb acht los. Die ersten 700 Meter kannten wir ja, aber nach ca. 2 km begegneten wir schon dem ersten Schild für die nächste Herberge,

was uns ein verwundertes Schmunzeln entlockte. Doch es dauerte nicht lange und es fing an zu regnen. Aber es war nur ein leichter, dafür durchgehender Niesel, der mich dann doch nötigte, das raincover über den Rucksack zu ziehen. Dieser leichte Regen hatte zumindest mal den Vorteil, dass es nicht so heiß wie am Vortag war. Dafür war es schwül, diesig und gar keine gute Sicht, was die Handhabung des Fotoapparates überflüssig machte.

Nach 7 km in einer kleinen Bar kam im Fernsehen, dass es aktuell 17° C wären, aber mir kam es wesentlich wärmer vor.

In Barcelos haben wir

kurz Pause zur Mittagszeit gemacht, aber wir sind mit Absicht nicht über den größten Markt Portugals gewandelt. Erstens wegen der großen Rucksäcke und zweitens hätten wir eh nichts kaufen können – wer hätte das auch schleppen sollen?

Natürlich, wir hätten schon hier in eine Herberge einkehren können, aber das wäre zu früh am Tag gewesen. Also ließen wir den Markt, die Kirche und andere

 

Sehenswürdigkeiten, wie das Wahrzeichen Portugals,

 

unbesucht links oder rechts liegen und pilgerten weiter Richtung Tamel. Froh, dem Trubel der Stadt entkommen zu sein, pilgerten wir wieder durch Portugals hübsche Landschaft und begegneten dabei interessanten Tieren

und natürlich wieder dem lustig aussehenden Grünkohl. Irgendwie scheint das ein Nationalgericht zu sein, denn der wächst hier seltsamerweise an allen Ecken und Stellen, wo man nur denken kann. Zugegeben, schön sehen diese Wedel

nicht aus, aber schmecken muss es wohl, bei den Massen, die hier wie Unkraut gedeihen.

Auf dem weiteren Weg zeigten uns diverse Wegweiser,

wo es lang ging, so dass wir uns eigentlich nicht verlaufen konnten. In Lijó (etwa eine Stunde vor Tamel) haben wir noch einmal eine Kaffeepause eingelegt und waren wieder mal überrascht, wie billig der Kaffee hier war.

Doch das nächste harte Stück Weg wartete gleich nach dem Café auf uns, denn hässliches Kopfsteinpflaster

machte das Pilgern nicht eben einfach. Warum stand eigentlich dieses Tier da im saftigen Grün,

während wir uns über dieses hässliche Pflaster quälen mussten? Aber der Weg sollte besser werden, dafür auch steiler. Die letzten zwei, drei Kilometer ging es stetig bergan auf rund 200 Meter, was uns noch mal heftige Schweißausbrüche bescherte.

Gegen 15 Uhr ungefähr kamen wir völlig durchgeschwitzt bei der Herberge an, die gleich neben einer Kirche beheimatet ist. Im Gegensatz zu Rates war das hier eine neue und modern eingerichtete Herberge, in der wir im oberen Schlafsaal mit sechs Stockbetten Quartier beziehen konnten. Was wir bis dahin nicht wussten, war die Tatsache, dass neben uns auch ein spanisches Ehepaar das Bett bezog, dessen Geschnarche (vom spanischen Señor) sich nicht viel nahm mit dem Ding-Dong der Glocken via Lautsprecher von nebenan. Ich weiß nicht, was die hier gespielt haben, aber für mich klang es wie die Nationalhymne und hatte nur im entferntesten Sinn etwas mit einem Kirchengeläut gemein.

Nach einer erfrischenden Dusche und einem wohltuenden Nickerchen machten wir noch einen kleinen Rundgang durch das Örtchen, was aber wirklich nichts weiter bot als die Herberge, die Kirche und ein Restaurant gegenüber der Herberge. Also verbrachten wir den Rest des Tages im Restaurant und kamen dabei wieder mit Almut ins Gespräch. Während wir auf das Essen warteten, konnte ich mir auch ganz in Ruhe meine erste Blase begutachten. Weiß gar nicht, wie die zustande kam …

 

Freitag, 06. September 2013 (Portela de Tamel – Ponte de Lima) ca. 24,3 km

Zum Glück haben die Lautsprecher der Kirche nebenan letzte Nacht geschwiegen, dafür hielt uns das Geschnarche des spanischen Señors bei mieser Laune. Da sind auch die besten Ohrstöpsel machtlos! Froh, diese Nacht irgendwie überstanden zu haben, sind wir wieder gegen 7:30 Uhr losgepilgert und waren dabei die letzten Pilgersleut‘, die das Zimmer verlassen haben. Irgendwie schienen die meisten auf der Flucht zu sein … Ich dagegen genoss noch ein paar Spieleinheiten mit einem niedlichen kleinen Racker, der plötzlich mir gegenüber auf der Couch aufgetaucht war.

Der war doch höchstens zwölf Wochen alt, aber soooo süß und verspielt …

Jedenfalls sind wir frohen Mutes los und hätten beinahe den Abzweig links hinunter verpasst, haben es aber in letzter Minute gemerkt und konnten schnell noch umdrehen. Die ersten Kilometer ging es bei angenehmen Temperaturen an Maisfeldern vorbei, die sich mit sanften Hügeln abwechselten,

 

natürlich auf mehr oder weniger schönem Kopfsteinpflaster, obwohl das hier

 

noch aus der Römerzeit zu stammen scheint.

Gefrühstückt haben wir gegen neun Uhr in einer urigen Bar etwas abseits des Weges, wo wir auf die dänische Pilgersfrau trafen, die, so wie wir, den Abzweig verpasst hatte. Als sie es bemerkte, war es leider schon zu spät, um umzudrehen. Die Sonne bahnte sich nun rasch einen Weg durch die Wolken und es wurde somit wieder mal ein heißer Tag. Aber der Weg entlang eines kleinen Flusslaufes war recht angenehm zu gehen und bot echte Abwechslung zum scheinbar nie enden wollenden Kopfsteinpflaster. Auch boten manch imposante Bauwerke

entlang der Hügellandschaft interessante Einblicke in die Baukultur.

Nach einem zweiten kleinen Frühstück gegen elf Uhr gab es um halb eins wieder Milchkaffee mit zwei süßen Teilchen, was zusammen nur 2,60 € kam. Ich war so sprachlos, denn für diesen Preis hättest du in Deutschland nicht mal einen Milchkaffee bekommen! So erfreuten wir uns also nicht nur der Landschaft,

sondern auch der niedrigen Preise, die uns das Leben hier wie im Paradies vorkommen ließ. Apropos Paradies, man muss schon sagen, wenn einem alles vor der Haustüre wächst, muss es doch wie im Paradies sein, oder? Die Menschen hier haben doch alles, was das Herz begehrt: Bananen, Kiwis, Trauben, Äpfel, Orangen, Kürbis, Tomaten, Grünkohl (was sonst) und Kirchen. Ja, richtig, Kirchen! Irgendwie verständlich, denn wem sonst soll man für all den Reichtum der Natur danken, wenn nicht dem lieben Gott? Das Paradies muss doch herrlich sein, aber ob das dieses Zicklein hier auch findet?

Die arme, die hat man einfach am Straßenrand am Abflussgitter befestigt, dabei könnte die so gut auf der Wiese oder dem Feld unter den Trauben stehen …

Doch es gibt auch Schattenseiten, glaubt ja nicht, es geht ohne … Wie ich schon erwähnte, haben wir auf dem Hinflug die Waldbrände gesehen, die wir nun fast hautnah miterleben durften. Denn hier ging es ein gutes Stück neben einem verkohlten Waldstück entlang, das aber noch nicht so schlimm aussah, wie das, was wir noch erleben sollten. Jedenfalls machte uns dieses hübsche Schild

auf unser nächstes Etappenziel aufmerksam, was uns den verkohlten Wald schnell vergessen ließ.

Aber es war nicht mehr weit bis Ponte de Lima. Eine letzte kurze Verschnaufpause

mit Blick auf üppige Maispflanzen und wild wuchernden Wein, leider auch kahlen Bäumen ließen die Gedanken wandern und verliehen den Füßen eine kurze Phase der Erholung. Der nächste Gang

war zwar dank des komischen Pflasters für die Füße nix, dafür die Trauben für das Auge umso mehr. Ich sage doch, wie im Paradies und das Paradies hat einen Namen: Portugal!

Am Morgen haben wir noch gedacht, wir nächtigen diese Nacht in einer Pension oder einem Hotelzimmer wegen des spanischen Schnarchers, aber als wir uns Ponte de Lima näherten, waren wir schon verblüfft über die Zeltgelage, denen wir hier begegneten. Uns schwante nichts Gutes, denn von der wunderschönen Kastanienallee, die im Pilgerführer so lobenswert beschrieben war, war nichts mehr zu sehen vor lauter Marktständen. Also konnten wir das mit dem Hotelzimmer auch vergessen und trabten weiter der Brücke zu,

die uns über den Fluss zur Herberge führen sollte. Von der Brücke hatte man noch mal einen wunderbaren Blick auf die „Zeltstadt“.

Es war nicht zu übersehen: Hier musste ein Fest im Gange sein! Doch wir wollten erst einmal zur Herberge, die sich gleich hinter der Brücke befand.

 

Aber was für ein Übel: Die hatte geschlossen! Die macht doch tatsächlich erst um 17 Uhr auf!!! Und jetzt war es 14 Uhr! Da wir nicht die ersten waren, stellten wir unsere Rucksäcke schön in die Reihe

(für Ordnung sorgte mittlerweile unser spanischer Schnarcher) und setzten uns zu Almut auf die Bank gegenüber der Herberge. So schwatzten wir halt mit Almut und konnten nebenbei auch diese Art von Pilger bewundern: Buspilger. Na, mit so einem kleinen Rucksäcklein wäre ich auch weit gekommen, aber wir wollten uns ja wie die wahren Pilger bewegen – zu Fuß. Ja, und wenn man zu Fuß geht, bekommt man manchmal auch Blasen, so wie ich mir heute meine zweite geholt habe. Und während wir da saßen und plauderten, zog der Himmel zu und andere Pilger trudelten so nach und nach noch ein. Endlich, gegen viertel vor fünf öffnete die Herberge ihre Tore und die Pilger strömten hinein. Unser spanischer Schnarcher sorgte auch hier wieder für Ordnung, denn es durfte sich niemand vordrängeln! Aber unsere Hoffnung, ihm nicht im Schlafsaal zu begegnen, wurde einfach zunichte gemacht, denn wir bekamen zwei Einzelbetten im rechten Schlafsaal des zweiten Stockes zusammen mit 16 weiteren Einzelbetten. Was jetzt folgte, war wieder der run auf die Duschen und Waschgelegenheiten, die sich auf die erste Etage und das Parterre verteilten. Die Wäscheleine war allerdings wieder oben neben unserem Schlafsaal auf der Terrasse, von der eine Feuerleiter hinunter in den Innenhof führte, in dem eine riesige Palme steht, die man gar nicht übersehen kann.

So, als wir schließlich alles erledigt hatten, wollten wir uns das Fest (von dem wir bis heute nicht wissen, was da überhaupt gefeiert wurde) natürlich nicht entgehen lassen und begaben uns über die Brücke zurück ins Getümmel.

 

Und das roch sooooo lecker und sah sooooo verlockend aus. Möcht‘ nicht wissen, wie viel Kilo Fleisch

 

hier übers Wochenende verzehrt wurde … Ach ja, und so ganz nebenbei oder zwischendrin

 

gab es natürlich auch etwas von der Stadt zu sehen,

 

 

 

auch hier teilweise mit den hübschen blauen Kacheln nett verziert.

 

Ja, so lustig ist es wohl früher schon zugegangen hier, aber es gab auch andere Zeiten,

 

 

 

 

 

wie diese Gebilde aus Bronze belegen. Nun ja, jedenfalls ließen wir es uns gut gehen und tranken zum Abschluss noch ein Gläschen Rotwein vor der Herberge, der zwar gewöhnungsbedürftig anmutete, aber nach dem dritten Schluck dann doch mundete. Bei milden 20° C stapften wir müde gegen halb elf hoch und mussten feststellen, dass sich noch zwei Fahrradpilger zu uns gesellt hatten, die allerdings mit Matratzen neben meinem Bett Vorlieb nehmen mussten.

 

Samstag, 07. September 2013 (Ponte de Lima – Rubiães) ca. 17,3 km

Hatten wir doch gedacht, die Nacht in Tamel wäre schlimm gewesen, so hat diese Nacht hier alles getoppt. Von dem spanischen Schnarcher haben wir zwar nichts gehört, dafür von dem Bumm, Bumm, Bumm der Technomusik umso mehr. Das Fest ging doch tatsächlich bis früh um sechs Uhr! Alle waren wohl wie gerädert und heilfroh, dass die Nacht um war. Erneut waren wir mal wieder die letzten,

die zwischen halb und um acht zur nächsten Etappe aufbrachen. Mühsam schleppten wir uns vorwärts, denn der fehlende Schlaf steckte scheinbar in jedem Knochen. Auf jeden Fall war es noch kein blauer Himmel, d. h. noch nicht so warm und der Weg durch wilden Wein

und kleine Wäldchen hindurch war angenehm zu laufen. Hier habe ich auch mein erstes Zehn-Cent-Stück gefunden, das ich mir als Talisman für die nächste Zeit bewahren wollte. So langsam wurden wir munter und freuten uns aufs Frühstück. Aber wahrscheinlich war alles auf dem Fest gewesen, was Beine hatte, denn der Wirt aus der Bar „Casa Veiga“ in Barrosas-Arcozela, nur wenige Kilometer nach Ponte de Lima, sah nicht nur so aus, er war es auch: unausgeschlafen und noch nicht wieder nüchtern. Er war die ganze Nacht auf dem Fest gewesen, erzählte er, und das spürte man auch beim Frühstück: Das Toastbrot fehlte, die Tomaten waren unreif, der Kaffee zu dünn und bei dem Schinken oder Fleisch wussten wir auch nicht so recht, ob da nicht aus Versehen Nachbars Katze in der Pfanne gelandet war. Jedenfalls hat mein Magen noch lange nachher überlegt, ob er dieses Mahl behalten oder wieder ausspucken sollte.

Der weitere Weg war nicht mehr ganz so hügelig (das war aber nur die Ruhe vor dem Sturm), dafür auch nicht mehr so reizvoll, denn diese Autobahn

hier über uns, sollte uns noch eine Weile begleiten. Was wir allerdings seltsam fanden, war die Tatsache, dass diese Autobahn kaum befahren war. In Deutschland hätte es um diese Tageszeit doch schon den dritten Stau gegeben, aber hier – beinahe Totenstille. Fahren die in Portugal keine Autos? Haben die hier nichts zu transportieren? Oder ist Autofahren so teuer, dass es sich keiner leisten kann? Wozu gibt es dann Autobahnen, wenn sie niemand nutzt?

Nun gut, wir waren zu Fuß unterwegs und pilgerten nur verwundert weiter, bis wir zu einer Brücke

kamen, an der wir uns fragten, warum man jetzt hier eine neue neben der alten errichtet hatte. Die alte hätte es doch noch getan, hätte man nur das Geländer repariert oder neu gemacht. Aber so ist es wohl mit allem hier, man hat scheinbar kein Interesse an Werterhaltung. Das Alte lässt man verfallen und baut lieber was Neues nebenan. Was für eine seltsame Logik …

Dafür klappte das aber mit der Beschilderung des Weges super gut, denn wenn es keine gab, wiesen uns bunte Kacheln den Weg.

Wir wollen ja auch nicht vergessen zu erwähnen, dass fast jeder Weg hier gepflastert ist und zwar mit Kopfsteinpflaster,

was so anstrengend zu begehen ist, dass man froh ist, mal Sand oder einfach nur Erde unter den Füßen zu haben.

Was auch total lustig war, dass diese hübschen Blümchen

immer nur an Mauern blühten. Sie zwängten sich durch die kleinste Ritze und entwickelten sich so zu einer wahren Pracht.

Ob man sich an den Trauben einfach bedienen konnte,

 

sei dahingestellt. Wir jedenfalls haben es nicht gemacht, weil a) die jemandem gehörten und b) wir nicht wussten, mit was die behandelt wurden, denn manche sahen sehr fragwürdig blau aus.

Da wir dann noch auf ca. 400 Meter hinauf mussten, füllten wir unsere Wasserflaschen noch mal am Brunnen „Fonte das Três Bicas“. Es folgte ein schweißtreibender Anstieg und schmunzelnd kamen wir am „Cruz dos Franceses“ vorbei. Es war nur ein Steinkreuz,

aber viele legen hier Steine oder andere Dinge ab, die sie wohl nicht mehr benötigen, gleich dem Ritual am „Cruz de Ferro“ auf dem Camino Francés. Wenig später tauchte das nächste Kreuz auf, an dem wir auch keine Spuren hinterließen, außer ein paar Tropfen Schweiß.

Dass wir uns nicht verlaufen konnten, dafür sorgten immer diverse Wegweiser.

Jedenfalls waren wir froh, als wir auf dem Gipfel angekommen waren und dennoch enttäuscht, weil man so rein gar keine Aussicht genießen konnte. Da gab es nur lichten Wald ohne Weitblick. Was für eine Enttäuschung! Aber der Pilger nimmt es wie es kommt und so wagten wir uns an den Abstieg über eine ziemliche Geröll- und Schotterpiste, bis wir nach Rubiães kamen.

Von dem Eingangsschild war es dann nicht mehr weit bis zur Herberge,

an der wir um viertel nach eins eintrudelten und überlegten, ob wir weiter sollten oder nicht. Bis zur nächsten Herberge wären es nur noch knapp 16 Kilometer gewesen, aber wir kannten die Strecke nicht und das war der Knackpunkt. Also entschieden wir uns hier zu bleiben, auch wenn sie erst um 13:30 Uhr ihre Pforte öffnete, und reihten uns wieder in die Schlange der Wartenden ein (der spanische Schnarcher sorgte auch hier in überzeugender Art und Weise für Ordnung). Almut war nicht zu sehen, dafür trafen so nach und nach bekannte aber auch neue Gesichter ein.

Im Gegensatz zur letzten Nacht war diese Herberge ein Segen, denn sie lag total ruhig, außerhalb des Ortes auf einer kleinen Anhöhe. Wir bekamen im großen Zimmer mit 14 Stockbetten Platz und waren froh, dass wir so zeitig hier waren, denn so schnell wie jedes Bett belegt war, konnte man nicht schauen. Die gegen 18 Uhr Eintreffenden mussten einfach weiter geschickt werden, da die Herberge eigentlich schon um fünf hoffnungslos überfüllt war. Ja, es war aber auch herrlichstes Wetter zum Pilgern mit blauem Himmel, Sonnenschein und der Weg heute war auch total abwechslungsreich (abgesehen vom Kopfsteinpflaster) mit seinen Steigungen und dem Gefälle.Das Abendessen jedoch mussten wir uns erst einmal verdienen, denn das Restaurant dazu lag ca. einen Kilometer unterhalb der Herberge und das Lädchen noch mal ca. 500 Meter weiter. Also wenn du fit bleiben willst, dann geh pilgern!

 

Sonntag, 08. September 2013 (Rubiães – Valença) ca. 15,9 km

Ich kann nicht sagen, ob ich mich an den spanischen Schnarcher gewöhnt habe oder einfach nur an meine Ohrstöpsel, denn ich habe viel, viel besser geschlafen als letzte Nacht. So sind wir gut gelaunt im Pulk der anderen gegen 7:30 Uhr gestartet und es sah wirklich wie eine Perlenschnur aus, wie die Pilger am Straßenrand fast zeitgleich starteten. Somit waren wir nie wirklich allein und trafen immer jemand irgendwo. Eigentlich waren wir noch gar nicht richtig losgepilgert, als uns schon das erste Schild auf die nächste Herberge oder besser gesagt Hotel hinwies.

Jedenfalls liefen wir so ca. vier Kilometer bis zu unserem Frühstück in S. Bento da Porta Aberta, was aber ein totaler Reinfall war, denn der Kaffee war eine Plörre und der Käse eine Katastrophe. Eigentlich war beides ungenießbar, aber den Kaffee schütteten wir halt hinunter, ließen den Käse dafür liegen. Der war so was von staubtrocken, wellte sich schon hier und da und wies einen so seltsamen Geschmack auf, dass wir es vorzogen, unser Weckle nur mit dem obligatorischen Klebschinken zu uns zu nehmen. Nun gut, wir sind nicht gestorben daran, pilgerten aber etwas missgelaunt über das missglückte Frühstück weiter, bis wir einen merkwürdig aussehenden Wald erreichten. D. h. am Anfang sah der Wald noch lebendig aus, aber irgendwann stach uns Brandgeruch in die Nase und wir sahen links

und rechts des Weges das Ausmaß der Katastrophe. Vom Wald waren nur noch verkohlte Stämme und schwarzer Boden zu sehen und der Geruch, der hier in der Luft lag, den vergisst man nicht. Es war nicht der übliche Geruch, wenn Holz verbrennt – es war der Geruch nach verbranntem, ätherischem Öl. Klar, wenn Eukalyptus verbrennt, das duftet nicht, das stinkt! Jedenfalls war es total seltsam, denn nur links und rechts was alles schwarz, aber auf unserem Weg war nicht die kleinste Spur einer Feuersbrunft zu sehen. Die Erde auf dem Weg war nicht verbrannt, die Steine auch nicht schwarz und das Laub sah aus wie ganz normales Sommerlaub, vergilbt in der Sonne. Waren hier etwa Brandstifter am Werk? Es war ein eigenartiges Gefühl, denn es glich einer Landschaft wie auf einem anderen Planeten – so unreal wirkte alles, beinahe futuristisch und doch so tot. Wie wir später hörten, war es gerade mal zehn Tage her, als es hier gebrannt hatte. Und das roch man jetzt noch!

Trotz des toten Waldes kamen wir schnell voran und da die Herberge in Valença erst 16 Uhr öffnete, checkten wir diesmal in eben dem vorher beworbenen „Hotel Val Flores“ ein, dass sich in unmittelbarer Nähe der Herberge befindet. Es sei hier noch lobend erwähnt, dass das Hotel und die Herberge besser zu finden waren, als im Führer beschrieben, denn man hatte irgendwie den Pilgerweg verlegt, so dass man beinahe von alleine nahe der Herberge herauskommt. Da es für Pilger in dem „Hotel Val Flores“, dessen große Lettern man gar nicht übersehen kann, sogar Rabatt gibt, konnten wir es uns erst recht leisten und waren überrascht über den hübschen Stempel, den es hier für die Pilgersleut‘ gab. So sind wir den spanischen Schnarcher endlich losgeworden (diesen haben wir weiter Richtung Tui laufen sehen) und konnten nach der wohltuenden Dusche erst einmal in Ruhe ein Nickerchen halten.

Gegen halb drei sind wir dann in die Altstadt gewackelt und waren überrascht über die Ampeln und vielen Fahrzeuge innerhalb der Festungsanlage.

Der erste Anlaufpunkt war natürlich ein Café und wir genossen noch einmal die preiswerten Angebote, wussten wir doch, dass in Spanien ganz andere Preise auf uns warten würden.

Nach einer kleinen Stärkung schlenderten wir also durch die Altstadt Valenças

und haben dabei so ganz interessante Aus – und Weitblicke,

 

 

aber auch Einblicke genießen dürfen.

 

natürlich durfte auch das altbekannte Kopfsteinpflaster nicht fehlen.

Wie da die Leute früher in ihren Kutschen drüber sind, ohne Gehirnerschütterung zu bekommen, ist mir heute noch ein Rätsel. Wir jedenfalls gingen zu Fuß weiter und berauschten uns am herrlichen Panorama, was sich uns von hier oben bot – und das nicht nur auf Tui

hinunter und hinüber. Auch eine Touristenkutsche

durfte nicht fehlen, hat es eine solche doch sogar bis auf die Festung geschafft …

 

Kanonen durften natürlich ebenso wenig fehlen – aber zum Glück wird damit heute nicht mehr geschossen, sondern diese dienen nur noch als sehenswertes Überbleibsel aus einer lang vergangenen Epoche.

Was ich auch total schön finde, ist die Tatsache, dass es auch hier diese hübschen Häuserfassaden

zu bestaunen gibt. Also bemüht man sich doch um Werterhaltung!

Auch wenn es auf den Bildern nicht so aussieht, aber hier oben, innerhalb der Festung, war total viel los. Da waren jede Menge Spanier auf den Beinen, die hier auch am Sonntag für wenig Geld richtig viel kaufen können, wie z. B. Stoffe, Kindersachen und Handtücher als Kiloware. Valença muss für die grenznah wohnenden Spanier das Eldorado sein, so billig wie hier alles ist. Wir hätten uns auch gern etwas mitgenommen, aber wir waren zu Fuß unterwegs und hatten keinen Platz im Rucksack (was für ein Glück, sonst hätten wir uns eingedeckt ohne Ende). Aber das ist ja auch Sinn und Zweck des Pilgerns: Man soll zum Wesentlichen zurück, allen unnützen Ballast und Trödel abwerfen und mit den einfachsten Dingen zufrieden sein. So ist’s recht! Froh, keine unnützen Gramm mehr zu schleppen, verließen wir die Festung und liefen hinüber in den neuen Teil von Valença. Dort deckten wir uns in einem Supermarkt mit wenigen Lebensmitteln ein (wäre in Deutschland zum Sonntag unmöglich gewesen) und kehrten dann in ein Lokal in einer Seitenstraße abseits der belebten Hauptstraße mit Blick auf zwei neungeschossige Betonbunker ein, um uns an einem wohlschmeckenden und preiswerten Abendessen zu erfreuen, was uns inklusive Getränke nur schlappe 14,70 Euro kostete.

Während wir später im Bett lagen und den bunten Bildern im Fernsehen folgten, mussten wir auch feststellen, dass wir gestern nicht mehr hätten bis hierher gehen können. Denn obwohl es nur knapp 16 Kilometer waren, ging es doch ziemlich hoch und runter auf dieser heutigen Etappe mit ordentlich Kopfsteinpflaster und scheinbar ausgetrockneten Flussbetten mit jeder Menge Geröll zwischendrin.

 

Montag, 09. September 2013 (Valença – Redondela) ca. 38 km

Nun hatten wir zwar ein hübsches Doppelzimmer mit eigenem WC und Blick auf andere Wohnhäuser gehabt, aber so richtig gut geschlafen haben wir auch nicht. Hatten wir uns etwa schon so sehr an den spanischen Señor mit seinem Geschnarche gewöhnt, dass es uns hier fehlte? Jedenfalls gab es erst einmal zu der Zeit Frühstück, an der wir sonst losgepilgert wären, nämlich um halb acht mit hellen Brötchen (in ganz Portugal scheint es nur diese eine Sorte zu geben), Saft, Kaffee und trockenem, total geschmacksneutralem Käse sowie komischem Schinken (von dem es in ganz Portugal scheinbar auch nur diese eine Sorte gibt, die wahrscheinlich auch noch geklebt ist, so viereckig wie die Scheiben aussahen). Genießen geht jedenfalls anders! Dafür waren die Madeleines lecker, von denen ich gleich zwei genoss (Kalorien waren schließlich auch wichtig). Der Saft war ebenfalls alles andere als lecker, denn der kam aus dem Tetrapack, so dünn wie der war. Ja, wo man sparen kann, soll man sparen, aber doch bitte nicht an den Pilgern. Irgendwann werden die Menschen sich noch zu Tode sparen!

Jedenfalls stapften wir genau um 8:18 Uhr die Treppe im Hotel hinunter und verließen so das Hotel und die Stadt durch die Festung, um über die doppelstöckige,

internationale Eisenbrücke von Gustave Eiffel über den Rio Minho (auch Rio Miño) bis hinein nach Tui zu gelangen. Nach ca. vier Kilometer schauten wir uns traurig um,

um einen letzten Blick auf die Festung von Valença

werfen zu können, denn wir waren jetzt in Spanien. Kopfsteinpflaster und preiswertes Leben adieu. Aber auch der alten Zeit sei adieu gesagt, denn mit dem Überqueren der Brücke querte man nicht nur eine Landesgrenze, sondern gleich eine Zeitzone mit. Waren wir in Portugal um 8:18 Uhr gestartet, so war es jetzt in Tui bereits 10:15 Uhr, was bedeutet: zwei Stunden für vier Kilometer! Was für eine Leistung … Aber was hier noch ganz gut anfing (beschilderungsmäßig), nahm im Laufe der Zeit immer mehr ab und wir mussten nicht nur einmal nach einem Zeichen suchen,

um weiterzukommen. Und die Preise ähnelten nun auch den unseren! In der „Santa Iglesia Catedral“ in Tui

 

holten wir unseren ersten Stempel für diesen Tag, denn will man die Compostela, braucht man auf den letzten einhundert Kilometer bis Santiago zwei Stempel pro Tag.

 

Landschaftlich änderte sich nichts, nur dass hier mehr römische Relikte

zu bestaunen und zu begehen waren als in Portugal. Was wir natürlich vorher nicht wissen konnten, war die Tatsache, dass sie den ursprünglichen Pilgerweg mal wieder verlegt hatten (so wie es auf dem letzten Stück nach Valença auch schon der Fall gewesen war), nur hier war es zu unseren Ungunsten. D. h. um die 2,6 Kilometer lange Strecke durch ein Industriegebiet zu umgehen, hat man den Jakobsweg nun durch andere Örtchen und lichte Wäldchen gelegt, was zwar landschaftlich

reizvoller war, aber man hat leider auch vergessen, ein paar „areas de descanzos“ oder Verpflegungsmöglichkeiten einzubauen, seien es nur Bänke aus Beton oder Getränkeautomaten.

Ja, die Bars, die es in Portugal an fast jeder Ecke gab, waren hier wie vom Erdboden verschwunden, so dass wir total ausgehungert und erschöpft gegen 14 Uhr in O Porriño ankamen. Da O Porriño bei weitem nicht so schön wie Valença ist, entschlossen wir uns nach dem Verzehr einer ordentlichen Schinken-Käse-Platte, uns auf den Weiterweg nach Mos zu machen, was unser Fehler war, denn hatten wir durch den neu angelegten Weg schon mehr als 20 Kilometer weg, sollten jetzt noch weitere 15 dazu kommen. Und das wieder bei blauem Himmel, Sonnenschein. Aber der Pilger nimmt es wie es kommt und lernt leiden ohne zu klagen!

So stiefelten wir am frühen Nachmittag weiter und hatten gehofft, in Mos unterzukommen, aber das war aussichtslos, denn als wir gegen halb fünf dort eintrafen, war die Herberge schon hoffnungslos überfüllt, ebenso die Bar gegenüber, in der wir uns einen Eistee gönnten. So mussten wir erschöpft und verschwitzt weiter bis Redondela, wollten wir nicht unter freiem Himmel schlafen. Irgendwie waren wir doch froh, nicht in Mos geblieben zu sein, denn das ist ein total totes Nest und hat außer der Herberge und der Bar nichts zu bieten – doch – einen Flughafen. Total abgefahren, das Nest so tot wie irgendwas, aber einen Flughafen! Im weiteren Verlauf unseres Weges jedenfalls haben wir sie starten und landen gesehen (also nicht direkt auf der Rollbahn, aber im An- und Abflug begriffen) und das waren keine Pfützenhupfer, sondern ordentliche Maschinen!

Gegen 19 Uhr endlich trafen wir in Redondela ein und auf der Suche nach der privat geführten Herberge fing uns eine Señora von der Straße ab und bot uns ein einfaches Doppelzimmer im ersten Stock mit Etagendusche und – WC für 30 Euro inklusive Frühstück an. Da wir wirklich fertig waren, überlegten wir nicht lange und nahmen das Angebot an, was auch besser so war. Denn obwohl es wirklich nur ein kleines Zimmer mit einem Doppelbett und einem Schrank ohne Bügel war und kein Fenster besaß, lag es doch in einer ruhigen Seitengasse und nicht am belebten Marktplatz wie die öffentliche Herberge.

Den zweiten Stempel allerdings für diesen Tag holten wir uns nach dem Duschen in der öffentlichen Herberge, weil in der Kirche oberhalb unserer Privatunterkunft gerade Abendmesse gehalten wurde, so dass wir da keinen Stempel bekommen konnten. Gleichzeitig erfuhren wir so, dass diese Herberge schon ab um vier überfüllt gewesen war, ebenso die privat geführte, zu der wir ja ursprünglich wollten. Also war die spanische Señora unsere Rettung in der Not. Vielen Dank noch im Nachhinein Auch wenn ich mir durch den heutigen Gewaltmarsch meine dritte Blase zugezogen habe, sind wir nach dem Duschen noch einmal durch die Stadt gezogen und wurden in einer Eckkneipe zum Futter fassen fündig. Der Kellner sprach ein bisschen deutsch und wollte wohl italienische Küche servieren. Aber dank des superguten Rotweines (total süffig, nicht gekorkt oder nachmöpselnd) und dem erfrischenden Bier sahen wir über das misslungene italienische Gericht (es sollte Lasagne und Tiramisu sein) hinweg und erklärtem ihm noch, wo es gutes belgisches Bier käuflich zu erwerben gibt. Die Rechnung allerdings ließ uns wieder einmal spüren: Wir waren nicht mehr in Portugal! Hatten wir den Abend zuvor für zwei Personen noch 15 Euro bezahlt, so mussten wir hier glatt das Doppelte auf den Tisch legen. Ja, so isch’s halt, sagt der Oswald …

 

Dienstag, 10. September 2013 (Redondela – Pontevedra) ca. 17,5 km

Um viertel nach acht sind wir erst aus unserer Privatunterkunft fort gekommen und haben trotz fehlendem Fenster gut geschlafen. Es waren halt doch zu viele Kilometer Tags zuvor gewesen, aber heute sollten es nicht so viele werden! Langsam wurde es hell und als wir durch das alte Viadukt

hindurch waren, war die Sonne vollends aufgegangen und wir konnten frohen Mutes in einen neuen Tag starten. So sahen wir nicht nur „antike“ Bauten, sondern auch moderne Bausünden.

Gut, letzteres haben wir nur fotografiert, um auch später nicht verstehen zu müssen, warum man hier einst dem Bauwahn verfallen war, der viel zu viel Investruinen übrig ließ und wohl ungezählte Existenzen in die Armut stürzte.

Und damit man sieht, dass man auf dem richtigen Weg ist, hat man sogar eine Straße

den Pilgersleut‘ gewidmet. Anfangs ging es noch ein Stück hinauf und so hinaus aus der Stadt, aber da es noch früh am Morgen war, störte es uns nicht weiter, auch nicht, dass es daraufhin gleich wieder hinunter ging. Aber dieses Rauf und Runter sollte uns den ganzen Tag auf zum Teil römischen Pflastersteinen begleiten, denn wir pilgerten zeitweise auf der „Via Romana“, die landschaftlich einiges zu bieten hat.

Ein Abzweig an einer Stempelstelle entpuppte sich allerdings als ergebnislos, da diese Bar dort noch zu schlafen schien. Zwar hatten wir somit noch keinen Stempel, aber konnten kurz vor Arcade einen interessanten Blick aufs Meer erhaschen,

ebenso diesen Blick in ein Kapellchen en miniature.

Hier wollte ich eigentlich mein in Portugal gefundenes Zehn-Cent-Stück hinterlassen, habe es aber als Talisman weiter behalten.

Gegen zehn Uhr gab es den zweiten Kaffee und einen Orangensaft in einer Bar mit integriertem Lädchen neben einer privat geführten Herberge in Arcade, wo wir auch unseren ersten Stempel für diesen Tag bekamen. Und während wir so aufs Meer blickten (was für ein Luxus: Meerblick) und dabei unseren Kaffee genossen, konnten wir förmlich fühlen, wie unsere Gedanken auf die Reise gingen. Wir wären gene noch geblieben …

Obwohl wir super geschlafen hatten, konnten wir die Hammeretappe vom letzten Tag noch deutlich spüren. Unser Kopf sagte zwar: Weiter! Aber unsere Knochen wollten lieber hier sitzen bleiben. Also genossen wir einen letzten Blick aufs Meer und freuten uns auf die wenigen Kilometer des heutigen Tages, bevor es frisch gestärkt und munter weiter ging. Dabei nahm die Anzahl der Grünkohlpflanzen deutlich ab, dafür die Anzahl der Kornspeicher

sichtlich zu, die jetzt nicht mehr nur auf dem Land zu sehen waren. Wenig später erreichten wir eine Brücke,

die uns hinüber nach Pontesampoio bringen sollte, wo es durch enge Gassen wieder hinauf ging. Gut, an die fehlenden Bars unterwegs oder Bänkchen

zum Rasten hatten wir uns mittlerweile gewöhnt, aber hin und wieder gab es so etwas, worüber wir nicht schlecht staunten.

Jedenfalls trafen wir kurz vor Pontevedra auf M. + M. wieder und sind mit ihnen die letzten Kilometer zur Herberge gepilgert, was sich noch mal elend hinzog an einer schnöden Asphaltstraße entlang, auf der uns ein Fischhändler mehrmals hupend entgegenkam. Kurz vor 13 Uhr haben wir dann auch die Herberge

erreicht und brauchten gar nicht lang zu warten, denn diese öffnete bereits um eins ihre Tore. Schon beim Eintreten dachten wir: Wow,

 

was für eine Herberge! Hier kann man sich ja richtig wohl fühlen 🙂

 

Interessant war auch die Karte oder weiterer Streckenverlauf bis Santiago an der Wand in der Eingangshalle, was wohl eher für unsere spanischen Pilgersleut‘ gedacht war, für die letzten oder einzigen 100 Kilometer …

Jedenfalls haben wir Liegeplatz 11 und 12 von insgesamt 20 Stockbetten im großen Schlafsaal bekommen, haben dann schnell ausgepackt, sind duschen gegangen und haben uns danach den Luxus einer Waschmaschine gegönnt. Während die Wäsche also ohne unser Zutun gereinigt wurde, genehmigten wir uns noch ein Nickerchen, um dann ausgeruht einen Spaziergang durch die Stadt anzutreten. Zuvor haben wir aber noch die Wäsche auf die Leine verfrachtet und waren echt froh, die vier Euro für die Maschine investiert zu haben, denn lange Schlangen bildeten sich nun an den Waschgelegenheiten und nicht wenige waren am Fluchen … Während also die Wäsche im Winde flatterte, sind wir in die Altstadt gewackelt und waren sehr, sehr angetan von diesem Städtle

mit seinem ganz besonderen Flair

 

 

 

 

und schmucken Fassaden,

 

alten Kirchen und interessanten Plätzen.

 

 

 

 

Schöner wäre es gewesen, wenn dieser Brunnen noch

Wasser gespien hätte, aber so musste es auch ohne gehen. Interessant fand ich auch die lange Holzbank dahinter, auf der sich aber seltsamerweise niemand ausruhen wollte.

 

Schön anzusehen waren auch die Messingmuscheln,

die auf dem Gehweg eingelassen waren und sogar illuminiert werden konnten. Was ich allerdings schade fand, war wieder mal die Tatsache, dass kaum eine Kirche geöffnet hatte. Wenn man schon kein Lichtlein zünden und nichts spenden kann, wovon leben die dann eigentlich? Jedenfalls haben wir noch eine Kleinigkeit fürs Abendessen gekauft und haben all die Köstlichkeiten dann abends im Aufenthaltsraum der Herberge genossen. Später gesellten sich noch M. + M. und Eva und Regine zu uns. Irgendwie war es total lustig, da wir alle aus Baden Württemberg kamen und uns so prima unterhalten konnten, trotz des Altersunterschiedes. Somit erfuhren wir auch, was jeder so derzeit trieb: Miriam Musikstudentin (Oboe), Mario studiert Bauingenieurswesen, Eva studiert Psychologie, Regine macht erst eine Ausbildung zur Krankenpflege, um danach Medizin studieren zu können. Jedenfalls wurde es kein langweiliger Abend und wir hatten bei gutem (vor allem reichlich) Wein unseren Spaß.

 

Mittwoch, 11. September 2013 (Pontevedra – Briallos) ca. 18 km

Trotz riesigem Schlafsaal haben wir prima geschlafen, so dass wir viertel nach sieben ausgeruht und munter unsere nächste Etappe in Angriff nehmen konnten. Es war zwar noch duster und total windig, aber auch warm (um die 19° C), so dass es ein angenehmes Laufen war und uns so manch interessante Wegweiser die Strecke wiesen.

 

Den ersten Stempel für diesen Tag gab es in einer Kirche

in Alba, die gerade erst von einem jungen Burschen aufgeschlossen wurde.

Nachdem es wieder hoch und runter, mitunter auch durch lichten Wald ging, entdeckten wir eine kleine Info

 

für eine mögliche Unterkunft. Es war teilweise ein schöner Weg,

wenn sich nur nicht immer so hässliches Pflaster dazwischen mogeln würde …

Für ein ordentliches Frühstück kehrten wir erst einmal in eine schnuckelige Bar ein und frühstückten unter herrlichen Weinreben, die allerdings noch etwas Reife benötigten. Frisch gestärkt passierten wir etwas später den Kilometerstein 50.555, was bedeutete: Es war nicht mehr weit bis Santiago! Die magische Grenze war auch schnell überschritten und wir standen vor dem Kilometerstein 49.995. Wer mit dem Auto unterwegs war, hatte es natürlich noch besser, denn der hatte nur noch 40 Kilometervor sich.

Ja, wenn man so läuft und läuft, vergeht doch irgendwie die Zeit und man wundert sich, wie schnell man eigentlich ist, denn um 12:15 Uhr trafen wir schon an der Herberge

in Briallos ein. Thomasz aus der Slowakei saß schon da und gemeinsam warteten wir und warteten … Eigentlich sollte diese Herberge um 13 Uhr öffnen, aber man konnte auch anrufen, falls niemand vor Ort sein sollte. Und es war niemand vor Ort! Es wurde 13 Uhr, es wurde viertel nach eins, es wurde halb zwei, aber von den Herbergseltern keine Spur. Auch um 14 Uhr kam niemand, um die Tür zu öffnen, dafür gesellten sich noch ein älteres Ehepaar aus Polen und Paul aus England zu uns. Irgendwann kamen uns allen Zweifel, ob sich überhaupt jemand um uns kümmern wollte. Also riefen wir bei angegebener Telefonnummer an und bekamen endlich gesagt, wo der Schlüssel sich befindet, da man verhindert sei, persönlich vor Ort sein zu können. So haben wir um viertel nach zwei zu sechst die Herberge „gestürmt“ und uns in einem der zwei Schlafsäle mit jeweils sechs Stockbetten „häuslich“ eingerichtet.

Später gesellten sich noch Maike und Birgit aus Deutschland zu uns, mit denen wir dann einkaufen waren. Wobei einkaufen wirklich weit hergeholt klingt, denn einkaufen bedeutete hier: Man verlässt die Herberge, quert das Flüsschen und die Hauptstraße und klingelt an einem weiß getünchten, kleinen Haus linker Hand, was sich als Tante-Emma-Laden entpuppte, aber nicht als dieser ausgeschildert war. Eigentlich wurde man bedient, aber wir bedienten uns gleich selber mangels fehlender Sprachkenntnisse und sorgten so für einen ordentlichen Umsatz an diesem Tag.

Was ich weniger lustig fand, waren die Rauchwolken

am Horizont, die wir schon seit unserer Ankunft beobachten konnten und feststellen mussten, dass sich das Feuer rasch auszubreiten drohte, bis wir auch die ersten Löschflugzeuge

 

und Helis über uns hinweg ziehen sehen konnten. Es war beängstigend, zumal das Feuer nur geschätzte drei bis fünf Kilometer Luftlinie entfernt war! Jedenfalls hatte man das Feuer wohl unterschätzt und die Intensität des Brandes nahm rasch zu, denn die Löschflugzeuge und Helis waren nun ständig im Einsatz und flogen über uns ihre Runden.

Auch wir machten uns für den Einsatz in der Küche bereit, denn wir wollten nicht mit leerem Magen hier raus müssen, sollten wir evakuiert werden. Jedenfalls wurde es ein ordentliches Abendessen mit Spaghetti und Thunfisch, Tomaten und Oliven und ein paar Zwiebele darin, so dass uns danach nach einem Spaziergang gelüstete. Mit ein paar Weinflaschen bewaffnet, spazierten wir an das Flüsschen hinunter

und ließen so den Abend langsam in geselliger Runde ausklingen. Immer noch waren die Löschflugzeuge im Einsatz, die wir ehrfürchtig beobachteten und hofften, man würde alles schnell unter Kontrolle bekommen.

Als es schon fast duster war

und merklich kühler wurde, verließen wir die feuchtfröhliche Runde und begaben uns zur Herberge zurück, wo in der Zwischenzeit noch zwei ältere Damen eingetroffen waren. Auch unsere Herbergseltern ließen sich kurz nach 21 Uhr blicken, um den Obolus zu kassieren und die Pilgerpässe nett mit Stempeln zu bestücken. Da der Rotwein nicht spurlos an uns vorübergegangen war, fielen wir gegen halb zehn gut angetüdelt ins Bett und waren doch froh, vom Waldbrand verschont geblieben zu sein.

 

Donnerstag, 12. September 2013 (Briallos – Pontecesures) ca. 20 km

Wieder haben wir wunderbar geschlafen und haben es genossen, die Herberge beinahe für uns gehabt zu haben. Es war schon fast eine familiäre Atmosphäre und schade, dass wir „schon“ weiter mussten. Aber da es hier niemanden wirklich interessierte, wie lange man liegen blieb, standen wir erst um sieben Uhr auf und trabten gegen acht dann los. Es war zwar nicht mehr dunkel, aber auch noch nicht ganz hell, als wir die Herberge verließen. Aber wo war der Regen, den man für diesen Morgen vorhergesagt hatte? Nichts war davon zu sehen. Dafür schwelte der Waldbrand noch, dem wir aber den Rücken kehrten und frischen Mutes in einen neuen Tag pilgerten. Wieder mangelte es nicht an Kirchen

unterwegs, aber da die meisten eh geschlossen waren, haben wir es irgendwann gar nicht mehr probiert, hinein zu gelangen.

In Caldas de Reis gab es gegen neun Uhr Frühstück in einer Eckbar mit Blick auf das Flüsschen in der Nähe der Markthalle. Die Sonne gewann rasch an Energie, so dass wir (wie immer) bei blauem Himmel, Sonnenschein unseren Weg fortsetzen konnten.

Wir überquerten eine alte Römerbrücke,

die irgendwie fehl am Platz zwischen den Neubauten wirkte, kamen an einem interessanten Pilgerbrunnen vorbei,

 

der leider kein Wasser spie, bis es hinaus aus der Stadt ging.

In dieser Kirche hofften wir,

den ersten Stempel zu bekommen, aber Fehlanzeige. Also pilgerten wir weiter und begegneten interessanten Tieren

 

 

 


und Pflanzen.

 

Was mich auch sehr beeindruckte, waren die Friedhöfe mit den Urnengräbern. Das sieht ansprechend aus und ist ein wirklich imposanter Ruheplatz.

 

In einer kleinen Bar, kurz nach Kilometer 29.885 gab es erst einmal Eistee und Eis zum Mittag, denn es wurde wieder richtig warm.

Die Bar mit der deutschen Fahne ließen wir rechts liegen und erklommen die letzten Meter hinauf zu unserer Herberge.


Diese ist ganz neu und hat erst seit kurzem geöffnet, so dass sie in unserem Pilgerführer noch gar nicht auftauchen konnte, da dieser erst von 2012 war. Aber unser polnischer Mitpilger hatte uns diese empfohlen, weil wir eigentlich ins Kloster von Herbon wollten. Da es dort aber erst Abendbrot um 21 Uhr gab, blieben wir eben in Pontecesures und waren gegen 14:30 Uhr die ersten und noch einzigen Pilger in dieser riesigen, modern eingerichteten Herberge mit 56 Stockbetten. So hatten wir zwar am nächsten Tag drei Kilometer mehr zu gehen, aber die Herberge hier und heute fast für uns alleine.

Also gingen wir in Ruhe duschen, wuschen unsere Wäsche und hängten sie schön in der Sonne zum Trocknen auf. Danach hielten wir ein kurzes Nickerchen und begaben uns dann hinunter in den Supermarkt. Unser Abendessen fiel nicht üppig aber abwechslungsreich aus, denn zu unserer Linsensuppe aus der Dose gab es Salami und Oliven und zum Nachtisch Melone und Joghurt. Während wir so unser Abendessen genossen, traf noch ein älteres Ehepaar ein, das auf dem Weg von Muxia weiter westwärts durch Spanien unterwegs war. Ob es nun Pilger waren oder nicht, konnten wir nicht so recht deuten, da sie ja Santiago schon hinter sich hatten. Jedenfalls plauderten wir nett miteinander und irgendwann gesellte sich noch der ältere Herr aus Polen zu uns und trank mit uns ein Gläschen Rotwein, derweil seine Frau zur Abendmesse in die Kirche ging (wie vorbildlich). Gut, aus einem Gläschen wurden dann zwei oder drei und gegen 21 Uhr trafen dann noch zwei Biker ein, die ihre Betten im großen Schlafsaal zugewiesen bekamen. Also waren wir tatsächlich nur 8 Pilger in dieser riesigen Herberge! Aber laut Gästebuch war zwei Tage zuvor nur ein einziger Pilgersmann hier gewesen. Wie einsam muss der sich erst gefühlt haben …

 

Freitag, 13. September 2013 (Pontecesures – Santiago de Compostela) 26,125 km

Dass wir super geschlafen haben, brauche ich wohl nicht zu erwähnen, aber oh Schreck, was für ein Tag: Freitag und auch noch der 13.! Und wir sollen nach Santiago? Na, das kann ja was werden, dachte ich nur und schlappte in die Porzellanausstellung. Aber so schlimm wurde es gar nicht, denn dieses Mal sind wir erst 8:15 Uhr los (es war schon hell) und haben bei gutem Tempo so manch Getreidespeicher und manch Kirchlein links liegen gelassen.

Kurz vor neun Uhr gab es lecker Frühstück in Padron,

wo wir in Ruhe miterleben konnten, wie langsam das Leben hier erwachte und die Sonne höher stieg.

An Wegweisern mangelite es dieses Mal nicht

und die Anzahl der Kilometer nahm sichtlich ab. Auch haben wir hier einen Friedhof mit normalen Gräbern gesehen,

was beinahe seltsam wirkte, wenn man nur den Anblick der Urnengräber entlang einer riesigen Wand kennt. Und dann gibt es ja noch die Bausünden oder Investruinen, wie dieses neue, prunkvoll anzusehende Anwesen

inmitten einer Steppenlandschaft unweit alter Mauerreste. Sieht zwar toll aus, aber wer würde das schon kaufen wollen … Es gibt eben Dinge, die muss man nicht verstehen.

Weiter führte uns der Weg durch reizvolle Landschaft,


bis wir einen kleinen „Spar“ erreichten, in dem wir uns Eistee und Cola kauften, um beides davor in Ruhe an einem schattigen Plätzchen genießen zu können. Ist schon was wert, so ein lauschiges Plätzchen

 

auf kühlen Steinen unter noch unreifen Reben

Und wieder kamen wir an einer Kirche vorbei, die leider verschlossen war. Somit gab es auch keinen Stempel In der nächsten Bar, im „Café a Milagrosa“ bekamen wir dann unseren ersten Stempel, wobei Birgit extra hereinkam, um uns „Hallo“ zu sagen. Sie hatte mit Maike und Thomasz im Kloster in Herbon übernachtet und erzählte nun kurz von ihren Erlebnissen. Leider trennten sich danach unsere Wege, denn wir haben sie, wie auch das polnische Ehepaar und M. + M. nicht mehr wiedergesehen. Nur Paul sahen wir vor der Kathedrale Foto schießend wieder und Thomasz kam uns im „Seminario Menor“ entgegen, als wir auf dem Weg zur Messe waren.

Irgendwann, wir wissen nicht mehr, wo es war, tauchte plötzlich eine große Gruppe Menschen auf, die alle den gleichen Rucksack hatten,

das gleiche T-Shirt trugen, den selben Pilgerstab schwangen und wahrscheinlich auch das gleiche Vesperpaket dabei hatten. Wie sich später herausstellte, war es ein Firmenausflug nach Santiago und die liefen wirklich wie auf einer Perlenschnur gereiht hintereinander an der Straße entlang! Das war schon lustig anzusehen und während sie den Weg entlang der Straße wählten (es war der mit den Bars am Wegesrand), entschieden wir uns für den landschaftlich schöneren Weg und mussten uns ca. sieben Kilometer vor Santiago entscheiden,

ob wir den alten Pilgerweg (mit einer heftigen Steigung zum Krankenhaus hinauf) in Kauf nehmen oder lieber den neuen (ohne Steigung, dafür etwas länger) gehen wollten. Da wir gut und gerne auf mehr Kilometer verzichten konnten, entschieden wir uns für den alten und das war eine gute Wahl, war er doch kürzer und wir schneller im nächsten Café gesessen, wo es den letzten Kaffee vor Santiago gab.

Gegen 16 Uhr endlich trafen wir bei blauem Himmel und Sonnenschein im Pilgerbüro ein, wo wir gleich unsere Compostela holten und uns nach einer Herberge erkundigten, die man auch bezahlen konnte und nicht so wie im „Parador“, wo eine Nacht im DZ mit nur einem 1,35 Meter breiten Bett schlappe 150 Euro kostet (special price for peregrinos – versteht sich)! Wir sind dann in die „Aubergue Seminario Menor“ gegangen, welche sich in einem ca. zehn minütigen Fußweg weit weg befindet. Aber aus den zehn können gut 20 Minuten werden, wenn man auf der einen Seite der Stadt hinunter und auf der anderen Seite wieder hinauf muss. Also kamen wir gegen 17 Uhr in der Herberge an, die so riesig ist,

das man leicht den Überblick verlieren und leichte Standortschwierigkeiten bekommen kann. Über den imposanten Eingangsbereich

mussten wir in den zweiten Stock, wo uns zwei Einzelbetten in einem der riesigen Schlafsäle zugewiesen worden waren. Natürlich, wir hätten auch Einzelzimmer nehmen können, aber das wäre teurer gewesen. Was ich aber toll fand, hier hatte jedes Bett (es gibt keine Stockbetten hier) sein eigenes Schließfach. Das ist mal eine feine Sache, vorausgesetzt, man hat eine Zwei-Euro-Münze parat.

Jedenfalls hatten wir nicht viel Zeit, denn um halb acht fing die Pilgermesse an. Das hieß für uns: Flink sein. Also schnell duschen (kurios war, es gab nur warmes Wasser bei schnuckeligen 28° C draußen), die Wäsche durchs Wasser ziehen und dann wieder los, damit wir noch einen Sitzplatz bekamen und nicht stehen mussten. Was seltsam ist, ist die Tatsache, steht man direkt davor, kommt einem die Kathedrale

riesig vor, aber wenn du dich nur ein paar Meter davon entfernst, ist sie fast nicht mehr auszumachen unter all den anderen Dächern dieser Stadt. Auf alle Fälle hatten wir Glück, denn ohne etwas gegessen zu haben, waren wir schon kurz nach sieben Uhr drin und ließen uns in einem Seitenarm auf der hintersten Bank nieder, wo ich erst dachte, was für ein besch… Platz, dann doch froh war darüber, denn der „Bota Fumero“ schwebte später direkt an uns vorbei

 

und verbreitete so seinen Weihrauchduft über uns.

Anfangs war ich schon enttäuscht über die Prunklosigkeit, dann aber positiv überrascht, als wir nach der Messe durch das Innenschiff spazierten und hier und da


so manch Kostbarkeit entdeckten.


 

 

 

Natürlich mussten wir auch zum heiligen Jakobus

und hatten echt Glück, denn kurz nach uns wurde niemand mehr zu ihm gelassen, da die Kathedrale ganz einfach schloss.

Eigentlich hätte jetzt hier unsere Reise zu Ende sein können, aber Santiago war ja nur eine Zwischenstation und wir wollten doch weiter bis ans Ende der Welt, was noch ein paar Kilometer weit entfernt lag. Also ging unsere Reise einfach weiter

So, da wir noch kein Abendessen, irgendwann aber auch keinen Hunger mehr hatten, kehrten wir in einen kleinen Laden hinter unserer Herberge ein, kauften alkoholische Getränke, um diese dann im Aufenthaltsraum (im Keller) unserer Herberge zu genießen. Dabei beschlossen wir auch, am nächsten Tag gleich weiter zu pilgern, was sich im Nachhinein als sehr weise herausstellte.

 

Samstag, 14. September 2013 (Santiago – Negreira) ca. 22 km

So, haben wir den Freitag, einen 13. doch gut über dir Runden gebracht. Und wir sind nicht gestorben, uns ist auch kein Ziegel auf den Kopf gefallen, keine schwarze Katze hat unseren Weg gekreuzt oder sonst etwas ist passiert, was man gut und gern auf einen solchen Tag hätte schieben können. So haben wir unsere erste Urkunde in der Tasche und um nicht aus dem Tritt zu kommen, wollen wir weiter Richtung Muxia ziehen, wo das „Heiligtum“ auf uns wartet.

Trotz des riesigen Schlafsaales haben wir wunderbar bis acht Uhr geschlafen. Und da wir kein Abendbrot hatten, sind wir gleich in die nächste Bar in der Nähe der Kathedrale eingekehrt und haben erst einmal ausgiebig gefrühstückt. So sind wir erst kurz nach halb zehn los und sind erneut unseren Muscheln gefolgt,

 

die sich jedoch schnell wieder in gelbe Pfeile verwandelten, die uns raus aus der Altstadt führten.

Der nächste Kilometerstein wies eine Zahl von 88,022 auf. Allerdings ist nicht klar, ob die bis Fisterra

 

oder Muxia gelten … So pilgerten wir erst auf dem Camino de Santiago

und dann auf dem Camino de Fisterra weiter. Die Sonne hatte es heute schwer, sich einen Weg durch die Wolkendecke zu bahnen, aber sie gönnte uns auf der anderen Seite des Hügels noch mal einen etwas verschleierten Blick zurück

auf Santiago mit jener Kathedrale, ohne die es wohl nie diese Massen von Pilgern und Touristen geben würde.

Nach unserer nächsten Pause folgte ein ordentlicher Abstieg neben einer asphaltierten Straße, dem ein ebensolch ordentlicher Anstieg auf geschottertem Weg in bis zu zwei-, dreihundert Meter Höhe folgte. Also langweilig wurde uns mit Sicherheit nicht, da der Weg landschaftlich auch einiges zu bieten hatte. Auch wenn wir bedeckten Himmel hatten, waren es doch so knapp um die 20° C und die Landschaft erinnerte teilweise an unseren heimischen Schwarzwald (den Eukalyptus mal weggedacht), so toll war es hier mitunter. Das gefiel wohl auch dem Grünkohl …

Zwischen halb und um zwei gab es dann noch mal ein kühlendes Getränk mit Käsekuchen, was nicht eben billig war, aber: Man gönnt sich ja sonst nix! Es war echt ein lauschiges Plätzchen, um ein Päuschen einzulegen, aber wir durften nicht allzu lang hier sitzen, denn wir mussten weiter über diese alte Brücke,

 

die uns dann durch das Örtchen führte.

Irgendwie waren wir gut im Tritt, denn gegen 15 Uhr schon erreichten wir die Herberge „San José“ in Negreira. Dort buchten wir ein DZ für 30 Euro im Nebengebäude mit Dusche und WC auf dem Gang. Nach dem Duschen haben wir die Wäsche in die Waschbärbel gestopft und mussten feststellen, dass wir das DZ gar nicht hätten nehmen brauchen, denn diese Herberge hier war so schön und liebevoll eingerichtet und dekoriert, dass es uns schon beinahe leid tat um die verpasste Nacht in dieser schnuckeligen Herberge.

Einige Zeit später konnten wir die Wäsche dann aufhängen und uns ins Städtchen begeben. Dort hat mir Enrico seine Lieblingsserveceria gezeigt, in der es aber leider nichts zu essen gab. So sind wir noch einkaufen gegangen und haben in einer Boggateria am Eck lecker Tortillas mit Pommes und Salat gefuttert. Kaum dass wir fertig waren, fing es doch tatsächlich an zu nieseln. Aber das war so wenig, dass man es eigentlich nicht erwähnen braucht. Immerhin: Es kam mal was Nasses vom Himmel. Gegen halb sieben waren wir dann zurück in der Herberge, haben die Wäsche reingeholt und bei Wein und Bier im Aufenthaltsraum der Herberge den Abend ausklingen lassen.

 

Sonntag, 15. September 2013 (Negreira – Olveiroa) ca. 31 km

Da wir wieder um acht aus der Herberge raus sein mussten, klingelte die Uhr um sieben und wir waren froh, dass die Nacht vorbei war, weil wir trotz DZ schlecht geschlafen haben.

So pilgerten wir uns eben die Müdigkeit aus den Knochen und genossen mal wieder einen Weg in den Sonnenaufgang hinein. Es war angenehmes Wetter und trotz des frühen Morgens brauchten wir keine Jacken. Erst ging es auf holpriger Straße hinaus aus der Stadt, dann einen Hügel hinauf und hinein in einen Wald, der sich irgendwann lichtete und die Landschaft offener und weiträumiger wurde.

Leider nur kam die nächsten 13 Kilometer lang keine Bar, keine Bank, auch kein Rastplatz, wo man sich mal hätte ausruhen können. Also sind wir gelaufen und gelaufen und haben unterwegs alle beneidet, die ruhen oder dösen konnten.

Um viertel vor elf gab es dann endlich Frühstück und Mittag in einem Gang, denn in Vila Serio ließen wir es uns bei Kaffee, Spiegeleiern mit Speck und Saft so richtig gut gehen. Diese Pause hatten wir uns echt verdient. Danach ging es schon viel frischer weiter und wieder führte uns der Weg durch verkokelten Wald und wir sahen über uns die Helis, die ihre Wassersäcke in einem nahegelegenen See füllten.

Um viertel nach eins kehrten wir in Santa Mariña in einer netten Bar ein, deren Wände mit vielen kleinen Münzen „gepflastert“ war.

Auch ich habe hier mein in Portugal gefundenes Zehn-Cent-Stück hinterlassen. Ob ich es nun daheim ausgebe oder hier lasse – welche Rolle spielt es? Dank W-Lan konnten wir endlich mal wieder Wetterbericht auf dem Handy schauen, der uns folgende Daten ausspuckte: 25° und sonnig in Porto, 23° und mit sonnigen Abschnitten in Santiago, 14,7° mit Regen in Karlsruhe, 15° bei bedecktem Himmel in Bad Dürkheim. Eigentlich hätten wir gleich hier in der Herberge, welche sich unweit der Bar befindet, bleiben können, aber wir wollten weiter, sonst wäre unser Zeitplan nicht aufgegangen. Es waren ja „nur noch“ 11 Kilometer bis Olveiroa … Trotz dass es nicht zu heiß war, war es dennoch windig, was wir allerdings genossen, denn somit kühlte immer ein angenehmes Lüftchen unsere Schweißausdünstenden Körper. Wäre man nicht ab und zu den Kornspeichern

unterwegs begegnet, hätte man meinen können, man wäre im Hegau oder Hohentwiel unterwegs, so abwechslungsreich offen aber auch hügelig präsentierte sich uns die Landschaft hier.

 

Irgendwann später konnten wir dann auch den See von oben aus sehen,

in dem die Löschhelis ihre Wassersäcke auffüllten. Leider sahen wir wirklich nicht viel mehr von diesem See, der bestimmt auch manch idyllisches Plätzchen vorzuweisen hatte.

Jedenfalls habe ich auf einem Bänkchen kurz nach dem See wieder einen Talisman gefunden, diesmal war es ein 50-Cent-Stück. Ich habe es schon immer gewusst: Das Geld liegt auf der Straße!

Aber auch das gibt es ganz oft und ganz viel in Galizien: Windräder. Die stehen wirklich wie an einer Perlenschnur aufgereiht auf den Hügeln

und sorgen so für die in manchen Ländern umstrittene Windenergie.

Gegen viertel nach vier haben wir endlich die „Albergue el horreo“

in Olveiroa erreicht und waren sichtlich überrascht, wie schön es hier ist. Gut, dafür, dass das Örtchen sonst nichts zu bieten hat, liegt diese Herberge bestens positioniert und bietet den Pilgern mit seiner riesigen Bar und dem kleinen Lädchen (was eigentlich nur zwei riesige Regale sind) alles, was man zum Pilgerleben braucht. Dass hier alles neu hergerichtet wurde, sieht man schon, wenn man durch die Toreinfahrt schreitet. Die Bar war bis vor zwei Jahren noch eine riesige Scheune.

Wir waren zwar nicht die ersten hier, aber auch nicht die letzten, so dass wir uns die Betten noch aussuchen konnten und uns für eine „Kabine“ am Fenster entschieden. Kabine deshalb, weil jeweils zwei Stockbetten durch eine dünne spanische Wand getrennt von den anderen waren und sogar über eigenes Nachtlicht verfügten. Insgesamt gab es neun Stockbetten und ein Einzelbett in diesem Schlafsaal und ein weiteres Zimmer mit sechs Stockbetten befand sich gegenüber, neben der ehemaligen Rezeption. Auch gab es hier Einzelduschkabinen mit WC darin. Purer Luxus. So macht pilgern Spaß

Da man hier nichts mehr machen oder wohin gehen konnte, haben wir uns eben mit unserem Picknick (was wir eigentlich tagsüber essen wollten) vor die Herberge gesetzt und es uns gut gehen lassen. Natürlich sind wir auf einen Absacker danach noch in die Bar und haben uns überlegt, wie wir die weiteren Etappen aufteilen wollten.

 

Montag, 16. September 2013 (Olveiroa – Muxia) ca. 31 km

Viertel nach sieben zeigte die Uhr beim Aufstehen und kurz vor acht Uhr waren wir startklar zur nächsten längeren Etappe. Irgendwie haben wir uns nach zwei Wochen schon eingelaufen, waren deshalb auch nicht mehr erstaunt, dass es wieder über 30 Kilometer werden sollten. Man fügt sich eben in seinen Trott. So richtig hell werden wollte es aber nicht, denn es blieb den Morgen über diesig und nebelig. Selbst die Windräder verschwanden teilweise im Nebel und alles bildete irgendwie eine

bizarre Kulisse. Aber zum Pilgern war es das ideale Wetter und es bot sich uns trotz Nebel so manch interessantes Landschaftsbild.

Die Gegend hier war aber auch hügelig, so dass es anfangs eigentlich nur hoch und runter ging und das teilweise durch die Wolken hindurch.

Noch waren wir auf dem gleichen Weg, aber wenige Kilometer später schon nahte die Gabelung des Weges und somit die Entscheidung:

Fisterra oder Muxia. Aber wir wollten ja zuerst nach Muxia und ich muss sagen, es war eine gute Wahl, wie auch die Entscheidung, nach Ankunft in Santiago gleich am nächsten Tag weiter zu pilgern. Die Landschaft hier ist jedenfalls fantastisch

und denkt man sich nur einmal den Eukalyptus weg, würde man meinen, man stünde in der Lüneburger Heide. Es war die reinste Augenweide. Ich muss es noch einmal erwähnen: So macht pilgern einfach Spaß

Aber hätten wir gewusst, dass es in Dumbria mittlerweile auch eine Herberge gibt, hätten wir unsere Etappen anders gelegt und wären hier eingekehrt

(alles superneu und modern und teilweise noch im Bau begriffen). So blieb uns nur der Gang in die nächste Bar, wo wir ein ordentliches Frühstück bekamen und uns freuten, dass es nur noch oder angeblich 20 Kilometer bis Muxia waren. Denn wie viel es tatsächlich bis Muxia sind, kann keiner genau sagen. Die einen sagen, es wären insgesamt 30, andere meinen, es wären 32 und manche sagen, es wären nur 28 Kilometer. Ja, wenn es die Spanier schon  nicht wissen, woher soll es ein weit aus dem Ausland hergereister Pilger wissen? Jedenfalls ging es dann weiter durch eine wirklich reizvolle Landschaft mit Eukalyptus (was sonst), an Maisfeldern und Silbergras vorbei,

sowie an verfallenen Gebäuden und prunkvollen Villen zwischenrein.

Die nächste Pause legten wir so gegen halb zwei in Quintans ein, was eine weise Entscheidung war, denn just in diesem Augenblick ging ein ordentlicher Schauer nieder, den wir nur müde belächelten und uns freuten, dass wir im Trockenen saßen und unseren Milchkaffee genießen konnten.

So ging es dann weiter im Nebelregen (es war eigentlich weder Fisch noch Fleisch) mal mehr oder weniger hinauf und hinunter, bis wir das erste Mal das Meer

sahen und wussten: nun ist es nicht mehr weit!

Also ich muss schon sagen – die Ortsbezeichnungen in Spanien – oh la, la … Vor ein paar Tagen sind wir an „Porno“ vorbei und nun lesen wir das hier:

„Casasnovas“. Also wenn man nicht genau hinsieht, verliest man sich doch glatt, oder? Aber mal sehen, was noch kommt …

Endlich mal wieder ein Stein mit Kilometerangabe, denn

merkwürdigerweise fehlten fast überall die Kilometerschilder auf den Steinen von Santiago an. Jedenfalls steht dieser hier in einer weniger einladenden Umgebung, denn um ehrlich zu sein, traf uns der Schock, als wir aus dem Wald traten und hinunter an den Strand liefen, um unseren Weg wieder auf gewohnten und doch lang vermissten Holzlattenstegen zu gehen.

 

Hier sah es aus, als hätte der Wind eine Mülldeponie

geöffnet oder sämtlichen Müll aus Muxia und Umgebung hierher getragen. Der Grund war einfach: ein Fest.

Darauf hat uns die Barfrau am Morgen in Dumbria schon hingewiesen, und sofort fiel uns wieder das Fest und die schlaflose Nacht in Ponte de Lima ein. Aber dieses Fest hier dauerte schon seit Freitag an und irgendwie schien es niemand für nötig gehalten zu haben, seinen Müll wieder mitzunehmen. Denn es war Montag und von einer Säuberungsaktion war nichts zu sehen, dafür lag das Fest in seinen letzten Zügen und die letzten Marktschreier waren am Zusammenpacken.

Was den Müll allerdings angeht, übertraf das hier alles, was ich jemals selbst erlebt habe!

Jedenfalls waren wir froh, als wir gegen halb fünf an der Herberge ankamen,

 

die nicht nur von außen so futuristisch aussah, sondern auch mit modernem Innendesign glänzte.

Es waren schon einige Pilger hier, aber wir bekamen noch ein Stockbett von insgesamt zwölf in dem Saal in der ersten Etage. Hier bekamen wir auch unsere zweite Urkunde, die wir stolz schnell im Rucksack verstauten. Trotz des Mülls ließen wir es uns nicht nehmen, nach dem zur Gewohnheit gewordenen Duschritual noch einmal durchs Städtle zu wackeln. Da ja aber noch Fest war, hatten natürlich alle Läden und ebenso viele Bars geschlossen, so dass wir in einer nicht besonders einladend wirkenden Eckkneipe ein Pilgermenü mit einer „Caldo Galego“ bekamen. Endlich bekamen wir mal den Grünkohl zu essen, den wir sonst nur am Straßenrand und in diversen Gärten haben stehen sehen Selbst das Restaurant in der Herberge „Bella Muxia“ hatte geschlossen! Warum pilgern wir aber auch, wenn andere Feste feiern?! Da es ja sonst nichts käuflich zu erwerben gab hier, haben wir uns aus besagter Eckkneipe eine Flasche roten Weines mitgenommen und ein Becherchen davon im geräumigen Empfangsbereich der Herberge getrunken. Was wir hier auch lobend erwähnen müssen, ist die Tatsache, dass der Hostelero für uns ein Zimmer in Lires (unsere nächste Station) gebucht hat, weil es im Führer hieß, es wäre besser, vorher zu buchen, was sich aber im Nachhinein als überflüssig herausstellte.

 

Dienstag, 17. September 2013 (Muxia – Lires) ca. 15 km

Auch am nächsten Morgen säumte noch jede Menge Müll

und Unrat unseren Weg bis hinunter zum „Heiligtum“, das wir uns nicht entgehen lassen wollten. Auf alle Fälle liefen wir in den Sonnenaufgang hinein

und das war solch ein Genuss, einen Tag so erwachen sehen zu dürfen. Schade, dass es zu schnell vorbei war und wir wieder mit blauem Himmel, Sonnenschein verwöhnt wurden. Aber wir wurden nicht enttäuscht von der „Santa María de Muxia“,

deren Tür zwar offen stand, aber der Innenbereich durch ein weiteres Gittertor verschlossen blieb. Also schauten wir uns ein wenig um

 

 

und bekamen doch noch ein paar Bilder zur Erinnerung

 

an dieses herrliche Stück Erde. Und die Kilometerangabe unter der Muschel fehlte natürlich auch!

Es war wirklich ein tolles Fleckchen hier und hätten wir nicht weiter gemusst, ich wäre noch ein, zwei Tage geblieben, nur um immer wieder hier nach oben steigen und diesen Blick genießen zu dürfen.

 

 

Mit einem letzten Blick zurück auf den Hafen

und ein „Jippiheihe“ auf dem Gipfel verabschiedeten wir uns von hier oben und nahmen unsere nächste Etappe in Angriff. Von der anderen Seite der Bucht erhaschten wir einen allerletzten Blick auf Muxia mit seinem „Heiligtum“ und ich bin mir doch sicher: Hier komme ich noch einmal her!

Es war schon kurz vor zehn Uhr, als wir uns auf den ursprünglichen Jakobsweg von der Straße weg hinauf in den Wald begaben. Aber irgendwie war dieser Weg nie oder nur ganz selten begangen, denn an einer Gabelung wussten wir nicht weiter.

Das Gras wucherte Meterhoch und es war auch nichts ausgeschildert. Also drehten wir um und liefen den Weg an der wenig befahrenen Hauptstraße entlang, was zwar landschaftlich weniger reizvoll, dafür aber besser beschildert war. Aber kaum haben wir die Hauptstraße nach mehreren hundert Metern verlassen, ging es nur noch rauf und runter (mehr runter jedoch) durch eine entzückende Landschaft,

die mich wieder an die Lüneburger Heide erinnerte und total verzaubert hat. So was Schönes aber auch …

In der Bar „As Eiras“

in Lires kamen wir so gegen viertel nach eins an und waren überrascht, was hier los war. Hier gaben sich die Pilger faktisch die Klinke in die Hand und nachdem wir eingecheckt hatten, war der Spuk schnell vorbei und wir schienen nunmehr die einzigen Pilger hier zu sein, was wir total genossen. Wir waren echt überrascht, dass wir die einzigen Pilger im Pilgerzimmer mit drei Stockbetten und einem supermodernen Bad (behindertengerecht eingerichtet) blieben in dieser Pension, die so viele Zimmer bot, dass man sich schnell verlaufen konnte in den verwinkelten Gängen.

Jedenfalls ließen wir es uns nicht nehmen, nach unserer Dusche und einem klitzekleinen Nickerchen hinunter ans Meer zu gehen, was ungefähr einen Kilometer weit weg war. Der Weg dahin war angenehm zu laufen. Asphalt wechselte mit sandigem Untergrund. Dann ging es über eine kleine Brücke,

die über einen schmalen Fluss führte, der wenig später um einiges breiter wurde und ins Meer mündete.

Die Bar oberhalb des Strandes hatte den idealen Platz, den eine Bar nur haben kann. Also ließen wir uns dort nieder,

genossen nicht nur den gigantischen Blick aufs Meer, sondern auch unser Gläschen Rotwein und die herrlich, noch warmen Pimientos de Padrón. Das sind kleine, grüne Paprikaschoten und eine Spezialität aus Padrón, wo wir leider nur durch gepilgert sind, ohne da genächtigt zu haben. Jedenfalls fühlten wir uns schon ein wenig wie Gott in Frankreich, auch wenn wir hier in Spanien waren. Hier hätte man ewig sitzen,

Rotwein trinken und seinen Blick dabei schweifen lassen können. Und die Gedanken und Erinnerungen kamen und gingen, nur das Meer hat dich begleitet: du hörst es, du siehst es und manchmal schmeckst du es auch. Wenn ich hier wohnen würde, ich würde auch nicht woanders hin wollen, auch wenn da hinter dem Horizont die Freiheitsstatue grüßt. Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?!

Auch wir mussten leider wieder gehen und haben im Pilgerführer gelesen, dass man als Pilger auch dieses kleine Häuschen

(zur Bar gehörend) buchen kann. Hätten wir das eher gewusst, wir hätten doch lieber hier genächtigt. Nun gut, man kann nicht alles haben, aber diese Aufnahme mussten wir noch tätigen, sonst hätte uns das niemand geglaubt, denn da unten schwamm unser Abendessen!

 Das waren so viele Fischtiere, die sich da unterhalb der Brücke tummelten und entweder nach Insekten oder nach Luft schnappten, dass man nur den Finger hätte hineinhalten brauchen und man hätte einen „an der Angel“ gehabt.

Gegen 18 Uhr dann waren wir zurück in unserer Herberge und wir hatten tatsächlich das Pilgerzimmer für uns Da es erst ab acht Uhr Essen gab, haben wir noch eine Stunde geruht und sind dann hinunter ins Restaurant, wo wir folgende Wetterinfo bekamen: 21° in Porto (bewölkt mit sonnigen Abschnitten), 16° in Santiago (bedeckt), 12° in Karlsruhe (einsetzender Regen mit Wind), – 12° in Bad Dürkheim (Regen). Nur gut, dass wir hier und nicht dort waren!

 

Mittwoch, 18. September 2013 (Lires – Fisterra) ca. 14,2 km

Da wir das Zimmer samt dem tollen Bad für uns alleine hatten, konnten wir bis acht Uhr schlafen. Was für ein Luxus … Frühstück gab es dann um halb neun unten im Restaurant, was wirklich reichlich ausfiel. Das war aber auch gut so, denn es sollte bis Fisterra keine Bar mehr kommen (das war in Portugal wirklich angenehmer). Bei bedecktem Himmel sind wir eine Stunde später los, kamen aber nicht weit, denn ein kleines weißes Fellbündel schmiss sich uns direkt vor die Füße und forderte seine Streicheleinheiten, während zwei schwarz-weiße Stubentiger

diesem Schauspiel nur verschlafene Blicke gönnten. Waren die Streicheleinheiten verteilt, konnte es weitergehen und wir wählten den Weg durch die bewaldete Landschaft und nicht an der Küstenstraße entlang, was sicherlich auch seinen Reiz gehabt hätte.

Und wieder wollte uns ein Vierbeiner nicht von der Pelle rücken, denn ein kleines Pony lief uns bis zum Ende seines Geheges nach und warf uns solch sehnsüchtige Blicke zu, dass wir es am liebsten gleich mitgenommen hätten. Dabei stieg in uns die Frage hoch, wie das wohl wäre, mit dem Pferd oder Esel zu pilgern. Geht das überhaupt und wenn ja, wo schläft Mann / Frau / Tier?

Jedenfalls kamen wir nicht nur an seltsamen Sitzgelegenheiten vorbei, sondern auch an wunderschönen Blütenteppichen,

deren Blüten, aus der Nähe betrachtet, aussahen, wie blau eingefärbte Brunnenkresse.

Nachdem es wieder hoch und runter durch mehr oder weniger bezaubernde Landschaft ohne Bar, Bank oder Rastplatz ging, waren wir froh, als wir gegen 12 Uhr einen Colaautomaten samt Bänkchen auf einem Parkplatz unweit von Fisterra fanden und ein Päuschen einlegen konnten.

Am Ortseingang von Fisterra kamen wir an diesem Kirchlein vorbei, das von einst monströsen Platanen umrahmt gewesen war. Allerdings können jetzt nur noch zwei dicke Stämme ohne Äste

Zeugnis von dem Ausmaß geben. Wenige Meter später konnten wir einen ersten Blick aufs Meer erhaschen

und wussten: Es war nicht mehr weit, das Ende nahte. Und tatsächlich gelangten wir gegen 13 Uhr an der staatlichen Herberge an, wo wir unsere dritte Urkunde in Empfang nehmen konnten. Aber hätten wir gewusst, was uns in der Herberge erwartet, wir wären in die privat geführte gewechselt. Denn hier bekam man einen Code, um in die Zimmer zu gelangen und wir bekamen ein Stockbett im ersten OG mit elf weiteren Stockbetten im Zimmer. Diese waren aber so eng gestellt, dass gerade eine Maus noch durch gepasst hätte. Also umziehen und Rucksäcke dazwischen – keine Chance! Wir hatten aber soweit Glück, dass unser Stockbett einzeln an der Wand, ziemlich nah an der Tür stand. Also konnten wir uns „bequem“ im Durchgangsbereich umziehen. Dann gab es im zweiten OG noch ein Zimmer mit sechs Stockbetten, aber nur jeweils eine Dusche und eine Toilette für Männlein und Weiblein für die gesamte Herberge. Also ich weiß ja nicht, wie die Menschen im Mittelalter gelebt haben, aber das hier schien nicht weit entfernt davon.

Jedenfalls haben wir ganz schnell geduscht (waschen brauchten wir ja nicht, war ja unser letzter Abend) und danach etwas gedöst (so gut es halt ging bei einer Geräuschkulisse, die einer riesigen Ampelkreuzung gleichkam). Danach sind wir erst einmal in eine Bar mit deutschsprachiger Bedienung eingekehrt und haben uns dann auf die Socken zum Kap Finisterre gemacht.

Und während wir auf der Asphaltstraße immer höher hinauf kamen, riss der Himmel zwar nicht wirklich auf, aber wir begegneten und überholten diesen einsamen

Pilger hier, der, in Bronze gegossen, sich niemals wegbewegen kann. Hatte ich am Anfang gedacht, die Herberge liegt in der Nähe des Kaps, so wurde ich jetzt eines Besseren belehrt, denn es waren noch mal ein paar Kilometer bergauf zu absolvieren.

Jedenfalls erreichten wir irgendwann das Gipfelkreuz

und kamen endlich bei Kilometerstein 0,00 an,

der auch bei bewölktem Himmel den Pilgern das Ende ihrer Reise anzeigt.

Da der Leuchtturm (das Museum

darin) erst um 17 Uhr öffnete, haben wir uns vorher auf den Klippen niedergelassen und unser Fläschchen Vino Tinto geleert, dabei einen wunderbaren Blick auf scheinbar grenzenlose Weite genossen.

Und wäre nicht etwas Blau am Himmel gewesen, man hätte nicht ausmachen können, wo der Himmel ins Meer fällt oder andersherum das Meer den Himmel berührt. Wir hätten noch ewig dort sitzen und aufs Meer schauen können, aber der Himmel zog sich allmählich zu und den grandiosen Sonnenuntergang am Kap Fisterre konnten wir vergessen. Also quälten wir uns wieder hoch (die Klippen waren mittlerweile gut besucht, auch ohne Aussicht auf Erfolg eines gelungenen Sonnenunterganges am Ende der Welt), stiefelten an einem überdimensionalen Wanderstiefel vorbei

(wahrscheinlich gehört der zum bronzenen Pilger am Rande der Straße) und holten uns im Museum des Leuchtturmes unseren allerletzten Stempel für den Pilgerpass. Aber: Wir wollten nicht einfach so von hier weggehen. Also gingen wir zurück, an den fliegenden Delphinen

vorbei und kehrten in der winzigen Bar unweit des Leuchtturmes auf einen ordentlichen Whisky ein. Verwunderlich war, dass hier nur Spanier saßen, die rauchten, tranken oder Karten spielten und kaum ein Pilger sich hier hinein verirrte. Nun ja, man muss nicht alles verstehen. Jedenfalls haben wir auf dem Rückweg unsere Flasche mit Wunderwasser vom Brunnen „Fonte Cabanas“ aufgefüllt und hofften nun wirklich auf ein Wunder, in welcher Art auch immer.

Doch es wäre ja langweilig, immer die gleichen Wege zu gehen. Deshalb nahmen wir einen „kleinen“ Umweg in Kauf und liefen nicht an der Straße zurück, sondern bogen ein paar Meter nach dem Brunnen links ab, um den Hügel hinauf zu marschieren, von dem man einen interessanten Blick auf Fisterra genießen kann. Gut, bei schönem Wetter hätte man einen noch viel schöneren Blick gehabt, aber dann wären wir ja jetzt auch nicht hier gewesen, sondern auf den Klippen sitzen geblieben und hätten dem grandiosen Sonnenuntergang gefrönt. So mussten wir uns mit einer eher vernebelten Aussicht auf den Ort und den anderen Badestrand zufrieden geben,

was wir trotzdem genossen, auch wenn wir das Gefühl hatten, mitten in den Wolken zu stehen, solch ein Sprühnebel umgab uns. Mitunter war kein Übergang mehr zu erkennen und wir wussten nicht, schauten wir jetzt aufs Meer oder schon in den Himmel, so grau war alles.

Aber die Wolken hatten es eilig und gaben manchmal den Blick auf eine anmutig wirkende Umgebung frei. Es herrschte aber auch eine steife Brise hier oben und der Nebelregen machte es nicht eben einfacher. Aber hartgesotten wie wir sind, ließen wir uns davon nicht beeindrucken und tranken unser Bierchen auf dem Rastplatz oberhalb jenes Strandes, wo manche Menschen ihre Zelte aufschlagen und ein Feuerchen bereiten. Irgendwann jedoch mussten wir wieder zurück und fanden unseren Weg auf verschlungenen Pfaden hinab, und kamen am Haus mit der Nr. 65 vorbei,

dessen Hausnummer eine wunderschöne Marienfigur

mit Jesuskind auf sechs Kacheln ziert.

Zum Abschluss und mit Einbruch der Dämmerung kehrten wir in eine Bar direkt am Hafen ein, um einen letzten Schluck Portwein am Ende der Welt in Spanien genießen zu dürfen. Dabei kamen wir doch tatsächlich zu dem Ergebnis, dass dank des verpatzten Sonnenunterganges (dem Wettergott sei es zu danken) wir hier unbedingt noch mal her müssen, nur das Wann und Wie blieb offen.

 

Donnerstag, 19. September 2013 (Fisterra- Santiago- Karlsruhe)

Geschlafen haben wir die letzte Nacht so gut wie gar nicht, nicht vor Aufregung, nein, aber jedes Mal, wenn jemand auf Toilette wollte, hat er den verkehrten Schalter erwischt, so dass ein gutes Dutzend Mal das Licht im Schlafsaal an und wieder aus ging. Was für eine Nacht Wie froh waren wir deshalb, als endlich unsere Uhren um halb sieben klingelten. So schnell waren wir aus noch keinem Bett raus, gewaschen und angezogen! Da es im Schlafsaal zu eng war, mussten wir unsere Rucksäcke im Vorraum unter einer Notbeleuchtung packen. Nicht gerade der ideale Platz, aber wir haben auch das gemeistert. Irgendwann kann man über alles hinwegsehen und wir waren doch in gewisser Weise froh, dass es heute heim ging – zum eigenen Bett und eigenen WC!

Auch wenn wir schlecht geschlafen hatten, ging alles schneller als gedacht, so dass wir um viertel nach sieben schon in der Bar gegenüber der Herberge saßen und mit gemischten Gefühlen unser Frühstück einnahmen. 7:55 Uhr haben wir uns dann an der Bushaltestelle angestellt. Wir waren nicht die ersten, aber auch nicht die letzten. Und ich hatte so den leisen Verdacht, nicht sitzen zu können, aber es bestätigte sich nicht, denn der Bus war riesig und die Plätze nicht vollständig besetzt. Eigentlich sollte er 8:20 Uhr fahren, tatsächlich aber fuhr er erst 8:39 Uhr los, da einiges an Gepäck verladen werden musste, u. a. auch Fahrräder! Hinzu kam noch das Ticket lösen beim Fahrer selber, was auch noch mal Zeit kostete. Dafür war die Fahrt echt schön und beinahe romantisch an der Küste entlang und nicht nur einmal grüßte uns der Leuchtturm von Kap Finisterre aus der Ferne.

Kurz vor elf Uhr trudelten wir auf dem Busbahnhof in Santiago ein und waren überrascht von der Größe und dessen Ausmaße. Wir mussten uns erst einmal orientieren und vor allem auch in Erfahrung bringen, wann und wo der Bus zum Flughafen fuhr, denn wir mussten ja heute noch nach Hause zurück. Es dauerte schon eine Weile, bis wir unsere Rucksäcke in die Schließfächer (zum Glück passten beide in ein Schließfach, denn der Preis für ein Fach war schon heftig: 3,50 €!!!) verstaut und die Abfahrtszeit in Erfahrung gebracht hatten, so dass wir eine gute halbe Stunde später noch einmal nach Santiago hinein laufen konnten.

In der Stadt dann genehmigten wir uns erst einmal ein ordentliches Mittagessen in der Nähe der Kathedrale

und mussten wieder hartgesotten gegenüber den Bettlern sein, die doch tatsächlich bis an die Tische herankamen und unverschämt um Almosen baten. Nach dieser Stärkung bummelten

 

wir noch einmal durch die Stadt

(diesmal entspannter als vor einer Woche) und entdeckten

 

noch die eine oder andere Sehenswürdigkeit dabei. Natürlich durften auch ein paar Mitbringsel nicht fehlen. Viel konnten wir eh nicht mitnehmen, da wir eben dieses Platzproblem hatten, was letztlich auch ganz gut war, sonst hätte man die Jagd nach den Souvenirs wohl ewig ausweiten können.

Der Faktor Zeit spielte ja auch eine nicht unwesentliche Rolle dabei, denn um halb zwei sind wir zurück zum Busbahnhof

und haben so den 14:20 Uhr-Bus erreicht. Eigentlich wollten wir um 14:50 Uhr fahren, aber so war es uns auch recht, so dass wir viertel vor drei schon auf dem Flughafen in Santiago waren.

Was für ein goldiger Flughafen. Total entspannt hier und so übersichtlich … Jedenfalls haben wir unsere Rucksäcke erst einmal zu lustigen Kokons einschweißen lassen, damit wir sie heil wieder in Empfang nehmen konnten. Das ist total praktisch, damit die Bändchen, Schnüre und Schnallen nicht stören oder irgendwo hängen bleiben oder gar zerstört werden. Während ich dem Mann bei seiner Arbeit fasziniert zuschaute, fragte ich mich, warum man das nicht auf allen Flughäfen anbietet, denn Rucksacktouristen gibt es überall, nicht nur in Santiago.

So, da es ja auf dem Hinflug schon nichts zu nagen gab, gab es jetzt auf dem Rückflug mit Sicherheit auch nichts, so dass wir uns für nicht wenig von unserem sauer verdienten Geld noch etwas aus dem Flughafenrestaurant gönnten. Im zollfreien Geschäft haben wir uns natürlich auch noch eingedeckt und wollten dann eigentlich nur noch nach Hause. Diesmal hob die Maschine pünktlich ab (ich habe gestaunt, wie voll die war), auch in Madrid hat alles geklappt mit dem Anschluss, so dass wir pünktlich um 22:30 Uhr in Frankfurt am Main eintrafen. Auch unser Abholtaxi wartete schon vor Ort auf uns. Nur mussten wir noch auf unsere „Kokons“ warten, die aber wider Erwarten mit uns eintrafen und wir diese keine halbe Stunde später schon in den Händen halten konnten. Im Taxi selber waren wir nicht alleine, denn eine junge Frau, die Urlaub auf Madeira gemacht und etwas Pech mit dem Wetter gehabt hatte, wollte zurück nach Baden Baden. Aber wir kamen zügig und ohne Staus durch, so dass wir froh und doch geschafft gegen dreiviertel eins des neuen Tages daheim ankamen.

 

Fazit dieser Pilgerreise:

Wir werden noch einmal bis ans Ende der Welt gehen, dann aber starten wir zu Fuß von daheim aus!

 

2 Gedanken zu „Caminho Portugues von Porto nach Santiago, Muxia und Fisterra 2013

  1. Hallo Habe deinen Bericht mit Freude gelesen. Bin in 2017 im Sept. auch den Weg von Porto nach Santiago gegangen und dann von Muxia nach Finistere, war wunderbar und ich konnte vieles wiedererkennen. Wir sind gleich vom Flughafen auf den Campinglpatz gelaufen und sind dann mit dem Bus zurück nach Porto weil unser Flug wieder von Porto zurück nach Frankfurt ging. Wir waren dann 2 Tage noch in Porto und haben uns die Stadt in aller Ruhe angesehen. war herrlich weil wir auch sehr schönes Wetter hatten. war wirklich traumhaft. Wir waren schon in 2008 mit dem Rad von Pamplona bis nach Finistere gefahren und dadurch war uns schon vieles bekannt. Danach hat meine Frau festgestellt dass das Thema Camino für uns beendet ist aber ich hänge imnmer noch dran denn ich bin täglich auf irgendwelchen Internetseiten unterwegs. Weiterhin wünsche ich dir einen guten Weg und Blasenfreie Füße. Alfred

    1. Hallo Alfred,
      danke für das Lob und die guten Wünsche. Dass aber deine Frau das Camino-Ende für euch beide beschlossen hat, verstehen wir nicht so recht. Man kann auch alleine pilgern, das ist ein ganz anderes Erlebnis. Vielleicht schaffst du es ja doch noch mal auf den Weg. Wir drücken dir die Daumen.
      Angelika und Enrico

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